Hallo Freddy,
mir gefällt Dein Einstandstext in seiner Gesamtheit durchaus gut! Formal sagt mir die Symmetrie des ersten Absatzes in metrischer Hinsicht sehr zu, da diese Symmtrie mit einem gewissen Stillstand, den ich aus den Zeilen lese, harmoniert. Dazu hälst du das Hauptmotiv - das der Periodizität - sowie die marine Metapher auf ansprechende Weise aufrecht, was dem Gedicht eine Geschlossenheit gibt.
Was mich aber doch stört ist die Ballung von Neologismen gleich zu Beginn.
Zwei Gletscheraugen starren
auf Spiegelmeeres Brandung.
Kein Sommer lässt die Wasser
Trans-Ich-Kanal durchsickern.
Durch diese Akkumulation reduzierst du das Gewicht der Wortschöpfungen, statt einen gedanklichen Schwerpunkt dort entstehen zu lassen. Dazu wirkt mir der Trans-Ich-Kanal zu technisch, als dass er zum einen zur doch recht an der Festigkeit orientierten Form und zum anderen zu den naturlastigen Bildern passen würde. Dies ist aber wirklich subjektiv und du kannst es ebenso als Kontrast sehen.
Ferner fällt mir auf, dass doch eine Reihe existenzieller Begriffe wie "Ich", "Vergangenheit", "Zukunft" auftauchen. Wenn du dem Gedanken, nicht all zu viele dieser aufgeladenden und doch ein wenig nichtssagenden Vokabeln zu verwenden, um die Authentizität zu erhöhen, etwas abgewinnen kannst, vielleicht als Hinweis für zukünftige Werke.
Wieder zum Lob:
Ein Periodenschreien,
das ichverblühend wirkt.
Äußerst starke Schlusszeilen, die einen gelungenen Einstand hier im LiFo unterstreichen. Gefällt insgesammt :-)
Gruß, Friederich