Eines Mitternachts am Feuer
saß ich, seltsam-ungeheuer
die Gedanken, die da drangen dumpf in meines Hirnes Sphär´
Im Kamin die tanzend Flammen
wuchsen, zuckten wild zusammen
warfen im verrückten Spiele wirre Schatten kreuz und quer
Trübe warn die Geistes Wege
eine tiefe Qual sich regte
- wie viel mir in all den Jahren dieses Leben hat beschert!
rastlos schritt ich auf und nieder
ratlos, tat es immer wieder
denn ich hatte wahrlich alles, was ich jemals je begehrt
Schritte knarrten auf den Dielen
meine wirren Blicke fielen
hin zum Spiegel und mein Antlitz starrte müde zu mir her
fahl und bleich die trüben Züge
starr die totengleiche Miene
nur ein Fremder, denn ich selber kannte mich schon längst nicht mehr
Wenn ich alles, was ich wollte
hatte, was ich je verfolgte
ja warum erdrückte dennoch mich der Sorge Last so schwer?
Keinen Rat konnt´ ich mir geben
nichts, der Wogen Wucht zu legen
welche drangen ungebändigt, unablässig zu mir her
Schaudernd kehrte ich mich gegen
dieses Bild, die Spiegel-Schemen
ungestüm, und meine Schritte führten mich zum Flammenmeer
schweigend stand ich, endlos lange
zitternd sich das Feuer rankte
im Kamine und die Hitze brannte wie mein Herz so sehr
Eingesperrt im Schatten-Kerker
meine Sehnsucht wurde stärker
diese Sehnsucht, doch ich wusste nicht wo sie mocht´ kommen her
draußen tobten, heulten Winde
oh verfluchte Qual verschwinde!
Lass mich Leben, mir den Frieden, den ich so geliebt bisher
Doch ich konnte nicht entrinnen
und so stürzt´ ich wie von Sinnen
durch die Flure des Gemäuers, doch wohin wusst´ ich nicht mehr
in den Ohren fremde Klänge
lief ich rastlos durch die Gänge
längst schon war ich meiner eignen wirren Schritte nicht mehr Herr
Endlich stand ich vor der Pforte
dort wo eingraviert die Worte
die ich selbst mir hat´ geschrieben, als ein Zeichen, lang vorher
„Diese Kammer hält dein Sehnen
deiner Hoffnung stummes Flehen
wenn du eintrittst wisse, dass die Last der Sorge drücket schwer“
Las der Augen fremde Zeichen
längst vergaß ich deresgleichen
und was hinter jener Türe lag verwirrt´ mich allzu sehr
zögernd trat ich in die Kammer
welche Grund für meinen Jammer
und mit furchtsam schlagend Herzen trat ich zu der Truhe her
Oh ihr edlen, treuen Herzen
ahnet kaum welch teuflisch Schmerzen
ich erduldet´: bis zum Grunde war die große Truhe leer
Doch ich konnte mich entsinnen
warum sie wohl stand hier drinnen
der Erkenntnis eisner Faustschlag traf mich so wie nie vorher
Alle jene Träume eben
die ich nicht mehr konnte leben
weil das Leben sie genommen und ich sah sie nimmermehr
welche mich am tiefsten quälten
welche meine Seele pfählten
nahm ich aus dem wunden Herzen und ich trug sie bis hierher
Dacht´ ich, alles zu bekommen
was ich mir einst vorgenommen
dacht´ ich, alles zu erfüllen, was ich mir gewünscht, jeher
musste ich nun leider sagen
- was der Grund für meine Klagen -
dass ich manches hat´ vergessen, was ich einst mir wünschte sehr
Die Erinnerungen drangen
und umschlangen mich wie Schlangen
aus der bodenlosen Truhe auf mich, wie ein Schatten-Heer
hilflos wandt´ ich mich in Qualen
und ich zählte ihre Zahlen
tausend waren´s, und es wurden jedes Mal noch tausend mehr
Mühsam konnte ich entfliehen
doch mit tausend Stimmen schrieen
mir die die Asche und die Knochen meiner Träume hinterher
zitternd lag ich am Kamine
dort mit totenblasser Miene
und die Seele fühlt´ sich schrecklich, unersetzlich, endlos, leer
Heute weiß ich´s abzukehren
wenn die Geister aufbegehren
doch an solchen trüben Tagen, fürcht´ ich, schwindet meine Wehr´
hilflos muss ich´s dann ertragen,
wenn sie mir am Herzen nagen
denn verlorne Träume wiegen endlos viele Tränen schwer.