Pessimistische Lyrik

videostill

Beitragvon AmHain » Sa 18 Jul, 2009 14:06


Videostill [size=50:1cavyxim](aggregationsinduzierte Dissoziation)[/size]

endlicht vorm rauswurf _______ dann rauschen
die ersteinfühlung von /außen/ umstellt
eine kalte schütte chromverzerrter innenhelle
ins überweite leerstehen sie klatschen tasten
mit handgriffshilfen ans dünne blechgehäuse

schreierfüllte luft verwirbelt eisenspäne durch
plötzlich zustürzende schachteingänge____stau
es hebt und senkt den atem, die todeswippe, ein
zweimal platz für ein kurzes aufhusten

blutschaumgekröntes sappt an betonlippen
organe: steckengeblieben und körperlos nur
spiegelbildnisse fast fixierter glasgemälde
halten hinterm objektivdeckel zurück wie
der vater faucht

„diese stadt ist geliefert“


schiefgehendes entwächst jeder gefolgschaft
[size=85:2qt21sdr]gitt daun
se riesen tu gitt hai
is se riesen tu gitt daun[/size]
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Re: videostill

Beitragvon rivus » Mi 05 Aug, 2009 14:30


hallo AmHain,
videostill macht mich schauernd: unsere welt in der videoperspektive ist eine endlose, nur von sinnesüberreizung lebende videowelt. nur die pause wirft sie über bord u. setzt einen anderen wahrnehmungstakt. die pause wirkt zu lang u. das nachfolgende rauschen bringt uns in eine andere, bisher unendeckte welt (ich denke da an den film der marsch, wo urplötzlich hungernde schwarzhäutige vor den fenstern der fernsehenden europäer standen, die ungläubig aufs so ferne fenstergeschehen starrten!). es wirkt wie eine orgastische befreiung u. hinterlässt doch eine entjungferte, kalte, maschinelle leere. doch die welt um uns herum ist mit andren dingen beschäftigt. sie schreit, stürzt in sich zusammen, staut, begehrt, selektiert, führt uns zu unserer sterblichkeit. "die todeswippe" kündigt unbarmherzig einen generationswechsel an. der mensch scheint sich nicht bewährt zu haben und kann sich kaum gegen die weitere evolution des lebens auf der erde wehren. er zerfleischt sich selbst, materiell, körperlich, psychisch bis zur unkenntlichkeit und voyeurisiert bis
sie hinterm objektivdeckel verschwindet. nur der objektivierende vater der eingefangenen bilder bleibt evolutionär und entpuppt sich als doppelter visionär.

grüße, rivus
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