Pessimistische Lyrik

kopfkrieg

Beitragvon nocebo » Sa 10 Jul, 2010 22:31


trommeln trommeln, rufen auf zur gegenwehr
gewehre wehren sich, trommeln im ohr
soldaten bekämpfen sich, immer mehr
kämpfer solidarisieren sich, werden zu einem meer
alle gegen alle, jeder gegen mich
die gegner auf einer allee, auf dem weg zum ich
bäume werden entwurzelt, das licht verjagt
wurzeln bäumen sich, alles wird licht
die stimme versagt

wunden am körper, melodien erklingen im wind
der körper windet sich, die klingen verwunden das kind
das blut gerinnt am boden, ein sanitäter muss her
wütendes toben, der sieg gehört dem soldatenheer
ein verband, eine naht, ein medikament
alles verbrannt, alles vernarbt, alles verengt
das kind versucht zu fliehen, gefangen in vier wänden
im kopf spielt das kriegen, realität und fantasie vermengt
das ende, nicht abzuwenden

die leichte hülle liegt leblos im dreck
die fülle des lebens ausgeronnen, ein dunkler fleck
alle kämpfer verkrampfen, zittern und beben
durch den angriff zerstört, ihr eigenes leben
mit dem sieg bleibt nichts bestehen
das flehen versiegt, der wind wird alles verwehen
die gegenwehr war zu schwach, der angriff zu schwer
wer war der gegner, wer war das heer?
das schlachtfeld bleibt brach

ein krieg im kopf, ein krieg gegen mich
ein kopf im krieg, ich gegen ich
der gegner ich selbst, ein ausgang, der feststeht
das selbst begegnet sich auf dem weg, den es geht
die waffen sind gedanken, angst und gefühle
der ort ist das hirn, das herz, tosendes gewühle.
every cure is someone else's disease.
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Re: kopfkrieg

Beitragvon Le_Freddy » Sa 10 Jul, 2010 23:53


also nocebo,

hi erstmal, willkommen und so!

ich weiß ja nicht was ich dir sagen soll, ich fang mal beim fachlichen an:
[...]ein sanitäter muss her
[...]
ein verband, eine naht, ein medikament
alles verbrannt, alles vernarbt

ich hoffe doch: erst druckverbandverband durch ersthelfer, dann RTW und notarzt (ansonsten nachfordern des NA). es folgt volumentherapie und ggf. gabe von suprarenin.
du merkst: die naht kommt später, die narben dürften dann wenn das alles halbwegs zeitig verläuft auch klein bleiben, also wenn der patient noch innerhalb des 6h-Fensters eine Wundversorgung erfährt. (wg. primärer wundheilung).
was markante narben mit sich bringt sind die fälle von svv, die nicht unbedingt als suizidversuch bzw als untauglicher suizidversuch einzustufen sind. (ich kenn einen fall in dem ein mädel sich mit nem geodreieck umbringen wollte...) das sind dann wunden, die oft nicht (oder spät) entdeckt werden und die deshalb sehr schlecht und unter narbenbildung verheilen.

aber deshalb sind wir nich hier ja? genau.
es geht um lyrik. => ich muss mich zu deinem text äußern.
ja. du merkst ich drücke mich darum. & ich will eigentlich nicht so recht, weil ich hier nicht viel sagen kann. ich fand es recht langweilig:
z.B. "kopfkrieg" als titel und dann als ultimative auflösung auf die man hofft, der letzte abschnitt:
"ein krieg im kopf, ein krieg gegen mich
ein kopf im krieg, ich gegen ich"
und im schlussvers nochmal: "der ort ist das hirn"
achsoooo, jetz, da mir das gesagt wird, wird mir so einiges klar!
ne. also wirklich, das fällt dir doch auf? da wir der leser für blöd gehalten. ich finde:
du solltest weniger erklären wollenm sondern dem leser das angebot einer neuen erfahrung machen, die du ganz subtil immernoch lenken kannst als autor - aber nicht so offensichtlich... und das zieht sich durch den ganzen text. hier wird zu viel erklärt. das soll doch keine prosa sein! du musst das fühlbar machen! der leser darf eigentlich nicht vielmehr als ein diffuses verständnis entwickeln: there has to be passion!
oder anders: sag dem leser nicht was er zu fühlen hat, lass es ihn fühlen!

- so das war mal wieder so ein kleiner ausrutscher. ich versuch mich jetz mal an den text zu halten:

du hast hier augenscheinlich (ich analysiere mal nicht haaarklein) ein reimgedicht zu papier(/netz) bringen wollen, was mich allein schon etwas reserviert dastehen lässt:

trommeln trommeln, rufen auf zur gegenwehr
[...]
soldaten bekämpfen sich, immer mehr
kämpfer solidarisieren sich, werden zu einem meer

mehr und meer... ein alter hut, eigentlich kein reim, meer ein wortspiel, dass nur geschrieben funktioniert oder in der gastronomie bei dem satz "möchten sie noch etwas meersalz? alles in allem hat das was lustig/lächerliches, was doch nu wirklich nicht zu dem text hier passt[interrobang] ([url:s4hemmvb]http://de.wikipedia.org/wiki/Interrobang[/url]) auf der anderen seite sollte ein gedicht (ein reimgedicht vorallem) etwas klingendes haben, es sollte einfach in-sich schlüssig klingen, das schließt prosageholper nunmal aus. eben das manifestiert sich aber schon in den zuletzt zitierten drei zeilen (die aber schon am anfang des textes lauern). es kommt weder fester rythmus, noch ein "flow" auf, dem man hier folgen könnte.
und das stört mich den ganzen text hindurch.

ein letztes wäre mir die bearbeitung des themas, eines themas, das regelmäßig oberflächlich und kitschig behandelt wird. ich hätte mich sehr gefreut über ein gedicht, dass autoagressives Verhalten nur anklingen oder mitschwingen lässt ODER hierraus ganz neues entwickelt. aber dieser text hier tritt im kreis und führt zu keiner erkenntnis, nichtmal eine überraschung.
am ende ist es ein absolut dagewesener text; etwas das wir alle schonmal geschrieben haben, und wohl auch mal internetmäßig veröffentlicht haben, aber literarisch wertvoll ist er nicht.

mein rat schlussendlich: bleib dran! lyrik (lesen und schreiben) ist ein schönes spiel, aber setzt nunmal auch arbeit und immer wieder selbstüberwindung vorraus und immer wieder gesagt bekommen, dass ein text schlecht bzw. einfach mittelmäßig ist. und ganz allgemein: halte abstand zu deinen texten bzw. fasse niemals nicht die textkritik als persönliche beleidigung auf.

amicalement
fred
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