Pessimistische Lyrik

Seelenpein

Beitragvon Aichi » Fr 10 Jul, 2009 22:30


[mittig:3pnlz501]
Seelenpein


Der Fluss meiner Verzagtheit verklebt
meine zwiespältigen Lippen

Unbeabsichtigt unterschlagen
Meine seelische Misere

Zugeschnürt sind meine Hände
Der Wille scheint müde zu sein

Ein kurzer Blick in das monumentale Nichts
Lichtlos verschwommen…[/mittig:3pnlz501]
[mittig:1cblroer].
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Sich zu unterscheiden und nach der Kehrseite zu fragen
[es] ist die einzige Rettung ...

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Re: Seelenpein

Beitragvon M.C.Bertram » Fr 17 Jul, 2009 18:28


Hi Aichi,
jetzt habe ich es mehrfach gelesen und Elemente eines burnout werden für mich klarer. So fasse ich den Text auf: ein sich selbst entfremdetes lyrisches Ich kann sich nicht mehr ausdrücken, denn Ambivalenz verklebt ihm die Lippen. Unbewußt blieb ihm seine eigene seelische Not bis zu dem Punkt, wo ihm kein Ausdruck mehr möglich ist. Die Probleme erstrecken sich auch auf sein Handeln, denn es beklagt seine gebundenen Hände.
Das LI stellt Betrachtungen an über seinen Zustand, hält seinen Willen für erlahmt. Ein Bild für Entscheidungsunfähigkeit. Das lichtlose Nichts, grau verschwimmende stumpfe Fühllosigkeit, kennzeichnet ein depressives burnout. Ein durchgehend stimmiger Text; dieser seelische Zustand wurde schon klinisch beschrieben.

Noch etwas Seltsames: erst wollte ich schreiben, mal ein deutscher Titel für dein Gedicht kommt auch gut rüber. Dann fand ich Seelenpein irgendwie unzutreffend, weil die überwiegend bewußt wäre, das LI seine Misere aber unterdrückte. Dann dachte ich, jetzt hat Aichi einen deutschen Titel gewält und sie kriegt eine Kritik mit einem englischen Textvorschlag. Dann wußte ich nicht weiter und ließ alles sein.
Das Gedicht ist hoffentlich nicht ansteckend. Gruß mcb
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Re: Seelenpein

Beitragvon Niko1230 » Fr 17 Jul, 2009 21:02


hu!
das geduicht finde ich sehr gelungen, weil es einen zustand überaus treffend beschreibt. und das auf eine sehr gekonnte art. aber ich bin furchtbar - ich finde immer was *g
also:
den titel finde ich eher abstoßend. natürlich liegt in dem wort alles, was der text ausdrückt. aber auch das ist eher nachtreilig für mein empfinden. seelenpein ist ein süßliches frühromantisches wort, das nicht nur irgendwie verniedlichend sondern auch negativ behaftet ist. ich würde sagen, es gibt ca 978308 mal das wort seelenpein in irgendeinem gedicht. natürlich ist es kein kriterium, es dann hier nicht zu schreiben. klar aber ist, das ein vielbenutztes wort einfach im laufe der jahrzehnte, jahrhunderte an gewichtigkeit und präzision verliert.
ich persönlich würde auch entpersonifizieren. das klänge dann so:

Seelenpein

Der Fluss der Verzagtheit verklebt
die zwiespältigen Lippen

Unbeabsichtigt unterschlagen
Die seelische Misere

Zugeschnürte Hände
Der Wille müde

Ein kurzer Blick in das monumentale Nichts
Lichtlos verschwommen…

nur mal so als gedankenanregung. aber trotz "meckerei" - es ist ein sehr starkes gedicht.


lieben gruß: Niko
Die Selbstzerstörung findet im Geheimen
und trotzdem vor dem Leser statt.
(Günter Kunert)
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Re: Seelenpein

Beitragvon Aichi » Sa 18 Jul, 2009 00:20


Hallo Bertram! :)

jetzt habe ich es mehrfach gelesen und Elemente eines burnout werden für mich klarer. So fasse ich den Text auf: ein sich selbst entfremdetes lyrisches Ich kann sich nicht mehr ausdrücken, denn Ambivalenz verklebt ihm die Lippen. Unbewußt blieb ihm seine eigene seelische Not bis zu dem Punkt, wo ihm kein Ausdruck mehr möglich ist. Die Probleme erstrecken sich auch auf sein Handeln, denn es beklagt seine gebundenen Hände.
Das LI stellt Betrachtungen an über seinen Zustand, hält seinen Willen für erlahmt. Ein Bild für Entscheidungsunfähigkeit. Das lichtlose Nichts, grau verschwimmende stumpfe Fühllosigkeit, kennzeichnet ein depressives burnout. Ein durchgehend stimmiger Text; dieser seelische Zustand wurde schon klinisch beschrieben.


Danke für deine Interpretation. :)

Und ja... das lyr. Ich vermag sich wirklich nicht mehr auszudrücken.
Egal in welcher Form.

Das wurde schon klinisch beschrieben?
Interessant...

Noch etwas Seltsames: erst wollte ich schreiben, mal ein deutscher Titel für dein Gedicht kommt auch gut rüber. Dann fand ich Seelenpein irgendwie unzutreffend, weil die überwiegend bewußt wäre, das LI seine Misere aber unterdrückte. Dann dachte ich, jetzt hat Aichi einen deutschen Titel gewält und sie kriegt eine Kritik mit einem englischen Textvorschlag. Dann wußte ich nicht weiter und ließ alles sein.
Das Gedicht ist hoffentlich nicht ansteckend. Gruß mcb


Hehe! :D

Das war wohl eine schwierige Entscheidung
für dich, was?

Ja, irgendwie benutze ich zur Zeit wieder öfters deutsche Titel.
Aber ich mach das eh immer so aus dem Bauch heraus.

Gruß

Aichi
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Re: Seelenpein

Beitragvon Aichi » Di 21 Jul, 2009 00:56


Hallo Niko1230!

das gedicht finde ich sehr gelungen, weil es einen zustand überaus treffend beschreibt. und das auf eine sehr gekonnte art. aber ich bin furchtbar - ich finde immer was *g


Danke für die Blumen Niko! :D

Mist! Du hast echt noch was gefunden? 8o

;)

also:
den titel finde ich eher abstoßend. natürlich liegt in dem wort alles, was der text ausdrückt. aber auch das ist eher nachtreilig für mein empfinden. seelenpein ist ein süßliches frühromantisches wort, das nicht nur irgendwie verniedlichend sondern auch negativ behaftet ist. ich würde sagen, es gibt ca 978308 mal das wort seelenpein in irgendeinem gedicht. natürlich ist es kein kriterium, es dann hier nicht zu schreiben. klar aber ist, das ein vielbenutztes wort einfach im laufe der jahrzehnte, jahrhunderte an gewichtigkeit und präzision verliert.


Hm... verstehe was du meinst.
Aber das mit den Titeln komm meeeistens eher so spontan, weißt du?

Da mach ich mir nicht unbedingt Gedanken drüber,
wie oft das schon verwendet wurde. ;)

So ist es doch auch oft bei Liedern bzw. Musikalben.
Die Titeln können echt bescheuert sein,
aber wenn der Inhalt stimmt, hat sich das damit wieder ausgeglichen, oder?

ich persönlich würde auch entpersonifizieren. das klänge dann so:

Seelenpein

Der Fluss der Verzagtheit verklebt
die zwiespältigen Lippen

Unbeabsichtigt unterschlagen
Die seelische Misere

Zugeschnürte Hände
Der Wille müde

Ein kurzer Blick in das monumentale Nichts
Lichtlos verschwommen…

nur mal so als gedankenanregung. aber trotz "meckerei" - es ist ein sehr starkes gedicht.


Das ist wohl wirklich Ansichtssache jetzt.

Deine Version hört sich natürlich auch gut an.
Aber ich spreche ja meistens durch eine andere Person.

Da ist das mit dem Personifizieren schon gewollt.
Trotzdem Danke für den Vorschlag und überhaupt für dein Kommentar. :)

Gruß

Aichi
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