Pessimistische Lyrik

Wahrheit lügt

Beitragvon Sagahock » So 13 Dez, 2009 10:18


Wo Schlangen sich in Schwänze beißen
und gelbe Schönheit Zähne bleckt
in denen tödlich' Gift versteckt
Wo Schlangen Fleisch aus Wunden reißen
wird man im Jetzt dadurch verletzt
durch Zukunft uns das Herz verätzt
Wo Schlangen alles von sich weisen
und sich in falschem Schein verrenken
dass sie sich Nähe, Liebe schenken
Wo falsche Schlangen Freunde heißen
Ist Leben nicht allein schon gut
den Schein der Welten zu durchdringen
und nicht mehr mit dem Sein zu ringen
Verdammt sei alle Menschenbrut
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Re: Wahrheit lügt

Beitragvon Anna Lyse » So 13 Dez, 2009 11:12


Hallo Sagahock,

Willkommen ;)

Das allererste das mich an deinem Text gestört hat war die fehlende Interpunktion, du würdest es einem Leser deutlich einfacher machen wenn du an gewissen Stellen ein Komma setzen würdest. Ich sehe ein Komma hier:
dass sie sich Nähe, Liebe schenken

und der rest ist kommalos, war das gewollt? Teils stocke ich beim Lesen sehr weil ich ohne Pause in die nächste Zeile übergehe und das ist bei diesem Text, finde ich, nicht so angebracht.

Die Methapher der Schlange für Falschheit und Lüge ist nicht neu, dies muss nicht unbedingt schlecht für den Text sein jedoch sollte mich dann schon irgendetwas besonderes am Text halten, dies tut hier aber so gut wie nichts. Über die Wiederholung von "Wo" könnte man sich streiten, manchen mag es gefallen, mir eher nicht. Ausserdem hätte ich bei den "Wo" Zeilen immer eine neue Strophe begonnen. Es wirkt dann etwas übersichtlicher.

Dein Gedicht mag von den bösen Menschen handeln, jeder ist böse und schlecht, lügt und betrügt. Das ist mir zu einfach. Vielleicht sollte es auch gar nicht die Aussage deines Textes sein doch wenn ich mir die letzte Zeile anschaue "Verdammt sei alle Menschenbrut" dann komme ich zu dem schluss. Jedoch steckt nichts weiter dahinter, für mich wirkt es eher wie ein, an der oberfläche gekratze. Ich hätte es interessanter gefunden zu lesen "was hat sie schlecht gemacht?".

Was mir noch auffällt, du hast versucht zu Reimen doch es ist dir nur an manchen Stellen gut gelungen. Vielleicht wäre es besser nicht so auf die Reime zu achten, sondern mehr auf die verdichtung der Zeilen. Ich bin selbst kein Reimschreiber von daher kann ich dies aber schlecht beeurteilen.

Vielleicht hilft dir meine Kritik irgendwie weiter :)

Viele Grüße,
Isabel
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Re: Wahrheit lügt

Beitragvon Sagahock » So 13 Dez, 2009 12:16


Hallo und erstmal danke, dass du dir die Mühe gemacht hast, meinen Text zu kommentieren - du hast wahrscheinlich in vielen Punkten Recht, der Text wurde vor einer Woche geschrieben und ich war zu dem Zeitpunkt so wütend, dass ich nicht sonderlich auf die richtige Form geachtet habe, es musste einfach irgendwie zu Papier :)
Fehlende Interpunktion finde ich jetzt nicht unbedingt störend, sie ist hier bewusst gewählt, das eine Komma ist nur gesetzt, weil, wie es beim Rest des Textes nicht der Fall ist, hier eine Aufzählung eingeleitet wird - die Aufgabe der restlichen Kommata sollte der Zeilenumbruch selbst übernehmen.
Die Verwendung altbekannter Motive ist so eine Sache, ich fand den Vergleich an dem Tag recht passend, eigentlich jetzt noch immer, außerdem gefiel mir dieses In-sich-verrenken und andere typische Verhaltensweisen, die sich bei Schlangen beobachten lassen, damit, finde ich, lässt sich die Bedeutung eines Textes sehr schön unterstreichen.
Weiters bin ich mir bewusst, dass dieses Gedicht keineswegs nur reine Reime oder perfekte Intonation vorzuweisen hat, und es ist auch keines von den Gedichten, die ich für meine besten halte - es steckt aber sehr viel Persönliches darin, weshalb ich mich über deine Kritik freue, weil ich dann weiß, was ich beim nächsten Mal besser machen kann, ich aber momentan nicht an diesem Gedicht weiterarbeiten werde - vielleicht sehe ich es mir ja noch einmal an, wenn mein Zorn verraucht ist =)
Bis dahin werde ich es in seiner jetzigen Form belassen, ich hoffe, du nimmst das in keinem Fall persönlich, aber mir fällt momentan, auch wenn ich die von dir angesprochenen Fehler wahrnehme, keine Lösungsmöglichkeit ein; daher werde ich das Gedicht fürs Erste ruhen lassen und mich in einer Woche, oder einem ähnlichen Zeitrahmen, noch einmal seiner annehmen :)
Sei versichert, dass ich normalerweise Kritik sobald wie möglich umzusetzen versuche, nur fällt mir angesichts so auf den Punkt gebrachter Hinweisungen auf die von mir beim Schreiben gemachten Fehler für den Moment keine Lösung ein, außer die gleiche Thematik noch einmal anders zu bearbeiten, und ich glaube, ich setze mich jetzt dann daran :)
Danke auf jeden Fall, dass du mein Gedicht kommentiert hast, Rückmeldung, egal ob positiv oder negativ, ist, davon bin ich überzeugt, die einzige Möglichkeit, sich schrittweise zu verbessern.

Lg Saga
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Re: Wahrheit lügt

Beitragvon Drehrassel » So 13 Dez, 2009 22:46


ich glaube, es ist von vorteil, wenn man, sollte man ein gedicht schreiben wollen, wenn es schon unmöglich sein muss, dabei gefühllos zu sein, so doch sein hauptaugenmerk darauf zu richten, so wenig davon, was man "gefühl" nennt, und was doch in den meisten fällen nichts als eine plumpe, vorübergehende und keine weitere bedeutung als ihre plötzliche selbsterreung dastellende nichtigkeit darstellt (ohne wirklich griffige plausibilität und aus bloß reinem privaten und nicht über das private hinaus reichenden anlass) zu berücksichtigen. / gottfried benn sprach davon, dass der dichter sein material kalt halten solle. - so sehe ich das auch, sagahock. vermeintliches gefühl, "weisheiten" und allerlei bekenntnishafter kitsch schleichen sich schon ohne viel dazutun zwischen unsere zeilen; sowas gilt es mit allem auch nur zur verfügung stehenden skrupel aufzuspüren und im keim zu ersticken. - dann kann es vielleicht einmal ein richtiges gedicht werden. vielleicht.
dreimal selig, wer einen namen einführt ins lied!
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Re: Wahrheit lügt

Beitragvon Sagahock » Mo 14 Dez, 2009 16:44


Ich werde mir deine Zeilen durch den Kopf gehen lassen :)
Vielleicht sollte ich auch noch erwähnen, dass ich einfach noch eines der Gedichte, auf die ich weniger stolz bin, ins LiFo stellen wollte - ab jetzt kommen nur noch Texte, die ich für wirklich gut halte, versprochen ;) heißt natürlich nicht, dass sie besser sind, aber zumindest ist Kritik für mich leichter nachzuvollziehen bei einem Text, den ich selber für annähernd perfekt gehalten habe =)

lg Saga
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