Pessimistische Lyrik

Hünengräber

Beitragvon Perry » Di 24 Nov, 2009 01:36


Nebelschwaden ziehen
Weihrauchfahnen gleich
über die Felder. An Rainen
aufgeschüttete Früchte.
Eine tiefe Sonne wirft
ihr Licht über leere Flächen,
liebkost trauernd
die mahnenden Hügel,
während die Zeit zu neuen
Schlachtfeldern aufbricht.
Perry
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Re: Hünengräber

Beitragvon aniana » Do 26 Nov, 2009 14:52


Hallo Perry,

Du hast dein Gedicht bei Schwarzlicht eingestellt.
Ja, es stimmt ein wenig traurig.

Zunächst sehe ich ein Bild:

Felder, deren Leere durch die tiefstehende Sonne nur noch deutlicher wird.
Am Feldrand die aufgeschütteten Früchte (ich kenne das von Rüben).

Dein Titel „Hünengräber“ wie auch das Bild der „mahnenden Hügel“ erschließen sich mir als etwas Vergängliches.
Eigentlich beschenkt uns der Herbst mit seiner Fülle, aber dann heißt es Abschied nehmen, die Felder sind abgeerntet, es folgt eine Zeit der Ruhe und Stille.
Für mich bereiten die „mahnenden Hügel“ irgendwie darauf vor.

Wie die Sonne, die trauernd liebkost, trauern auch wir ein wenig über diese Vergänglichkeit.
Das Bild der Nebelschwaden/Weihrauchfahnen gefällt mir gut.
Nebel verschleiert, deckt zu, aber Weihrauch erinnert, dass da in der Leere etwas war.

Ich bin ein wenig zwiegespalten. Die Trauer, die hier anklingt ist sicher eine Momentaufnahme, denn gerade die Vergänglichkeit der Natur birgt immer Erneuerung/Wiederkehr.
Hier z. B. wird das Feld wieder bepflanzt werden oder die zu „Gräbern“ aufgeschichteten Früchte können – wenn sie verrotten – fruchtbare Erde hervorbringen.

Insgesamt gefällt mir dein Gedicht sehr gut, besonders die bildhafte Stimmung.
Der Titel lässt einen prima assoziieren.
;)

LG
ani
[mittig:27trn5ue]Um fremden Wert willig und frei anzuerkennen,
muss man eigenen haben.
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Re: Hünengräber

Beitragvon aniana » Fr 27 Nov, 2009 14:14


Hm...ich sehe ein bisschen anders.
Nun muss ich doch meinen vorigen Beitrag etwas erweitern.

Der Titel „Hünengräber“ hat für mich einen unmittelbaren Symbolcharakter. Ja, etwas Riesiges liegt dort begraben, etwas Großes, nämlich das, was uns die Natur geschenkt hat, was gewachsen ist im Laufe des Jahres.

Jetzt gilt es, sich zu verabschieden und da spielt ein wenig Trauer mit, wobei die Sonne hier Stellvertreter-Charakter hat.

Ein wenig problematisch sind die drei letzten Zeilen in der Tat.

Zu den „mahnenden Hügeln“ habe ich mich ja schon geäußert.

Allerdings, Perry, mit den Schlachtfeldern kann ich in diesem Zusammenhang auch wenig anfangen. Sie bedeuten Krieg, blutige Auseinandersetzung.
Siehst du – in der Vergänglichkeit – eine derartige Auseinandersetzung?

Falls dein Gedicht diese Vergänglichkeit zum Ausdruck bringen soll, wäre für mich der stimmige Anschluss gewesen, die Ruhe, die Kälte des nahenden Winters zu beschreiben. Und das hat mit Schlachtfeldern wenig zu tun.

Vielleicht kannst du dies erklären, bitte.

Allerdings sehe ich hier keine nationalsozialistischen Züge.
Ist es wirklich eine Verherrlichung der germanischen Helden?
Aber wie eben gelesen, können diese Zeilen durchaus so verstanden werden. Doch dazu muss man sich schon vom unmittelbaren Wort ziemlich entfernen.
Wie in meinem obigen Beitrag erwähnt: Diese Zeilen lassen vielfältige Assoziationsmöglichkeiten zu.

LG
ani
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