Pessimistische Lyrik

Jemandsland verteidigen, Nachlese

Beitragvon rivus » Sa 09 Dez, 2017 10:07


I
Görlitz. Gründerbahnhof. Jahrhundertschwer,
Gleise auf Vertikalen,
Kirchen und Jacob Böhme

II
Perleberg im November. Das Tor spaltet.
Nicht nur davor, nicht nur dahinter.
Bilder aus Menschen wie Maschinen,
Bilder von Maschinen wie Menschen

III
Drinnen Schrei des Zugführers,
Grenznebel, Kälte, Strenge, Betonenge,
den Schießbefehl verweigern:
Kasernenwechsel, rauere Töne, Drill
bis die Finger blutig sind Uniformwechsel,
im eisigen Morgenregen die Stunden im Stehen zählen müssen,
über die nassfrostigen Sturmwände gejagt werden, bis nichts mehr geht,
beim Bettenbau um Eins die Humanität suchen
(Nachdenken über Odyssee und Troja,
was war hier zu beschützen?)
vom überfrorenen Metall einer Zwillingsflak die Hände lösen,
ein leeres Doppelstockbett anstarren;
vor der Kaserne Blutlachen,
daneben, aufgeblättert, Morus Utopia
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