Pessimistische Lyrik

Himmelssterben

Beitragvon Aichi » Do 08 Okt, 2009 11:08


[links:2anee8vj]

Himmelssterben


Vom Schwarz besudelt
erhängt sich die Liebe des Mondes
im endlosen Tal

Unter den Augen der Sonne
bricht das Wolkenmeer entzwei,
sickernd, über das Himmelsufer

Ein früher Tod,
der Wind ging mit einem Flüstern,
Blüten senken ihre Häupter

Durch das Nichts,
ein letztes Gebet … [schwerelos]
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Sich zu unterscheiden und nach der Kehrseite zu fragen
[es] ist die einzige Rettung ...

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Re: Himmelssterben

Beitragvon rivus » Do 22 Okt, 2009 13:35


hallo aichi,

ein himmelssterben könnte das ende aller oder zumindest der irdischen u. der erde nahen welt sein & so erwarte ich als leser von achibildern, viele sterbende, pathetische bebilderungen. als erstes merke ich auf, denn deine strophenübergänge haben bezüge u. man kann sie im lesen herstellen! als zweites fällt auf, dass das sterben des himmels vom himmel her über die erde u. über die erdzentristische welt fällt.

in der ersten strophe finde ich als erstes opfer den mond, der seine liebe im himmelssterben nicht mehr finden kann u. "schwarz besudelt" sich in einem "endlosen tal" erhängt. damit verlieren die erdbewohner ihre mond(sehn)süchte. zusätzlich werden sie von mondleiden befreit u. eines seit menschengedenken bestehenden fluchtweges beraubt.

in der zweiten strophe bricht nicht nur die paracelsische himmelsschale, sondern auch das wolkenmeer u. die mitte der welt, die erde, wird existentiell, in ihrem dottersein, gefährdet und das sterben für alles irdische eingeleitet.

in der dritten strophe fällt das aristotelisch-ptolemäische welttbild zusammen u. auch der gegenwärtige tod kommt „mit einem flüstern“ , für alle die ihre ohren zugestopft haben, um das alles nicht spüren, nicht wahrhaben zu müssen u. in demut vor dem schöpfungssterben senken selbst die widerständigsten blüten ihre zur sonne gereckten häupter.

in der vierten strophe findet der leser nur noch die aufgelöste paracelsische welt u. wir sehen weder wasser noch luft, noch die schale als feste des himmels, sondern „das nichts“ u. ein letztes, vielleicht visualisiert überlebtes, immaterialisiertes (stoß)gebet eines einstigen erdbewohners im schwerlosen. „das nichts“ als abwesenheit alles irdischen seins ist eine furchtbare vorstellung. aber immerhin ist es nicht das absolute nichts u. die existenz von gebet u. schwerelosigkeit macht den leser hoffen, dass sich leben gerettet haben könnte u. die bitteren erfahrungem des himmels-/erdsterbens in einer anderen daseinsweise existentieller u. schöpferischer umgesetzt werden können.


gern darüber nachgedacht

lg, rivus
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Re: Himmelssterben

Beitragvon Aichi » Fr 23 Okt, 2009 00:23


Hallo rivus!

Du hast das Gedicht vollkommen so erfasst,
wie man es auch eigentlich erfassen "sollte".

Gefallen hat mir an deinem Kommentar,
dass du wirklich zu jeder Strophe etwas geschrieben hast.

Vor allem das

strophenübergänge haben bezüge u. man kann sie im lesen herstellen!
als zweites fällt auf, dass das sterben des himmels vom himmel her über die erde u.
über die erdzentristische welt fällt.


stimmt vollkommen. :)

Es fängt sozusagen "oben" an
und geht dann letztendlich auch eben auf die Erde über.

Gern gelesen dein Kommentar.
Vielen Dank.

Grüße

Aichi
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