von rivus » Sa 18 Jul, 2009 00:36
ach perry, dein text kommt feinsinnig daher. das geteilte leid klammert sich auch an den leser, der an den bildern teilhaben kann. ein hoffnungsloses, leidendes, klammerndes ld mit tunnelndem blick an einem ufer nicht aushaltbarer wirklichkeit, der stämme als strohhalme treiben sieht, die das ld ans andere, rettende ufer bringen könnte. aber können diese stämmigen strohhalme tragen? hat das ld nur eine kontemplative kraft, die zwar visualisieren kann, aber sich im vorstellen können schon verausgabt, so dass nur ein für das ld hoffendes li die sehnsucht auf rettung quasi stellvertretend ans andere ufer tragen kann? oder vermittelt diese erste strophe ein vorübergehendes verzagen, das durch einen traurigen augenblick das ld im unbeweglichen, unveränderbaren belässt, um es im weiteren verlauf wachzurütteln und auf den vielleicht noch möglichen weg zu bringen? auf diesem weg liegen aber schlichtweg blätter, die der wind poetisch „den bäumen von den zweigen gefegt hat“ als ob - so hofft jedenfalls der leser - beppo, der glückliche straßenfeger seine hände im spiel hätte! doch finden wir nur frierende (bäume) am rand. das ld findet weder im mittelnden mittelteil des gedichtes, noch in deren mitte, nicht mal am rand statt und hinterlässt ein horror-vacui-gefühl. in der dritten strophe regt sich fast unvermutet das ld aus einem unsichtbaren stillstehen und stemmt sich im aufblitzenden bewusstsein des „geteilten leides“ mit dem glauben an der kraft der schicksalsgenossenschaft zu einer samaritertat, die die immer noch bestehende passive geisteshaltung für einen moment des aufbegehrens unterbricht. leider gilt dieser vermutete widerstand gegen das scheinbar trostlose schicksal nicht der rückkehr zum aktiven leben mit hilfe eines verbündeten, sondern der vorbereitung auf das endgültige kaputtgehen und sterben. was nun fräsend bleibt, ist das vielfach geteilte leid.
sehr gern gelesen
lg, rivus