Pessimistische Lyrik

Angst schüttet Milch aus

Beitragvon Perry » So 25 Okt, 2009 16:52


Wenn ich abends Milch holen ging,
musste ich durch ein Wäldchen.
Wenn Pfeifen nicht mehr half,
die Buschgespenster zu vertreiben,
schleuderte ich die Henkelkanne
einem Propeller gleich um mich herum.
Keines der Monster wagte es mehr
mich anzugreifen, denn die Spritzer
hätten es sichtbar gemacht.
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Re: Angst schüttet Milch aus

Beitragvon Niko1230 » So 25 Okt, 2009 22:38


wow!!!
Die Selbstzerstörung findet im Geheimen
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Re: Angst schüttet Milch aus

Beitragvon Niko1230 » Mo 26 Okt, 2009 16:38


(vielleicht ist das "wow" ironisch?........nuja.....steht ja nicht dran, gell? ;-) )
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Re: Angst schüttet Milch aus

Beitragvon Neruda » Mo 26 Okt, 2009 17:50


Hört bitte auf zu spammen!

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Re: Angst schüttet Milch aus

Beitragvon Ruelfig » Di 27 Okt, 2009 19:07


Hallo Perry,
ich mag den Text eigentlich, habe aber ein paar fragende Anmerkungen. Auch ich bin damals mit dem Kännchen Milch holen gegangen im Geschäft um die Ecke, aber niemals abends (da musste ich die Asche aus dem Kohleofen in den Keller tragen und habe mich so vor den Bullemännern gefürchtet, dass ich ihnen, auf den Zehenspitzen, aufs Haupt gepinkelt habe, nachdem ich sie im Ascheneimer entsorgt (ein Wort, dass es damals garantiert noch nicht gab)) hatte. Wo bist du denn groß geworden, dass es spät noch Milch zu holen gegeben hätte und was wolltet ihr damit? OK, das mit dem Kannenschleudern kann ich als Tagtraum nachvollziehen, wer hätte das nicht gerne getan? Doch dafür hätte es Lederbuxe voll gegeben.
Und warum musstest du durch ein Wäldchen? Auf dem Land waren die Ställe neben den Wohngebäuden und die Bäuerin trug nach dem Melken sicher genügend Milch heim. In der Stadt gab es noch Brachen (ich erinnere mich gerne an eine zerbombte, aufgelassene Gärtnerei), aber Wäldchen?
Vielleicht könntest du dies ein wenig erklärender gestalten, die unter fünfzigjährigen werden wenig verstehen von einer Zeit, als man Milch noch im Teller auf den Küchenschrank stellte über Nacht, um am nächsten Morgen Dickmilch zu haben. Und "Monster", kannten wir den Begriff schon? Geister, Gespenster, Ungeheuer. Heute lauern die im Kühlregal, Abteilung "Milchmischprodukt".
LG,
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Re: Angst schüttet Milch aus

Beitragvon OlafmitdemTraktor » Mi 28 Okt, 2009 08:04


Auf dem Land waren die Ställe neben den Wohngebäuden und die Bäuerin trug nach dem Melken sicher genügend Milch heim.

diese aussage wird auch von olaf und hildegard bezeugt.

mein problem an dieser geschichte ist weniger die leichte, erzählerische struktur mit einem schuss retrorührseligkeit, als dass ich ähnlich wie ruelfig hier inhaltliche verständnisprobleme sehe. ich kenne die kunst des kannenschleuderns sehr gut, und ich muss sagen nur in jahrelanger übung gelingt dies artistische kunststück, der kanne zu gestatten, während des schleudervorganges nur einige tropfen der köstlichen flüssigkeit freizugeben und nicht den gesamten inhalt. ein- oder zweimal die milch vergossen, das reduziert die möglichen übungsstunden auf ein maß, dass der dorf- oder ortspokal in weite ferne rücken dürfte.
auch die sichtbarmachung von gespenstern durch milchtropfen war in meiner kindheit nicht das mittel der wahl. vielleicht gibt es aber da auch regionale unterschiede, zumal ich im ausland aufgewachsen bin und die deutsche kultur erst später kennenlernen durfte.

unsere kuh, bongobertha, die einzige, die halbwegs sprechen kann, meint:
"ich quetsche mir den letzten tropfen aus dem euter und der feine herr perry schleuderts durch die luft und ist noch nach jahrzehnten über seine tat begeistert, so dass er's aller welt künden muss. die menschen kann man nicht verstehen."

grüße auch von hildegard X(
Der Schlüssel zum Glück ist auf jeden Fall ersteinmal ein Schlüssel. (Gregor Libkowsky)
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Re: Angst schüttet Milch aus

Beitragvon Pegamund » Mi 28 Okt, 2009 09:02


Joa, also, was soll ich sagen?

Süß.

Iss doch ne sehr schöne poetische Beschreibung der Angst, als Kind durch einen Wald zu gehen, in dem es aus kindlicher Sicht natürlich Geister gibt, die es zu vertreiben gilt, woll, iss also insofern ein sehr natürliches Gedicht, so richtig dem Leben abgelauscht. Hat das gewisse Etwas, also, man kann sich das öfters durchlesen, datt wird und wird nicht langweilig, ne, ein schöner Text, wirklich, der einen kleinen Film in meinem Kopf ablaufen ließ, von daher aus meiner Sicht sehr gelungen, doch.

Doch, ich finde, das ist wieder mal ein sehr gelungenes Werk von dir. Fast das Allerbeste am ganzen Text iss der Titel ... kann nicht genau sagen, warum. Aber irgendwie wirkt da was auf mich, irgendwie ... na, egal, jedenfalls kommt der Text gut an bei mir und ruft eigene Erinnerung hervor, ehrlich, und ja, ist eine Kindheitserinnerung, aber man wünscht sich auch als Erwachsener oft, so eine "Henkelkanne" zu haben, um die allzu realen "Gespenster" zu vertreiben. Ist doch so? Oder? Nicht?

Amüsiert: Pega
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Re: Angst schüttet Milch aus

Beitragvon Niko1230 » Mi 28 Okt, 2009 12:48


angst schüttet milch aus - erinnert mich sehr an "angst essen seele auf"

lieben gruß: Niko
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Re: Angst schüttet Milch aus

Beitragvon Perry » Mi 28 Okt, 2009 21:36


Hallo Zusammen,
wenn Pega schon mal einen Text von mir lobt, dann kann er doch gar nicht schlecht sein. ;)
Sie hat übrigens genau den Bogen aus der Kindheitserinnerung heraus in die Erwachsenenwelt geschlagen, denn ich intentiert hatte.
Ja Niko, Fassbenders Filmtitel "Angst essen Seele auf" stand Pate für meine Variation.
Den Bekritelungen von Alan und Olaf und Ruelfigs Fragen kann ich nur entgegensetzen, es war genauso in meiner Jugend. Wir Kinder mussten jeden Abend von der Neubausiedlung zum Dorf gehen, um beim Bauern eine Kanne Milch fürs Frühstück zu holen.
Danke für euer Interesse und LG
Perry
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Re: Angst schüttet Milch aus

Beitragvon Pegamund » Mi 28 Okt, 2009 22:35


hallo Perry,

schön, dass mein kommentar deine intention treffen konnte!
war gar nicht so schwer, übrigens ...

Pega
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Re: Angst schüttet Milch aus

Beitragvon Pegamund » Sa 31 Okt, 2009 02:43


ach, Alan, du trotzbolzer, jetzt fühl ich mich bewegt, doch noch mal was zu sagen, mich zu outen, weil: nein, natürlich bin ich nicht gott, sondern nur eine fiese, armselige kleine ratte von kreatur.

gugg mal - wenn du hier klickst, dann kannst du sehen, was ich gemacht hab: nix anderes nämlich, als die ganzen streich(el)zarten kommentare, die Perry andernorts hingeschmiert bekam an seine milchkanne, zusammenzuschrauben zu dem beitrag, den ich oben gepostet hab - inklusive seiner eigenen antwort auf die postings dort. wollt einfach mal wissen, ob Perry das überhaupt merkt.

ich selber, als die, die ich "wirklich" bin, ginge nicht so weit, dieses werk von Perry als gedicht zu bezeichnen (auch nicht als "prosagedicht") - und insofern kann/konnte ich es auch nicht ernsthaft kommentieren.
ja, so war es und so iss es, und wer will und kann, darf mich schlagen jetzt.

Pegagrüße
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Re: Angst schüttet Milch aus

Beitragvon Perry » Sa 31 Okt, 2009 16:24


Hallo Pega,
ich könnte jetzt antworten, deine Eigenbeschreibung ist eine Beleidigung für alle Ratten, aber denen ist es vermutlich genauso egal wie mir, womit du deine Zeit verbringst.
Jedes Forum hat so seinen eigenen Charakter und auch bei Poetry.de wird hin und wieder konstruktiv gearbeitet. Leute wie du tragen jedensfalls nicht unbedingt dazu bei ein Forum aufzuwerten. Aber da das vermutlich wiederum dir egal ist, lassen wir es einfach.
LG
Perry

--doppelpost zusammen gefügt von sherriff mo.-- 8)

Hallo Alan,
jeder hat mal so seine Trotzphase. ;)
Ich orientiere mich stilistisch an Schreibern wie Jan Wagner, Andreas Altmann uv. anderen, die moderne Lyrik repräsentieren. Grenzstreitigkeiten zwischen Lyrik und Prosa sind mir deshalb ziemlich egal. Ein lyrischer Text sollte den Leser berühren und zu einer übertragenen Lesart motivieren.
LG
Perry
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Re: Angst schüttet Milch aus

Beitragvon OlafmitdemTraktor » Sa 31 Okt, 2009 16:53


Hildegard sagt: "So, so, der feine Herr Perry, jetzt sind Sie dran. Gerechtigkeit nimm deinen Lauf!
Wer sich an der Natur versündigt und so wie Sie in einem Gedicht zum allgemeinen Verspritzen von Milch aufruft, bekommt irgendwann seine gerechte Strafe. Oder fällt ins selbstgegrabene Loch. Hier trifft letzteres zu. Sie haben sich in den Fangstricken eines üblen Doppelposts verheddert. Da kommen Sie nicht so schnell wieder heraus. Geschieht Ihnen recht. Mit Milch spielt man nicht.

Ihre Hildegard (So was von sauer, bin ich. Ist doch wahr, oder? Doppelpost und Milch spritzen, das sind mir die richtigen. Na ja, nun schauen Sie mal zu, wie Sie aus der Nummer wieder herauskommen.)

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