Hallo Kenjin,
ein Gedicht, das sowohl unter seinen Archaismen als auch unter seinem Pathos leidet. Da bleibt der künstlerische Reiz auf der Strecke, weil du weder komprimierst, oder mit kunstvoll verdichteter Sprache operierst, noch durch eine handwerklich geschickte Form des Gedichts überzeugst. Darüber hinaus ist der Text mit zahlreichen Rechtschreib- und Grammatikfehlern gespickt.
Ach, haett ich nur die Kraft
Dir Minute [1] reinen Lebens zu schicken
Gebettet in samt'gen Umschlag meines Blutes
In wohlfeil geschnuerrter Zier aus silbrig Tempus
Um dich aus Limbus zu entreissen
Ein letztes Mal
Eng umschlungen
Ach, koennt ich dich nur noch einmal vergiften
Vergiften mit Leben aus meinem Leib
Meine Seel [2] fuer dich entzweien
Und totgeweihtes [3] Laecheln vergessen
Halt mich!
Wehr dich!
Ach, blasse Haut, voellig zu fahlem Grau erstarrt
An deinem Bette will ich ruh'n
Dein glassig [4] Blick, mein Feind im Kampf
Gespendet nur fuer dich war Innerei
Gebete
Mein Leib
Bracht ich dir zum geschenk [5]...
Hielt aus auf bitter [6] Schlachtfeld
Deiner rosig Lippen leuchten [7] zu schauen
Warf meiner Eingeweide gen dunklen Fuerst
Und doch, nach kurzem Zauder
Letztendlich zu resignieren
Ach, so ward und bin nur kraftlos Mensch
Allein
Nun traurig, weinend in dunkler Nacht
Ohne dich
Am Baume, der sieben Buergen trug
Und mir das Herz zerschnitt
Um auszubluten meine Liebe
Zu vergessen
Zu schlafen sanft
Ein letztes Mal
Ohne dich....
1: Plural
2: Apostrophierung
3: Jemand ist dem Tod geweiht, nicht dem Adjektiv "tot"
4: Apostrophierung
5: Wenn Großschreibung, dann konsequent
6: Adjektiv, vielleicht mit Apostrophierung (bitt'rem)
7: Großschreibung, da Adjektiv
Der Text ist düster, verwendet Begriffe, die für mich einen Hauch Gothic haben. Das lyrische Ich ist in einer klagenden Haltung, was an sich nicht zu kritisieren ist. Aber die Sprache ist einfach nur aufgetragen und unauthentisch, und irgendwo hat man beim Lesen das Gefühl, dass es sich wiederholt.
Für meinen Geschmack ist das Gedicht einfach nicht gut - dies liegt daran, dass die von dir verwendete Sprachebene, abgesehen von den angesprochenen Fehlern, einfach nicht glaubwürdig ist. Sie ist düster, tragisch, vermittelt aber nicht das Gefühl, dass das lyrische Ich zweifelsfrei empfindet. Dies ist aber, anders als die Fehler (bei auch hier möglichem Irren meinerseits) Geschmackssache.
Gruß, Friederich
L'avenir, on ne l'attend pas comme on attend le train. L'avenir, on le fait. (Georges Bernano)
Friederich