wie naiv ist nur
mehr, was niemand sieht.
als zwickte eine lippe
ab, ein allerhübsches wort,
vom grünen schilf, verwegen
schwüler wird am abend-
rand warmes standbild, gefeiert.
war es niemals und hier
da. weil du. dann gefiel es.
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schilf (grünvergleich)wie naiv ist nur
mehr, was niemand sieht. als zwickte eine lippe ab, ein allerhübsches wort, vom grünen schilf, verwegen schwüler wird am abend- rand warmes standbild, gefeiert. war es niemals und hier da. weil du. dann gefiel es. .
Re: schilf (grünvergleich)Hi Isa :)
Für mich ist der Text sehr lesenswert, weil er durch seine vielen Ellipsen Klammern setzt, die einen als Leser mit der Notwendigkeit der Ergänzung konfrontieren. Außerdem sagt mir die Mélange aus (in einem Fall angedeuteten) idiomatischen Floskeln („gefeiert“, „wie naiv ist [das] nur“) und poetisch-hermetischen Metaphern ("das warme Standbild am Abendrand" finde ich wunderschön). Inhaltlich kann ich mich nur herantasten, aber ich habe ja glaube ich schon gesagt, dass ich gekonnt offene Texte in vielen Fällen sehr mag. Ich lese eine Beschuldigung der (eigenen?) Naivität mit dem Gedanken, sich dafür auf die Lippe zu beißen. Dass die Naivität niemand sieht, wird durch den Abbruch symbolisiert ebenso wie das „als zwickte eine Lippe ab“, das das Beißen auf die Lippe ebenfalls auf die rein gedankliche Ebene verlagert. Alles zielt auf das Ende ab, als das „du“ fällt, das so stark ist, dass es das Schlusswort des begonnenen Satz elliptischen Satzes bildet. Da die Ellipsen die konkrete Informationsmenge so offen lassen, will ich mich hier gar nicht in eine Orts- und Handlungsbeschreibung verrennen, sondern sagen, dass mir die Andeutungen deshalb gefallen, weil sie soviel sagen, wie es in diesem konkreten Fall wohl nur diese Art der Versprachlichung vermocht haben kann. Bester Teil für mich: das Ende! Was ich nicht ganz konsistent finde ist das Komma vor „gefeiert“. Vorher finden Ellipsen entweder durch Zeilenumbrüche oder nachher durch Punkte statt. Wäre es nicht, rein formal gesehen, konsistenter, einen Punkt nach „Standbild“ zu setzen und dann, um den entstehenden einwortigen Satz nicht so hervorstechen zu lassen, „gefeiert.“ in die neue Zeile zu setzen? Insgesamt ein sehr starker Text! Liebe Grüße, Friederich L'avenir, on ne l'attend pas comme on attend le train. L'avenir, on le fait. (Georges Bernano)
Friederich
Re: schilf (grünvergleich)Hallo Isabell,
ich kann Friedrich nur beipflichten, was die offenen Stellen angeht, die die Fantasie gut anregen. Einige Stellen bringen mich aber dazu, den Text für etwas zu überkonstruiert zu halten, was aber natürlich an unser unterschiedlichen Art der Bildsprache liegenj kann. Vor allem "allerhübsches wort" verflacht mir den Blick aufs Schilf dermaßen, dass ich nur noch ein romantisches Sehnen spüre. LG Perry
Re: schilf (grünvergleich)hey friederich,
danke für deinen ausführlichen kommentar. ich war mit dem text noch gar nicht wirklich fertig und du hast mir das auch noch bestätigt. einerseits konnte ich nichts mehr daran ändern, andererseits bin ich nicht zufrieden so wie er jetzt da steht. dabei sind es minimale veränderungen welche am ende doch ausschlagebend über oho oder oh no sein könnten, zumindest für mich. natürlich durchzieht der ganze text einige wörter die buchstäblich dem leser schon alles vorgeben, ja hierzu gehört auch die naivität die wohl plakativer nicht hätte sein können - ich hatte es satt ständig so drum herum zu faseln. andererseits ist zu viel davon, als würde ich dem leser dann doch schon alles vorgeben, das ist schon ziemlich reizlos, meinst nicht auch? sicherlich ist das ganze dann doch noch recht verschlüsselt duch die elliptische konstruktion, das fällt auch sofort auf. ob nun diese mischung wirklich etwas ist oder doch weniger als etwas und dahingehend eher ein nichts, ich weiss es nicht :D deine vermutung es könnte um die eigene naivität gehen, lass ich mal so stehen. eigentlich hatte ich zu dem ganzen schon ein einfach gestricktes lyr. du. ob denn nun der glaube an ein märchenhafter sonnenuntergang oder dergleichen, welcher auch noch als ob es immer bestaunt werden muss, sogar gefeiert, und nicht genauso die naivität des gegenübers aufzeigen könnte... ja doch viel eher so.
ja find ich auch nicht so konsistent aber viel eher wundert es mich dass dir das "gefeiert" überhaupt zusagt. ich hatte nämlich etwas gehadert es überhaupt zu verwenden, da es hier schon nicht mehr linearisch in das ganze gefüge passt, nicht mehr stromlinienförmig ist, was auch immer, es ist einfach nicht mehr fliessend, wie mancher so schön sagen würde. ich weiss nicht ob ich das wollte. die sache mit dem komma ist denke ich jedoch ein guter ansatz, vielleicht macht auch das komma aus dem wort für mich etwas ganz anderes, von daher es muss womöglich raus. danke dir friederich! gruß, isa hey auch an dich perry,
könnte durchaus einfach überkonstruiert sein. muss auch nicht an der unterschliedlichen bildsprache liegen, nein es ist wohl einfach mal so. frage mich aber allen ernses was ich deinem kommentar nun entnehmen darf, denn die erkenntnis über eine textkonstruktion (die sie meiner meinung nach immer ist) ist hier keine erkenntnis sonder einfach eine standardisierte aussage. hier könnte nichts stehen und es hätte gleichen effekt :D
oh ein romantisches sehnen, ja, vielleicht spricht es auch die naive bildseite des lesers an und je nachdem wie dieser in dem gesellschaftlichen strom schwimmt desto platter und "klarer" wirkt das ganze, den wer will schon seine eigene naivität hinterfragen. wie hübsch ein jeder alles malt, ohne doch zu wissen es wird immer wieder die selbe kacke gekritzelt und doch glaubt ein jeder er sei der entdecker und müsste alles festhalten, quasi ein standbild von allem machen und sieht es dann immernoch so hübsch aus, dieses warme standbild? das nicht wärmt. ok tut mir leid für die verwirrende rückmeldung. danke fürs lesen. gruß, isa .
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