Pessimistische Lyrik

ich bin durch nester

Beitragvon Franz » So 11 Jan, 2009 15:06


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    ich bin durch nester

    fiel aus allen I wolken immer wieder
    wolken schlösser bauten in
    die höhe meiner kronen
    schwarz auf I weiß ist
    trumpf und doch ver
    schwimme ich im
    regen treiben meiner
    zinnen I innerhalb
    der wärme
    meiner
    selbst


    [size=85:jkki9fcs]Sonntag, 11.01.2009[/size]
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Re: ich bin durch nester

Beitragvon Old Gil » Mo 12 Jan, 2009 18:04


Hallo Sanscryt.
Einen ersten Pluspunkt sammelt dein Gedicht auf meiner ganz persönlichen Skala schonmal deshalb, weil ich selbst vor kurzem an einem Text geschrieben habe, der diese wunderbaren Oxidationsmetaphern verwendet. Leider bin ich ziemlich an der Ausführung gescheitert, und so freut es mich, einen Text zu lesen, dem genau das nicht passiert.
Ich sehe hier ein lyrIch, gerade aufgenommen, gerade angekommen (wo auch immer, vielleicht ein Zuhause), und sofort wieder fortgestoßen, fallen gelassen. Wie die Wolken, scheinbar fest, aber wenn man näher kommt oder sie berühren will, sind sie doch nur diese winzigen Wasserpartikel, Nebel, der die Haut feucht werden lässt so dass die Kleidung am Körper klebt, nichts festes und erst recht kein Heim.
Abgesehen vom ganzen meiner Meinung nach ebenfalls gelungenen Rest gefallen mir zwei Zeilen besonders gut:
"...weiß ist
trumpf und doch ver"
Da geht es wohl jedem anders; ich jedenfalls habe den Vers unwillkürlich mit "Verrat" beendet. Sehr schick.
Ein kleines Problem habe ich noch mit den Zinnen. Ein wenig glaube ich schon dahintergestiegen zu sein, aber eben noch nicht so wirklich... aber ich schaue es mir definitiv noch einmal an.
Ansonsten sehr, sehr gerne gelesen. Später etwas mehr.
grüße.
gil.
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Re: ich bin durch nester

Beitragvon Ruelfig » Mo 12 Jan, 2009 21:08


Hallo sanscryt,
gefällt mir sehr, nur die Zinnen irritieren mich, da sie eigentlich nichts treiben können. Ich weiß, dass dies einiges ändern würde, aber wie wäre es mit: " regen treiben meine" ?
Sehr gerne gelesen,
Grüße,
R
P.S. Das steht dir, so zu schreiben.
Endlich Nichtdichter
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Re: ich bin durch nester

Beitragvon Franz » So 18 Jan, 2009 12:16


Hallo zusammen,

habe es leider nicht früher geschafft zu antworten.

@Old Gil

schön zu lesen, dass du dir den Text später nocheinmal anschauen möchtest!
Diese - wie du sie nenst - Oxidationsmetapher entstand wohl eher zufällig aus dem Titel heraus,
denn diesen wollte ich auf jeden Fall seiner Doppeldeutigkeit halber benutzen, und als
''quasi' - ersten Vers stehen lassen. Der Rest ist dann wohl eher simple Redewendung,
ohne meinen Text künstlich abwerten zu wollen.

@santa fu

ja, über die Trennschtriche habe ich sehr viel nachgedacht, und werde es sicherlich auch in nächsten Texten wieder machen.
Ich selber finde sie nicht von schlechten Eltern, innovativ, oder wie man sonst noch dazu sagen möchte.
Sie geben mir einmal mehr die Chance aktiv auf den Lesefluss einzugreifen, weshalb ich sie hier auch gesetzt habe.
Der Bruch im Rhythmus den sie erzeugen sol wohl stärker sein als eine 'simple' Zäsur, aber auch weniger als ein Punkt.
Ob nun gelungen oder nicht, das muss wohl jeder selbst entscheiden. Klar ist mir auf jeden Fall auch dass sie schon echt strange
sind, weshalb ich hier noch eher skeptisch bin.
Die Genitivmetapher finde ich auch eher naja, denn am Schluss habe ich mie echt einen abgebrochen. Hier wollte und wollte mir nichts in den Sinn kommen,
und was letztlich dabei herauskam ist (um dir Recht zu geben) nicht der Brüller! Einzig der Rhythmus (ja, ich habe ne Rhythmus-Knäkke wech) ist hier echt gut,
weshalb ich den Kram letztlich auch genommen habe.

@ruelfig

Hmm, ein guter Aspekt den du hier bringst, denn treiben können Zinnen wohl nicht wirklich.
Legitimieren kann ich allerdings wenn ich sage, dass die Zinnen an sich ja als 'Gemütszustände' ich Raum stehen sollen/können,
und denen kann man besagten Inhalt wohl doch andichten. Zweifelhaft? Ja! Aber doch ein Weg mich zu rechtfertigen.
Hier und da fehlt es mir immernoch an Umsicht, wenn es um den Umgang mit lyrischen Texten geht
Vielen Dank auch für das P.s.! Macht auf jeden Fall Spaß, und ich finde für mich langsam echt den rechten Weg
Lyrik zu verfassen. Thanx 4 Lob!

Vielen Dank an euch! Old Gil, Santa & ruelfig.
Ich hätte echt nicht gedacht das der Text hier so gut angenommen wird!

Alles Gute und so, sans
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Re: ich bin durch nester

Beitragvon Old Gil » Di 20 Jan, 2009 19:35


Hallo Sanscryt.
Auch eine interessante Art, Gedichte zu schreiben, von Anfang bis Ende, danach rundschleifen. Wenn dabei was Gutes rauskommt, umso besser.
Die Trennstriche... also ich möchte nicht unbeding innovativ sagen. Du sagst, sie geben dir die Möglichkeit, aktiv in den Lesefluss einzugreifen. Aber mir als Leser geben sie genau dieses Gefühl, nämlich dass der Autor in den Lesefluss eingreift. Aber als Leser will ich das eigentlich gar nicht. Ich möchte nicht vom Autor in einen Lesefluss gelenkt werden, sondern vom eigentlichen Text (auch wenn dieser natürlich auch im Endeffekt durch den Autor geschrieben habe; ich will in dieser Beziehung zumindest meine "gefühlte" Eigenständigkeit bewahren). Deshalb denke ich eher, dass diese Trennstriche nicht nur als ein einfaches, fast schon zu einfaches Mittel aufgenommen werden, um den Lesefluss zu lenken - sondern (meistens) eines sind. Ich bin eher dagegen.
gruß.
gil.



[quote="sanscryt":2r4w55m1].
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    regen treiben meiner
    zinnen I innerhalb
    der wärme
    meiner
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Re: ich bin durch nester

Beitragvon Franz » Mi 21 Jan, 2009 18:23


Tach Gil,

schön dich nochmal zu lesen!
Wenn du sagst, dass du die von mir gesetzten Trennstriche nicht sonderlich innovativ findest, dann liegt das sicherlich daran, dass ich selber in 'neuzeitlicher' Lyrik noch nicht so bewandert bin, und (wie in einem anderen Thread schon gement) erst schauen möchte was denn so möglich ist, und was wie wirkt.
Zur Wirkung dieser auf den Leser: ich als Autor habe ja eine bestimmte Intention wenn ich ein Gedicht schreibe. Dies impliziert natürlich auch Betonung und solch Kram, und hier ist der Punkt an dem ich schon finde, ich habe die Aufgabe den Leser in seinem 'Bild' zu lenken. Grenzen gilt es hier zu finden - logisch. In dem Punkt ist dein Einwand legitim, aber ich finde ein wenig darf man hier als Autor den Ton schon angeben.

Was hältst du hiervon:

ich bin durch nester

fiel aus allen Wolken immer wieder
Wolken schlösser bauten in
die höhe meiner kronen
schwarz auf Weiß ist
trumpf und doch ver
schwimme ich im
regen treiben meiner
zinnen Innerhalb
der wärme
meiner
selbst

...ein Kompromiss würde ich sagen :D

Alles Gute, sans
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