Literaturforum

[Perry]

fang dir eine steife brise
und fülle damit die segel.
pflüge eine schneise ins meer
und binde dich am ruder fest.
dann kann der kompass
ruhig nach norden zeigen,
du folgst dem kreuz des südens,
schenkst dem gerücht glauben,
dass frauen dort noch immer
weiße männer für götter halten.

[Wolfgang]

Hallo Perry,

gibt es ein Forum, wo Du nicht bist? Das ist ja wie bei Hase und Igel!

Zum Gedicht:

Dein Text arbeitet mit einer unterschwelligen Ironie. Das fängt schon beim Titel an, das ein Lehrbuch für Segler ankündigt, aber eigentlich ein Vorwand für sexuelle Anspielungen ist. Jedenfalls kann man die drei ersten Zeilen als angedeuteten Geschlecktsakt lesen. Und am Textende werden dann auch tatsächlich Frauen erwähnt.

Allerdings wird die hervorgerufene Erwarung, es könnte sich um ein Paradies für Männer handeln, enttäuscht. Folgt ein Segler dem Stern des Südens, trifft er auf Frauen, die Männer nicht vergöttern. Sie scheinen wohl eher ein nüchternes Verhältnis zum anderen Geschlecht zu haben.

Das im Titel angedeutete Lehrbuch gewinnt somit doch den Grad eines Lehr-buches, weil es eine Lehre erteilt. Es weist den Weg zu emanzipierten Frauen und ergreift so Partei für das "schwache Geschlecht". Außerdem wird so eine Kultur der Weißen an den Pranger gestellt, die sexuelle Ausbeutung begünstigt und legitimiert.

Mir gefällt Dein Gedicht, es ist unterhaltsam ironisch und verbreitet einen Hauch an Kulturkritik.

Gerne gelesen.

Frohen Abend!

Wolfgang

[Perry]

Hallo Wolfgang,
ja mühsam ernährt sich das Eichhörnchen, bis es genügend lyrische Komms zu seinen Gedichten gesammelt hat, um sie "reif" in seine Vorratskammer einlagern zu können.
Schön dich auch hier treffen.
Danke, dass du diesen Text aus der Versenkung geholt hast. Er setzt sich, wie du richtig herausgelesen hast, ironisch mit männlicher Eitelkeit auseinander.
LG und viel Spaß hier
Perry