Für alle Gedichte, die zwischenmenschliche Beziehungen behandeln - mit Ausnahme der Liebeslyrik

vor aus sicht

Beitragvon Niko1230 » Di 20 Okt, 2009 14:31


nichts wird
viel zu kurz
weil es nötig ist
das suchen und spuren
verwaschener sandalen - zeitzeugen
von morgen
weiß ich genug
um nicht neugierig
zu werden
ist keine kunst
alles wird
nichts ist
Die Selbstzerstörung findet im Geheimen
und trotzdem vor dem Leser statt.
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Re: vor aus sicht

Beitragvon Niko1230 » Di 20 Okt, 2009 20:55


ich halte deinen kommentar für einen nicht-kommentar. es würde guttun, bei der sache zu bleiben. so zeugt er allenfalls von inkompetenz und unvermögen, sich in werke anderer eindenken / einfühlen zu können. es sei denn man geht so oberflächlich wie du zu werke. und die auswahl meiner klamotten........bitte überlasse sie mir und ich hab was gegen schubladendenkereien, die zudem ironischen abqualifizierungen nahe kommen. mach´s wo du willst. bei mir bitte nicht
gruß: Niko
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Re: vor aus sicht

Beitragvon rivus » Mi 21 Okt, 2009 11:56


hallo nico,

nur skizziert

"vor aus sicht"
ein wort scheint auseinandergezogen. voraussicht beinhaltet weitsicht, vorausschau. doch nun gibt es im vorliegenden titel eine bedeutungsverschiebung. und so lese ich zuerst, um mich an das lose dreierwortgefüge heranzutasten erstmal "aus sicht" u. finde darin eine neue perspektive. aus sicht eines li wird etwas kundgetan. aber nun schiebt sich vor dem "aus sicht" noch das vor u. das intiiert ein prozessuales lesen. was will uns das li lyrisch erzählen? will es darauf hinweisen, das es sich davor sehr mit den dingen beschäftigt hat u, uns nun mitteilen über welche dinge es sich einen kopf gemacht hat?

"nichts wird / viel zu kurz/weil es nötig ist/das suchen u. spuren"

hier gibt es einen kontext u. den hinweis, das eine wirkliche vor-aus-sicht ein spuren u. suchen erfordet!

"das suchen u. spuren / verwaschener sandalen - zeitzeugen"

(ich denke zugleich an bayon, eine ostdeutsche band u. ihre klangbilder der siebziger.)

die sandalengeneration hat gesucht / gespurt wie generationen vor u. nach ihr u. andere lebensentwürfe versucht zu leben, ohne jedoch vorauszusehen, wie die zukunft in anderen zusammenhängen, in anderen zeiten aussehen wird u. ob dieser lebensentwurf bei den nachgenerationen, bei den eigene n kindern im nachhinein nachvollziehbar ist, weil er möglicherweise anachronistisch wirkt u. mit den gesellschaftlichen umbrüchen auch entwurzel wurde?

"zeitzeugen / von morgen / weiß ich genug / um nicht neugierig zu werden"

doch gibt es wieder neue lebensentwürfe, die ermutigen mit neugierde zu wagen u. auszuprobieren, denn der vorgezeichnete weg ist schon längst ausgelatscht.

"um nicht neugierig / zu werden / ist keine kunst"

ein appell für neue wege, für das entfachen von neugierde u. dem nachgehen/-sehen nach neuem oder auch altem mit anderen schuhen

"alles wird / nichts ist"

verführt zum verändern, sich keinem stillstand hinzugeben.

das li scheint den leser beschwören zu wollen, trotz aller bedenken, hin- u. herabwägungen, negativbeispiele, vorgegebener zukunftsvoraussicht u.s.f. neues zu wagen u. zu leben.

mfg, rivus
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Re: vor aus sicht

Beitragvon aniana » Di 10 Nov, 2009 20:21


Hallo Niko,

Ich lese dein Gedicht ähnlich wie rivus, vielleicht mit kleinen Unterschieden.

Du magst es bitte entschuldigen, dass ich es von der Mitte aufrolle, von daher hat es sich mir erschlossen, für mich einen Sinn gemacht, der zugegebenermaßen sehr persönlich ausgelegt ist.

Nach mehreren Versuchen habe ich zeilenübergreifend gelesen und unterschiedliche Kombinationen gefunden.

„Spuren verwaschener Sandalen - Zeitzeugen von morgen“,
für mich bedeutet dies: hakt nicht zu schnell ab, was gewesen, was frühere Generationen gelegt haben an Spuren, Gedanken....

„von morgen weiß ich genug“

sagt mir: lasst mich in Ruhe, ich weiß wie das ausgeht, keine Perspektive....

„weiß ich genug, um nicht neugierig zu werden?“
Ich sehe es als Frage.
Kann ich denn das Frühere ignorieren, glauben, genug zu wissen?

„zu werden, ist keine Kunst, alles wird“
Alles verändert sich, sogar das, was man mal als allgemeingültig hingestellt hat, kann sich verändern, also werden.

Nehmt es also nicht als gegeben hin, sagt nicht, das ist (so), denn nichts ist....
Kann man dem Werden einen Kick geben, es lenken, beeinflussen?
Steckt da nicht der Aufruf drin, zu verändern?

Hier nun spannt sich der Bogen zum Anfang:
„weil es nötig ist das suchen“
Gegenwart und Zukunft erschließen sich nun mal nicht ohne Vergangenheit – historisch wie menschlich/individuell, woran sich wieder die Notwendigkeit knüpft, Spuren des Vergangenen zu sehen, ja zu suchen.

Ein wenig Probleme hatte ich mit der Zeile „viel zu kurz“
Was ist viel zu kurz?
Die Zeit von gestern bis zur Erkenntnis, suchen zu müssen?

In vielem kann ich rivus zustimmen
Für mich haben die Zeilen Aufforderungscharakter, nicht ohne Voraussicht (Vorsicht, Sicht), also mit wahrnehmenden Blicken in die Zukunft zu gehen.

Wenn ich es aus dem Jetzt betrachte, ist aber auch dieses Vor-Sehen im Sinne einer Rückschau vonnöten. Ich kann eben nicht nur aus dem Hier und Jetzt entwerfen, sondern es bedarf Rückschau (die gestrigen sind Zeitzeugen von morgen), Aussicht (das was ich mir vorstelle), Vorsicht (Achtsamkeit in der Gegenwart) und den Blick aufs Zukünftige (Voraussicht)

Niko, das ist wieder eine sehr persönliche Ansicht von mir, die ich in deinen Worten lese.
Für mich ist es nicht nur politisch-gesellschaftlich relevant, sondern dein Gedicht steht so gesehen auch für zwischenmenschliche Beziehungen.

Ich habe dein Gedicht sehr gern gelesen.

Gruß
aniana
[mittig:27trn5ue]Um fremden Wert willig und frei anzuerkennen,
muss man eigenen haben.
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[mittig:27trn5ue][size=85:27trn5ue]Arthur Schopenhauer [/size][/mittig:27trn5ue]
aniana
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