Für alle Gedichte, die zwischenmenschliche Beziehungen behandeln - mit Ausnahme der Liebeslyrik

Re: Entschlafen

Beitragvon kokoschanell » Mo 29 Jul, 2013 00:12


mit all deinen sehr hoch stehenden Ausführungen magst du recht haben, drehrassel- Frage ist nur, ob Knisters Gedicht genremässig einer "Voklsliedstrophe" zuzurechnen ist.

Dass Sonette in der Frühzeit als Alexandriner geschrieben wurden, ist auch korrekt. Aber ich sehe da keinen Zusammenhang mit Knisters Werk, allenfalls die These, dass sich Lyrik wandelt im Laufe der Jahrhunderte.

Da du dich ja offenbar in germanistischen Studien gut auskennst, hat man ja nun hier einen echten Lyrikfachmann, von dem auch ich noch viel lernen kann.
ich werde dir dann mal meine Distichen und asklepiadeischen Odenstrophen vorlegen und du kannst nachprüfen, ob sie korrekt sind oder nicht.

Ich entschuldige mich in aller Form für mein Vorpreschen. Eine einfache Hausfrau, die mal hie und da etwas von Gedichten aufgeschnappt hat, kann dir natürlich nicht das Wasser reichen.

Auf gute Zusammenarbeit von Koko
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Re: Entschlafen

Beitragvon knistern » Mo 29 Jul, 2013 09:24


Hallo an Alle,
darf ich als "Auslöser" dieser Diskussion meine - überhaupt nicht germanistisch geschulte - Erkenntnis und Einstellung dazu darstellen!?

1. Ich bin Koko absolut dankbar, dass sie sich meiner hier in ihrer vorgestellten Art annimmt.

2. Aus etlichen anderen Lebensbereichen, wo ich kein blutiger Anfänger bin, weiß ich, dass man zu Anfang tradierte Grundformen erlernen muss um danach freie Formen hantieren zu können.

3. Was soll ich mit algebraischen Formeln, wenn ich das 1x1 lernen muss? Beispielsweise wusste ich nicht was "Hebungen" sind, bis mir Koko das dankenswerterweise erklärt hat.

4. So perfekt Drehrassel die Möglich- und Unmöglichkeiten lyrischer Theorie darstellen mag, anhand des Dialoges zwischen Koko und mir hätte er (das unterstelle ich nun einfach) erkennen können (auch das unterstelle ich) und müssen, dass ich mit meinem Lyrik-theoretischem Wissen von seinen Darlegungen überfordert bin.
Daraus schließe ich, dass seine Mitteilungen nicht mir, sondern Koko galten.
Dann aber hat Koko absolut recht, dass diese in einen anderen tread gehört hätten.

5. Zu dem Hinweis, Koko und ich hätten das in der Form von PN absolvieren sollen:
Es könnte auch eine bildungstheoretische Trainingsform sein, zu lernen wo und wie man hilfreich und/oder hemmend bzw. selbstdarstellerisch eingreift.

Subsummierend:
Koko ich bin Dir dankbar und bitte Dich, bleib dabei.

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Re: Entschlafen

Beitragvon rivus » Mo 29 Jul, 2013 10:22


hi allesamt!

vielleicht ist es doch ganz gut, dass wir hier in diesem faden diskutiert haben und so kommen wir vielleicht doch zusammen. was in der gesellschaft zuoft noch nicht klappt, können wir hier gemeinsam lernen. einen versuch wagen, aufeinander in augenhöhe zu begegnen, mit gegenseitigem respekt. wir sitzen sozusagen in der lifoianischen tafelrunde. experten, laien, hobbyschreiber treffen aufeinander und versuchen einen literarischen kontext zu erarbeiten, der mit gutem willen aller, auch in einen beispielhaften konsens münden könnte. ich sehe hier einen ersten ansatz. vielen dank knistern für deine wortmeldung, die mir die bauchschmerzen weggenommen hat, dass wir die an andere ufer führende diskussion, nicht rechtzeitig von deinem gedicht abgekoppelt haben. aber irgendwie hängt die diskussion auch mit der art der hilfestellung zusammen, die immer auf verschiedene weise passiert, ganz den möglichkeiten der hilfestellenden und der hilfesuchenden angepasst. und lieber dreh, ich habe großen respekt vor deinem hintergrundwissen und versuche deinen fährten, mit meinen bescheidenen theoretischen grundwissen zu folgen, wo ich doch einer bin, der einfach losschreibt, weil etwas in mir brennt, was hinaus will und die form ergibt sich dann meist von selbst. das ist mein schreibprozeß. du schreibst uns in einer sprache, die mit deinem wissen sehr übervoll gefüllt ist. versuche doch bitte und ich weiß, du bemühst dich sehr, dein fundiertes noch ein wenig einfacher darzulegen und milde walten zu lassen, bei dem, was wir verschiedenen schreiber mit verschiedenen ansprüchen von deinem uns mitgeteilten wissen aufnehmen und mitnehmen können. ich freue mich sehr, dass du wieder bei uns weilst und mir ist bewusst, dass wir in einem prozeß sind, der durchaus auch die auflösung unsres lifo's zur folge haben könnte. wir wollen aber keinem die lust am schreiben nehmen und möglichst vielen einen ort bieten, wo sich jeder nach seinen möglichkeiten ausprobieren kann und auch gern wieder zurückkehrt und sich vielleicht sogar aufgehoben fühlt. ich würde mich freuen wenn wir weiter alle im lifoianischen boot bleiben und miteinander um das mögliche kämpfen. also nach musketierart, die auch zwanzig jahre später, gemeinsame abenteuer erleben, versuchen wir uns mit der zeit zu entwickeln und dabei uns mit unsren grenzen und möglichkeiten anzunehmen. ich finde, wir könnten beginnen. also koko, knistern, dreh, wilma, rivus, sind wir brückenbauer, die die unterschiedlichsten orte auf freundschaftliche weise miteinander verbinden können. wie die brücken aussehen werden, wird die zukunft zeigen.


grüße
vom rivus
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Re: Entschlafen

Beitragvon kokoschanell » Mo 29 Jul, 2013 10:39


ich danke dir, lieber knister, für eine offenen Worte. Vielleicht mag man es ja von dir annehmen, was man mir nicht abnehmen kann.
Danke auch dir, rivus, für deine versöhnlichen Einlassunen.
Vielleicht mag Drehrassel ja für alle einen Thread eröffen,wo er die Grundmetrik und die gehobene Metrik an Beispielen erläutert.
So haben alle etwas davon ( siehe Trainingsvorschlag von Knister).

Jeder könnte dann auch Fragen stellen, bzw. sich einbringen.

Mich persönlich würden z.B. die weiblichen und männlichen Kadenzen bei Distichen interessieren, inwieweit sie notwendig sind und/oder nur stilistisch verbessernd wirken.

Ich schreibe zwar ab und zu mal ein Prosagedicht, aber ich lebe für den klassischen Reim. ich finde, dass er erhaltenswert ist. Wir haben allgemein viel zu wenige Autoren, die dieses Genre noch bedienen mögen oder können. Diese Lyrikform darf bei aller Moderne nicht untergehen. Finde ich.

Grüße von koko
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Re: Entschlafen

Beitragvon knistern » Mo 29 Jul, 2013 14:32


Hi Koko,
ich hab nun eine überarbeitete Version anzubieten. Ich weiß dass der Kreuzreim in der letzten Strophe - im Gegensatz zu den vorhergehenden - nicht sauber reimt. Aber ich habe für die Aussage keinen entsprechenden sauberen Reim gefunden ?!?

Knistern

Aus irgendeinem Grund springt im dritten Vers immer die zweite Zeile nach oben. Warum, kann ich nicht erklären, bzw. korrigieren






Der Nachbar ist gegangen
Bevor man uns getrennt
genossen unbefangen
was man Bekanntschaft nennt


Wir sah´n uns hin und wieder
Im Treppenhaus, im Flur
Nicht aufgeregt, nicht bieder
Wir grüßten lächelnd nur


Wir wussten um den AndernMehr hat es nicht gemusst
Ein guter Freund im Stillen
Das war uns stets bewusst


Der Nachbar ist gegangen
Das –um den Andern wissen
Ist eine gute Sache
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Re: Entschlafen

Beitragvon cube » Mo 29 Jul, 2013 15:14


Hallo Knistern,

Der Nachbar ist gegangen

Bevor man uns getrennt
genossen unbefangen

was man Bekanntschaft nennt


Vers drei : das fehlende 'wir' stört schon sehr, vor allem da im Rest des Textes anscheinend Grammatik nach Duden-Empfehlungen verwendet wird. da musste ich erst mal überlegen, das ist ein Stolperstein.
Ähnlich, wenn auch weniger gravierend die ungewöhnliche Konstruktion von Vers zwei. das so als nichtwertende Leser-Eindrücke.

Der Nachbar ist gegangen

Das –um den Andern wissen

Ist eine gute Sache


Ich werde es vermissen


und da wir uns ja im Land der sprachlichen Konventionen befinden, die du pflegen möchstest, wenn ich richtig verstand, dann ist in Vers zwei ein Zeichen kaputt. aus dem Kontext schließe ich, dass das ein Trennungsstrich sein soll: Das - um den Andern wissen. schlicht Leertaste vor und nach dem Strich, wenn er so verwendet werden soll.

Grüße,
cube

ps: ich kämpfe auch mal wieder mit der formatierung, die scheint hier manchmal ein eigenleben zu führen. kenn mich nicht besonders gut mit software aus, aber vielleicht werden die algorithmen langsam so clever, dass die mit sich selbst nicht mehr klarkommen. ein techniker! ein freibier für ein königreich, ein königreich für einen techniker!
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Re: Entschlafen

Beitragvon knistern » Mo 29 Jul, 2013 15:37


Du hast recht, fühlte mich ohne das `wir´auch nicht sooo gut - arbeite weiter dran
Gruß
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Re: Entschlafen

Beitragvon kokoschanell » Mo 29 Jul, 2013 22:43


Knistsi,

jetzt wirkt es mir tatsächlich zu steif, die Lockerheit mit der du erzählt hast, geht verloren.
ich würde mich so nah wie möglich am Urspungstext halten, der gefiel mir nämlich gut.
Einfach Schwatzen durch "Geschwätz" ersetzen. :)

habe mal überlegt.
schau mal wie es dir gefällt. das doppelte gegangen finde ich eigentlich nicht störend, da es das lebendige Gehen und das gehen als sterben noch betonter in den Gegensatz stellt.
habe einen Zeilensprung hineingenommen.
dadurch wird es etwas eleganter.

Die gute Sache ist nicht schlecht, würde ich so lassen. hat was männlich lakonisches, wo doch schon viel Gefühl gezeigt wurde :)
da du als Stilmittel die Anfangszeil vom ersten und letzten Vers gleich gebaut hast, kannst du als Unregelmässigleit im Reim zur Betonung zum Abschluss die Sache richtig stehen lassen. Es ist ein Resumme, ein Punkt, ein Bruch.
Es reimen sich dann zwei Verse im Keuzreim, obwohl Dach und nach nicht so rein ist...
zwei reimen sich nicht im Kreuzreim.
Auch dieses könnte man, da es zwei-zwei sind als bewusst und gewollt nehmen.

Ach ja- und Satzzeichen würde ich setzen, Kommata, Punkt ect.
Schau mal:




Der Nachbar ist gegangen.
Doch unter diesem Dach
ging jeder unbefangen
dem eignen Leben nach.


Wir sah´n uns hin und wieder
im Treppenhaus, im Flur,
Geschwätzwar uns zuwider,
wir grüßten lächelnd nur

Wir wussten um den Andern.
Mehr hat es nicht gemusst
Ein guter Freund im Stillen
Das war uns stets bewusst

Der Nachbar ist gegangen
Das um den Andren wissen
ist eine gute Sache
- ich werde es vermissen

Hoffe, du kannst damit etwas anfangen.

LG von koko
Zuletzt geändert von kokoschanell am Mo 29 Jul, 2013 23:10, insgesamt 2-mal geändert.
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