Pessimistische Lyrik

Verwoben

Beitragvon Aichi » Sa 08 Aug, 2009 22:36


[mittig:200jwey0]
Verwoben


Fahle Regenblätter
Spinnengestricktes verhüllt das gehauchte Lebewohl

Ein widerhallendes Aber
Ungewissheit kriecht in deinen Nacken

Zugezogene Brust … verengte Atmung

.
.
.

[Verwobenes Sichtfeld][/mittig:200jwey0]
[mittig:1cblroer].
.
.
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Sich zu unterscheiden und nach der Kehrseite zu fragen
[es] ist die einzige Rettung ...

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?????, ????
- Dir en grey -

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[/mittig:1cblroer]
Aichi
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Re: Verwoben

Beitragvon Anne Elk » So 09 Aug, 2009 02:07


[block:2gon1ycb]Hallo Aichi!
Habe Dein Gedicht mit Interesse gelesen, danke dafür. Zunächst hat mich der Titel neugierig gemacht und angezogen.
Wenn ich es richtig verstehe, beschreiben Deine Zeilen einen Abschied (evtl. für immer) und Zweifel an der Richtigkeit bzw. Unsicherheit bzgl. der Entscheidung eines Beziehungsabbruches (welche Art Beziehung auch immer). Diese Unschlüssigkeit spiegelt sich meines Erachtens auch in der Sprache wieder, damit meine ich, dass mir persönlich die meisten Bilder zu verschwommen sind. Wahrscheinlich wolltest Du auch genau das erreichen (= verwobenes Sichtfeld), aber mich packen die Bilder dadurch nicht wirklich. Ich empfinde die Atmosphäre als zu fragil und zu dünn (z.B. im ersten Teil durch die Worte "fahl", "gehaucht")
"Spinnengestrickt" ist ja ein ganz hübscher Ausdruck, da ich auch ein Fan von Spinnenkunstwerken bin und daher gleich einige vor meinem inneren Auge entstehen, insgesamt finde ich den Ausdruck aber etwas zu bemüht. Ein simples "Spinnennetz" wäre mir echter und handfester vorgekommen, aber das ist sicher Geschmacksache.[/block:2gon1ycb]

"Ein widerhallendes Aber
Ungewissheit kriecht in deinen Nacken"

Diese beiden Zeilen finde ich etwas zu ausgeleiert, da zu oft so ähnlich gelesen. Ist daher für mich nicht so reizvoll.

"Zugezogene Brust … verengte Atmung"

kam dann schon etwas überraschender daher, da es einen Sprung auf das körperliche, innere Erleben beinhaltet und hier daher durchaus spannungsvoll wird, da das Gedicht für mein Empfinden vorher abgehobener war und hier straight und fühlbar ist. Trotzdem mag ich die Worte nicht sonderlich, klingen nach Angina pectoris-Patientenbericht und "zugezogen" und "verengt" im Doppelpack wecken doch eher unangenehme klaustrophobische Assoziationen in mir.

Was danach kommt, verwirrt mich eher. Mit dem Bild "verwobenes Sichtfeld" konnte ich am meisten anfangen, da es mir zentral für das Gedicht erscheint und so viele Möglichkeiten zulässt, in deren Richtung Du weiterschreiben könntest (= im Sinne von verstrickt sein, abhängig, orientierungslos und hin- und hergerissen sein, sich selbst das Schicksal weben = konstruieren), weshalb ich mich fragte, wieso es bloß da unten in Klammern steht.
Soweit meine Meinung.

Vielleicht kannst Du ja ansonsten (auch) mit folgenden Fragen etwas anfangen:

- Sind die "fahlen Regenblätter" wirklich wichtig um das auszudrücken, was Du ausdrücken möchtest oder sind sie
überflüssig?

- Muss das Lebewohl "verhüllt" und "gehaucht" daherkommen?

- Interessieren würde mich auch der Aspekt, dass meiner Meinung nach aus dem Gedicht nicht klar wird, ob das
"Lebewohl hauchende" und "Aber widerhallende" Wesen ein- und dieselbe Person ist. Das lässt für mich mehrere
Interpretationsmöglichkeiten zu. Die Frage ist: Wolltest Du das offen lassen?
Da Du dann schreibst: "Ungewissheit kriecht in deinen Nacken" , gehe ich doch eher von zwei unterschiedlichen
Personen aus ... war das so von Dir gedacht?

So, ich hoffe, da war ein vielleicht auch etwas Brauchbares für Dich dabei. :)

Schöner Gruß an Dich!
Miss Anne Elk
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Anne Elk
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Re: Verwoben

Beitragvon Aichi » So 09 Aug, 2009 12:10


Hallo Anne Elk!

Du bist neu hier, nicht wahr?
Dann mal Willkommen hier von mir. :)

Wenn ich es richtig verstehe, beschreiben Deine Zeilen einen Abschied (evtl. für immer) und Zweifel an der Richtigkeit bzw. Unsicherheit bzgl. der Entscheidung eines Beziehungsabbruches (welche Art Beziehung auch immer).


Ja, das hast du richtig verstanden.
Es geht hier um einen Abschied und die Unsicherheiten deswegen.

Diese Unschlüssigkeit spiegelt sich meines Erachtens auch in der Sprache wieder, damit meine ich, dass mir persönlich die meisten Bilder zu verschwommen sind. Wahrscheinlich wolltest Du auch genau das erreichen (= verwobenes Sichtfeld), aber mich packen die Bilder dadurch nicht wirklich. Ich empfinde die Atmosphäre als zu fragil und zu dünn (z.B. im ersten Teil durch die Worte "fahl", "gehaucht")


Hm ... naja, ich versuche mich irgendwie an neuen Bildern,
was wohl doch nicht so zu funktionieren scheint ... :(

"Spinnengestrickt" ist ja ein ganz hübscher Ausdruck, da ich auch ein Fan von Spinnenkunstwerken bin und daher gleich einige vor meinem inneren Auge entstehen, insgesamt finde ich den Ausdruck aber etwas zu bemüht. Ein simples "Spinnennetz" wäre mir echter und handfester vorgekommen, aber das ist sicher Geschmacksache.


Für die einen wär dann wieder ein "Spinnennetz" zu "einfach". :/
Naja, wirklich recht machen kann man es nie allen.

Was danach kommt, verwirrt mich eher. Mit dem Bild "verwobenes Sichtfeld" konnte ich am meisten anfangen, da es mir zentral für das Gedicht erscheint und so viele Möglichkeiten zulässt, in deren Richtung Du weiterschreiben könntest (= im Sinne von verstrickt sein, abhängig, orientierungslos und hin- und hergerissen sein, sich selbst das Schicksal weben = konstruieren), weshalb ich mich fragte, wieso es bloß da unten in Klammern steht.
Soweit meine Meinung.


Ok, das sind für mich schon ein paar gute Vorschläge drinn,
auf die ich vllt weiter aufbauen kann. Danke dafür. :)

Das ab "Zugezogene Brust … verengte Atmung", also die Punkte und so,
soll irgendwo die schwere Atmung des lyr. Ichs hier "beschreiben" und die dadurch "verschwommene Sicht" [der Dinge].


Sind die "fahlen Regenblätter" wirklich wichtig um das auszudrücken, was Du ausdrücken möchtest oder sind sie
überflüssig?


Eigentlich meine ich damit die schon getrockneten Tränen.
Vllt hätte ich bei dem Wort "getrocknet" bleiben sollen. :rolleyes:

Das Gedicht beschreibt genau die Sekunden, als die eine Person die andere "stehenlässt" und die Situation kurz danach, also des Stehengelassenen.

Muss das Lebewohl "verhüllt" und "gehaucht" daherkommen?


Ok, vllt ist das "gehaucht" etwas zu viel des Guten.
Aber das "verhüllt" bezieht sich ja auch irgendwo auf das "Spinnengestrickte".

Interessieren würde mich auch der Aspekt, dass meiner Meinung nach aus dem Gedicht nicht klar wird, ob das "Lebewohl hauchende" und "Aber widerhallende" Wesen ein- und dieselbe Person ist. Das lässt für mich mehrere Interpretationsmöglichkeiten zu. Die Frage ist: Wolltest Du das offen lassen? Da Du dann schreibst: "Ungewissheit kriecht in deinen Nacken" , gehe ich doch eher von zwei unterschiedlichen Personen aus ... war das so von Dir gedacht?


Es war nicht unbedingt so von mir gewollt.
Eigentlich wollte ich die Personifizierungen ganz rauslassen dieses Mal.

Auf jeden Fall sind es ja zwei Personen hier.
Wobei mehr, wie oben erwähnt, dann die Situation des hinterlassenen Ichs beschrieben wird.

Soweit ... Danke für dein Kommentar.
Werd mich vllt mal später wieder rannsetzten. =)

Grüße

Aichi
[mittig:1cblroer].
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Sich zu unterscheiden und nach der Kehrseite zu fragen
[es] ist die einzige Rettung ...

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