Humor und Satire

Haiku Roku

Beitragvon Ruelfig » Di 16 Sep, 2008 21:25


Scheiße der Hund auf
Planquadrat im Trottoir.
Immer noch Natur.

2. Version
Scheißt der Hund darauf,
ein Planquadrat im Trottoir.
Immer noch Natur.
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Re: Haiku Roku

Beitragvon cube » Di 16 Sep, 2008 22:32


he Ruelfig,
es klingt als würde der hund scheiße heißen. wieso "scheißt" der hund nicht? ich bin ja kein grammatikpapst, aber das kommt mir seltsam vor. na, selbst wenn er korrekt scheißen würde, inhaltlich überzeugt mich das haiku nicht.
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Re: Haiku Roku

Beitragvon Old Gil » Do 18 Sep, 2008 07:32


Tach ruelfig,
ja, dass der Hund scheiße heißen soll irritiert mich auch. Den Inhalt finde ich allerdings so interessant und die Form des Haiku so gut gewählt, dass ich da ersteinmal drüber weg schaue. Aber erklär doch bitte.
Ach ja, und dein zweiter Vers hat sechs Silben, im normalen Haiku sind es aber sieben. :P
Beste Grüße,
erstmal. ...gil
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Re: Haiku Roku

Beitragvon Ruelfig » Do 18 Sep, 2008 07:52


Hallo cube,
wenn ich jemals einen Hund halten sollte, wird er Scheiße heißen. Schade, dass es dir nicht gefällt.
Hallo Old Gil,
naja, scheiße wg zwei Silben. Und Trottoir spreche ich dreisilbig: Trot-to-wuah.
Vllt ändere ich in: Scheißender Hund.
LG,
R
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Re: Haiku Roku

Beitragvon Franke » Do 18 Sep, 2008 08:22


Ach ja, ein Grinsen konnte ich mir nicht verkneifen, zumal es ja unter Humor und Satire steht. Da sollte man die Sache nicht so ernst nehmen.

Apropos Hund:
Ich wollte meinen Hund "Döner" nennen und hätte dann an seine Hütte ein Schild gehängt mit der Aufschrift "Dönerbud". Wurde aber im Familienrat abgelehnt. :evil:

Liebe Grüße
Manfred
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Re: Haiku Roku

Beitragvon Ruelfig » Do 18 Sep, 2008 23:58


Hallo Franke,
ein Grinsen ist schon mehr, als man zu erwarten hofft. Die Idee nit der Dönerbud find ich gut, was sprach denn dagegen?
Liebe Grüße zurück,
Rolf
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Re: Haiku Roku

Beitragvon wa-bash » Mo 29 Sep, 2008 19:32


entweder checke ich jetzt gar nichts mehr? seit wann hat nen haiku
5/6/5 Silben oder täusche ich mich da...die umsetzung ist natürlich amüsant und lässt einen Film von nen haufen hundesh.. auf den teppich erahnen, lustig =)
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Re: Haiku Roku

Beitragvon Ruelfig » Mo 29 Sep, 2008 20:31


Hallo ad fontes,
habe das mal leicht geändert. Ich dachte, Trottoir sei dreisilbig. Das ist wohl falsch. Aber abgesehen davon, lassen sich Haikus im deutschen wohl auch schreiben, ohne 5/7/5, ließ ich mir sagen.
Danke für deine Antwort, schön, dass es lustig wirkt.
Grüße,
R
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Re: Haiku Roku

Beitragvon wa-bash » Mo 29 Sep, 2008 20:45


ich weiß nicht so Recht, ich meine mit dem Silbensystem, wie gesagt beruht es in Japan auf Laute und das ist es gerade was mich interessiert, wenn es ein haiku sein soll dann hast du mit deiner these mitunter Recht, des offenen musters...da ein laut normalerweise ein phon ist in der linguistik sprich kurzes und langes "a" fallen mahl ...jedoch ist die haikudarstellung im deutschsprachigen auf die morphe ausgelegt sprich den silben...natürlich ist dies der knackpunkt und einige plädierten für eine freiere Auslegung des haiku, was man aber auf jeden Fall nicht vergessen darf, mit einem bild einen Sinn so abzuleiten, dass dieser kaum fassbar ist...die zweite version gefällt mir aufgrund des doppelten charakters dann doch besser...obwohl es einen wahren haikufreund wahrscheinlich nicht zu begeistern vermag...ich halte mich da eher bedeckt, da ich mich wenn nur kurzzeitig mit dieser form befasste...insofern scheiß doch der hund drauf :D
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Re: Haiku Roku

Beitragvon Ruelfig » Mi 01 Okt, 2008 18:08


Hallo wa bash,
das ist die richtige Einstellung :) .
Ein Haiku muss ja nicht für alle Zeiten das Hüpfen von Fröschen in Teichen beschreiben.
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Re: Haiku Roku

Beitragvon Drehrassel » Mi 01 Okt, 2008 20:12


bei aller kontemplation! und allem schmunzeln über diesen hundeschiss! - woran dein haiku, ruelfig, fällt - nicht steht - , ist weder seine silbenzahl, noch irgendeine anordnung von lauten; man merkt (wie bei jedem ruelfig- gedicht): hier soll eine tendenziöse aussage getroffen werden; die zeilen verdanken ihre niederschrift einem autorenwillen hin zur sentenz, zum kurzen sinnspruch, zur gnome... man merkt außerdem (wie bei jedem ruelfig-gedicht), hier entsteht eine deutlich erkennbare diskrepanz zwischen diesem werkimmanenten zugang zu jeglicher form von literarität und aber seinen konktreten ausgestaltungen von sublimierungstechniken wie: gelockerter und teils aufgelöster syntax, grammatische unvollständigkeit der sätze, inversionen, diverse ausprägungen von hyperbata und doppel- und mehrdeutiger bildhaftigkeit. - "die quadratur des kreises" will aber nicht gelingen: das gedicht offenbart eine unentschlossenheit seines autors, inwiefern er seinen versen den charakter einer gedankenlyrik geben möchte unter zuhilfenahme eines hemdsärmeligen tons, welcher sich leider allzu schnell in vordergründigen humor zu flüchten sucht. bei näherer beschäftigung allerdings mit diesem text, fällt die ganze pointe in sich zusammen: aus keiner der beiden angebotenen versionen kann klar werden, wie genau du, ruelfig, den begriff des "natürlichen" überhaupt verstanden wissen möchtest...

meint,
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dreimal selig, wer einen namen einführt ins lied!
- ossip mandelstam
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Re: Haiku Roku

Beitragvon Ruelfig » Mi 01 Okt, 2008 20:52


"bei aller kontemplation! und allem schmunzeln über diesen hundeschiss! - woran dein haiku, ruelfig, fällt - nicht steht - , ist weder seine silbenzahl, noch irgendeine anordnung von lauten; man merkt (wie bei jedem ruelfig- gedicht): hier soll eine tendenziöse aussage getroffen werden; die zeilen verdanken ihre niederschrift einem autorenwillen hin zur sentenz, zum kurzen sinnspruch, zur gnome... man merkt außerdem (wie bei jedem ruelfig-gedicht), hier entsteht eine deutlich erkennbare diskrepanz zwischen diesem werkimmanenten zugang zu jeglicher form von literarität und aber seinen konktreten ausgestaltungen von sublimierungstechniken wie: gelockerter und teils aufgelöster syntax, grammatische unvollständigkeit der sätze, inversionen, diverse ausprägungen von hyperbata und doppel- und mehrdeutiger bildhaftigkeit. - "die quadratur des kreises" will aber nicht gelingen: das gedicht offenbart eine unentschlossenheit seines autors, inwiefern er seinen versen den charakter einer gedankenlyrik geben möchte unter zuhilfenahme eines hemdsärmeligen tons, welcher sich leider allzu schnell in vordergründigen humor zu flüchten sucht. bei näherer beschäftigung allerdings mit diesem text, fällt die ganze pointe in sich zusammen: aus keiner der beiden angebotenen versionen kann klar werden, wie genau du, ruelfig, den begriff des "natürlichen" überhaupt verstanden wissen möchtest...

meint,
drehrassel"
Hundescheiße ist Natur, oder? Ich meine, ich kenne kaum etwas natürlicheres, vielleicht noch Froschscheiße. Und Hyperbata kann ich nicht (und was, um alles in der Welt, sind Gnome?). Dies ist nur ein armseliges Haikuversüchchlein, könntest du also bitte darauf verzichten, daraus einen Gesamtkunstwerkvernichtungssturzversuch zu machen?
Danke,
R
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Re: Haiku Roku

Beitragvon MORDS TUSSI » Do 02 Okt, 2008 08:21


hey ruelfig

die idee ist grandios: mit einem haiku den haikumythos zerstören.
auch interessieren mich nicht, ob die zeilen die silben 5/7/5 aufweisen. m.E. kommt es bei haiku auf andere sachen an. der nachhall am ende, wie man so sagt, ist dir gut gelungen. man weiß was gemeint ist. aber ich denke es ist sprachlich doch ein wenig unpräzise.
wie du schreibst ist hundescheiße natur. ich würde sagen, es ist natürlich. aber trottoir + scheiße kann eben nicht mehr natur sein. trottoir ist doch etwas hoch artifizielles. und genauso wie der moderne mensch sich von der natur entfremdet hat, weil er in die stadt gehört, ist auch der hund, als vom menschen gezüchtetes wesen, das mit menschen lebt, von seiner natur entfremdet.
aber das ist ja genau die diskrepanz die im haiku mitschwingt.
leider geht es nicht umgekehrt:

menschenscheiße
auf einer lichtung im wald
immer noch städtisch

;)

grüße
MORDS TUSSI
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Re: Haiku Roku

Beitragvon Drehrassel » Do 02 Okt, 2008 09:08


eigentlich, ruelfig, bin ich ein großer freund von mehr- und vieldeutigkeit in
literarischen texten. deinem haiku aber merke ich an, dass es seine
polysemie verdankt einer syntaktisch-grammatischen struktur, welche
schlicht unangemessen erscheint einem gedicht, das auf eine einzige
pointe hin angelegt ist: der hundehaufen als inkarnation des natürlich-kreatürlichen
schlechthin fällt mitten in (auf) das planquadrat einer alles unter die logik
des menschlichen kalküls, der nutzen-kostenrechnungen, der privatwirtschaftlichen
expansionsbestrebungen (bei gleichzeitiger psychisch-seelischer verarmung),
der domestikation, angepasstheit und "entfremdung", in einem auch nur
irgendwie verstandenen sinne, subsumierenden lebenswirklichkeit des gegenwärtigen mitteleuropäischen citoyens...(so ungefähr!). - all das ist unschwer zu erkennen. auf diese
beiden chiffren hin hast du das haiku konzipiert (sonst verlöre es ja auch
vollends jeden witz!), das sind die anvisierten "leerstellen" (w. iser), die es
durch den "akt des lesens" mit eigenen vorstellungen zu füllen gilt, um
einen "imaginären gegenstand" des textes etwa beschreiben zu können.
die intendierte aussageweise wäre vielleicht eine eines "anarchisch-subversiven humors".
sollte dem so sein, hättest du aber dein ziel verfehlt, denn dann müsstest
du die genauen bezüge und semantischen bedingungen zwischen den
einzelnen satzteilen klarer aufzeigen und die daraus folgenden konsequenzen
für die pointe des gedichts forcieren...
so aber liest sich das ganze, als könntest du einfach keinen geschlossenen
satz bauen (im ersten beispiel fehlte z.b. - trotz des parataktisch-anakoluthischen
stils - schlicht ein unbestimmter oder bestimmter artikel: "ein" oder "das".
im zweiten beispiel vermisse ich das - sinnstiftende! - hilfsverb sein, seine
konjugation erst ermöglicht doch eine klare aussage über das vom autor
angesehene verhältnis zwischen hundehaufen und planquadrat) -

es gibt nichts ernsthafteres als den humor, ruelfig! - und es gibt nichts,
was mit gleicher vehemenz zur in sich stimmigen gestaltung, zur poetizität drängte als der literarische versuch, das lyrische experiment...

behauptet,
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