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Örtliche Verschiebung

BeitragVerfasst: Mi 07 Okt, 2015 07:57
von Nachfrager
Nunmehr zwei Länder,
in einem war ich, im anderen
bin ich, die Fahnen gewechselt
und keine Rede von Liebe, auch
liebtman wohl kaum aus der Nähe,
wenn Liebe nur eigenes Fühlen
in Schmerz und in Leiden.

So gehen die Tage, die Nächte,
sie sagen dir, wer du bist; vielleicht,
dass in den Katakomben
unserer Gedächtnisse ein Ort
existiert, an dem wir uns erkennen,
in meinen Versen sogar
suche ich mich.

Re: Örtliche Verschiebung

BeitragVerfasst: So 11 Okt, 2015 00:45
von rivus
hallo nachfrager,
die örtliche verschiebung beinhaltet etwas nicht gewolltes. wenn jemand örtlich verschoben wird, kann man vermuten, dann geschieht das nicht freiwillig, vielleicht sogar brachial. aus einem historischen blickwinkel kann es verschiebung geben, die politischen ursprungs ist. so kann ein fahne eine andere ersetzen und einen machtwechsel des politischen systems symbolisieren. in einem anderen politischen system gelten andere werte. diese können doch sehr mit den verinnerlichten alten werten kollodieren. nur ferne scheint noch die affinität zu den den alten werten und idealen zu wahren, zu sehr verklärt die nähe. sie nährt nur die egomanische betrachtung des verlustes einer anderen weltanschauung.

ein viertel-menschenleben-lang verstreicht und noch immer ist die verortung nicht abgeschlossen. sie versucht nur das scheinbar für immer fragile selbst zu stabilisieren und eine vielleicht-orientierung herzustellen. diese vollzieht sich aber wirklich nur unterirdisch im verdrängten. möglicherweise kann der zu schnell verschobene nur hier zur selbsterkenntnis gelangen und seine auseinandersetzung mit den wesentlichen bestandteilen seines selbst abschließen. letztendlich versucht das lyrich über seine texte sich selbst zu finden. sowohl herkunft und neuland prägen seine suche aus, als ob es doch noch eine hoffnung gäbe, einander fremdgewordenes mutter- und vaterland und den widerstreit in sich zu versöhnen.


rivus