Pessimistische Lyrik

Morgen anders...

Beitragvon struktur-los » Mo 24 Jan, 2011 16:17


Heute hast du nicht gelacht,
hast deinen Blick nicht halten können
in dem Bunter Kunt – zu wenig Kontrast,
meintest du... doch
im Linoleum konntest du versinken.

Heute schmeckte dir das Essen nicht,
hast deinen Löffel nicht halten können
oberhalb der Mitte - zu schwer irgendwie,
meintest du... doch
die Müdigkeit nagte deinen Hunger klein.

Heute hast du nicht geliebt,
hast dein Herz nicht finden können
in den vielen Zimmern – unerreichbar,
meintest du... diese
schlangenartigen Flure verstehen kein Ende.
Zuletzt geändert von struktur-los am Mo 30 Jul, 2012 22:11, insgesamt 1-mal geändert.
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Aw: Morgen anders...

Beitragvon rivus » Fr 04 Feb, 2011 09:29


hallo struktur-los,

ich bin schon viele male um dein dingens herumgeschlichen. eine neue, heutige empfindsamkeit, die am ende sich nur an einem anderen morgen ausrichten kann. das kunter bunt der heute-welt bietet weder halt, noch widerstand, noch eine schwingungsfähige, freudvolle emotio. das feste, kontraproduktive und schneidbare linoleum bietet den ersatz für einfarbbare, fühlbare linoleumschnitte, denn nur sie vermögen nachzuempfinden und das einst wie den andersmorgen nachzustellen, lebendig zu furchen, an- und auszufärben um vorwegzunehmen, damit mann/frau einsinken kann, ohne abzutauchen.

das heute, morgen vielleicht ein ganz anderes gestern, aber gestern noch ein ganz anderes heute wiegt schwer und lähmt sogar das oberhalb der mitte, als ob ein schwerpunkt, für heute, möglicherweise für immer, verschoben wurde und nicht verdaut und nicht genährt werden kann, weil vielleicht etwas unsägliches geschehen ist, was das gemüt und den maslowschen hunger marodiert?

zwar wurde heute nicht geliebt, nicht gefunden, waren die vielzimmer nicht erreichbare eternity. das einst im heute bleibt aber über vieldeutige, sich windende flure für einen anderen, vielleicht mittigen, verlangen stillenden, handicaps ausschaltenden, kein ende duldenden morgen verbunden. ein trotzdem fragiler, unsicherer anfang, doch ein anfang, immerhin.


lg, rivus
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Aw: Morgen anders...

Beitragvon Le_Freddy » Fr 04 Feb, 2011 21:58


hi struktur-los,

also der text wird immer besser und zwar von abschnitt zu abschnitt, dabei ist der letzte der mit abstand beste. ein schönes griffiges bild, als pointe: tragik, erbauung und alles dazwischen klingt an.
also das 'das herz nicht finden können' weil man in den 'schlangenartigen fluren', den adern umher irrt ne wundervolle(, neue) umsetzung dieses (alten) gedankens, das "große, ganze" nicht sehen zu können, weil wir als teilnehmer der welt den nötigen überblichk nicht haben können (siehe: (und das tut mir leid sagen zu müssen/können) faust)

im grunde sollte der abschnitt das gedicht sein. der rest ist weniger wichtig und sehr viel verrätselter/gewollter.

natürlich kommt der gedanke auf es solle so sein, weil da eine steigerung (auch der problematik) vorliegt, aber das kann ich kaum erkennen. die fehlende Rahmenhandlung vermittelt das gefühl von gleichzeitigkeit. (heute, heute, heute) ein zeitlicher verlauf/fortschritt ist hierbei nicht zu erkennen.
die überlegung, die steigerung, der fortschritt im text, sei ein thematischer, möchte ich ausschlagen, insofern der refrain "heute (hast du nicht)/(schmeckte)" einen eindeutigen Fokus auf "Zeit" legt. Ginge es nicht um die recht umfangreich definierte Zeitspanne "heute", hätte man auch schreiben können: "du hast nicht gelacht".
nein! es geht um einen präzisen tag. das lässt annehmen, dass es sich um geschehnisse handelt die sich an eben jenem tag ereignet haben, laut textsubjekt. Wann sich das einzelne ereignet hat, bleibt trotz zeitlicher fixirung offen. ich sehe außerdem keinen grund die einzelenen themen den die textabschnitte behandeln zu verknüpfen, auch hier wird mir ein zusammenhang vorgetäuscht der sich bei näherem hinsehen nicht als klar begründet herrausstellt. zwar lässt sich so ein diffuses "du bist nicht/nie zu frieden" als thema aus allen drei abschnitten ziehen, aber das ist mir zu wenig zusammenhang, um den text als einen zu betrachten.

eigentlich handelt es sich um drei gedichte, ähnlichen aufbaus und themas, die aber nichts miteinander zu tun haben, als einen gemeinsamen titel, und deren letztes, drittes, mir mit abstand am besten gefällt.

gute nacht
~erik
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Aw: Morgen anders...

Beitragvon struktur-los » So 06 Feb, 2011 10:17


... gelöscht - irrelevant
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Re: Morgen anders...

Beitragvon KrachKaff » Mo 23 Jul, 2012 21:32


ersteindruck, mir gefällts.
klingt irgendwo (vielleicht auch durch mein drzeitiges leseverständnis) ein wenig kindlich. dennoch irgendwie harmonisch.

den blick nicht halten können hat mir einen neuen gedankengang berscherrt.

schöne grüße KrachKaff.
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Re: Morgen anders...

Beitragvon struktur-los » Di 24 Jul, 2012 23:03


Hi KrachKaff,

freut mich, dass es dir gefällt.

ein wenig kindlich. dennoch irgendwie harmonisch.

... ?

den blick nicht halten können hat mir einen neuen gedankengang berscherrt

... klingt spannend.

Schön, mal wieder was von dir zu lesen.

Vielen Dank dir fürs Kommentieren!

Liebe Grüße
strukti
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Re: Morgen anders...

Beitragvon KrachKaff » Mo 30 Jul, 2012 14:07


hi strukti,

das mit dem kindlich war glaube ich tatsächlich mein eignes leseverständnis, ich glaube das bild mit dem löffel, hat in mir aus irgendeinem grund ein griesbrei kindergedankenbild geweckt.
der text im ganzen wirkt traurig, melancholisch.
nach nochmaligem lesen gefällt es mir sogar noch besser, als vorher. die bilder sind ausdrucksstark, und auf gewisse weise klar ausdeffiniert. ist dieses "du…" ein tippfehler oder beabsichtigt?, wenn beabsichtigt, verwirrt es mich ein wenig.
"oberhalb der Mitte - zu schwer irgendwie," die zeile gefällt mir am besten, wahrscheinlich wegem dem unbestimmteten irgendwie. es klingt auch wieder diese lethargisch, irgendwie depressiv melanchoilische und antriebslose stimmung durch.
"schlangenartigen Flure verstehen kein Ende." auch das bild ist stark, die metapher, und der gedankengang (so wie ich ihn verstehe) wirklich fein und weiterführend gedacht.
ein in meinen augen starker text. auch in metrik und form.


gute grüße
krachkaff
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Re: Morgen anders...

Beitragvon struktur-los » Mo 30 Jul, 2012 22:27


Hey KrachKaff,

ich danke dir vielmals für die Auseinandersetzung mit meinem Text.

ist dieses "du…" ein tippfehler oder beabsichtigt?,
... ist kein Tippfehler - vor der damailgen Forenumstellung waren es noch drei Punkte - anscheinend haben sie sich von der neuen Software nicht beeindrucken lassen; ich habe das mal rekonstruiert. Danke für den Tipp!

Freut mich, dass dich mein Text ansprechen konnte.

Liebe Grüße
strukti
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