Eremit
Bin alt genug und weiß genau
Was mich erwartet vor der Tür
Verkriech‘ mich hier im sich’ren Bau
Brauch‘ meine Ruh – bleib ganz bei mir
So wenige, die ähnlich denken
Die meine hehren Ziele teilen
Mag mich für and’re nicht verrenken
Nur ungern in der Horde weilen
Ich steh‘ ganz oben im Zenit
Bild‘ ich mir schon seit Jahren ein
Kaum einer hält noch mit mir Schritt
Doch kann dies nicht auch Dünkel sein?
Am Gipfel herrscht die Einsamkeit
Tief in der Seele nagen Zweifel
Viel schöner wär’s hier doch zu zweit
Jag‘ meinen Stolz ab heut zum Teufel
Denn wer als wahrer Freigeist lebt
Der blickt herab auf andre nicht
Bewertet voll Bescheidenheit
Das eig’ne Tun aus deren Sicht.
Anmerkung: Muss ich die Ironie bzw. das Augenzwinkern erwähnen, mit der/dem das hier geschrieben ist? Andere straff zu beurteilen von vermeintlich hoher Warte aus findet zu oft statt - und zeugt selten von Talent, sondern eher von einem Knick in der Optik.