Ich bin den Sternen fremd
an manchen Tagen
ob dunkler Rauch steigt
aus dem vollen Korn
ob Schüsse fallen
schon am Morgen
ob Stürme toben
ungehemmt
Ich bin den Sternen blind
und taub an manchen Tagen
Ich harre stumm und
bleib mir fremd
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fremdlingIch bin den Sternen fremd
an manchen Tagen ob dunkler Rauch steigt aus dem vollen Korn ob Schüsse fallen schon am Morgen ob Stürme toben ungehemmt Ich bin den Sternen blind und taub an manchen Tagen Ich harre stumm und bleib mir fremd Der Schlüssel zum Glück ist auf jeden Fall ersteinmal ein Schlüssel. (Gregor Libkowsky)
Re: fremdlingach olaf,
mein leuchtturm suggerierte mir, schreib dem olaf, dass das gedicht uns beiden gefällt u. so schreibe ich flugs deinem "fremdling". mich fasziniert die für mich melancholische melodie, die durch alle verse stimmt u. klingt. ich möchte im zauber dieser zeilen noch weiter bleiben u. so verzeih, dass es zu deinem text keine geschriebene interpretation, auch keinen analytischen schnitt gibt, aber sei dir gewiss, meine assoziationen sitzen auf münchhausens fliegende kugel u. zollen dem mir nach dem lesen gar nicht mehr so fremd scheinenden "fremdling" respekt. sehr gern gelesen lg, rivus
Re: fremdlingHallo, Olaf -
Das lyrIch ist den Sternen fremd. Es kennt sie, sie kennen es nicht. Dafür wird kein Grund angegeben. Im Gegenteil: Es werden Dinge angegeben, die eigentlich gegen das den Sternen Fremdwerden sprechen müssten (ob[wohl]…). Dabei geht es um... Krieg? Wahrscheinlich. Die Stürme wollen aber noch nicht so ganz hineinpassen. Oder wird der Krieg nur als eine Art Naturkatastrophe dargestellt, mit genau demselben eben nicht vorhandenen Sinn wie ebenjene? Stellt sich aber die Frage: Was sind das überhaupt für Sterne? Ich vermute nun einfach mal den Blick in die unerreichbare Ferne, ein bisschen auch den Geist der Romantik. Nun ist er also den Sternen gegenüber auch noch blind und taub - wobei taub auch generell gesehen werden kann. Hach, ich muss gestehen, ich habe Probleme bei der Interpretation deines Textes. Das Interessante, dass ich zu sehen glaube, ist die These, die das lyrIch aufstellt: Normalerweise bringen Not und Elend (Rauch, Schüsse, Stürme) einen Menschen dazu, die Sterne zu sehen - einen gewissen unverrückbaren Halt, so weltentrückt er auch sein mag, zu suchen und zu finden. Das lyrIch jedoch kann diesen Halt (zu dem Ich die Sterne jetzt einfach mal frecherweise gemacht habe) trotz der äußeren Impulse, trotz Rauch und Schüssen und Stürmen gelingt es ihm nicht. Nicht "weil", sondern "obwohl". Aber so wäre es mir noch zu sehr eine einfache These und zu wenig nachvollziehbar. Das "taub", dass sich auch auf anderes als nur die Sterne beziehen könnte lässt mich einfach an Dumpfheit denken... Abstumpfung? Wenn das Stummsein bedeutet, dass das lyrIch schon sein Leben lang taub war (ein Taubstummer?), hätte das Bild der Taubheit als Abstumpfung hier nichts verloren. Du siehst - ich komme nicht weiter. Das finde ich eigentlich sehr schade, weil mir der gesamte, melancholische Rhythmus deines Textes sehr gefällt und ich die These, die (für mich scheinbar) aufgestellt wird, sehr interessant finde. Mit einem winzigen Hinweis auf deine Intention wäre mir vielleicht schon ein bisschen geholfen. Sehr gern gelesen, gil.
Re: fremdlinghallo old gil, danke für deine ausführlichen gedanken zu dem kleinen text.
eine these aufzustellen, war mir eigentlich fremd. von daher wird eine logische textaufschlüsselung nicht aufgehen. das gefühl, sich der welt gegenüber sprachlos und hilfos zu sehen, angesichts der unbegreiflichkeiten inclusive des sich selbst nicht begreifen könnens, war sozusagen mein leitmotiv. die einschränkung "manchmal" bezieht sich auf die glücklicherweise ganz gut funktionierenden abwehr- und vermeidungsmechanismen, die uns an die hand gegeben wurden. so tritt das grundgefühl des verlorenseins, des fremdseins sich selbst und einer absurden welt gegenüber doch im alltagsgeschehen eher in den hintergrund. hallo rivus, auch dir ein danke für die beschäftigung mit dem text. OlafmitdemTraktor Der Schlüssel zum Glück ist auf jeden Fall ersteinmal ein Schlüssel. (Gregor Libkowsky)
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