Für alle Gedichte, die zwischenmenschliche Beziehungen behandeln - mit Ausnahme der Liebeslyrik

Vom zu Ende denken

Beitragvon Pjotr » Mo 29 Sep, 2008 01:02


Vom zu Ende denken


Es ist jetzt alles ein wenig anders.
Wir sehen uns anders ins Gesicht.
Wir gehen nun jene Wege
die wir von Anfang an schon
zu gehen begannen.

Die Altstadt steht noch
und in unserer alten Kneipe
stehen wir zwischen dem Andrang
der irgendwie anders ist; Ich gebe
alten Bekannten die Hand und frage.

Auf dem Klo rauchen jetzt andere
ihre Drogen, es betrifft uns nicht
ich lobe deine neue Freundin
während du neben die Toilette pisst
und dich dann ins Becken erbrichst.

Du sagst, dass Ihre Lippen schmecken
wie ... Schnee, wie eine neue Lust auf Leben
dass es Sie ist, diese endgültige Sie
das Aufleben einer Idee
und nicht nur eine Phantasie vom Blühen.

Ihre Stimme ist rot und ihr Gesang
ist ein Gedicht über die Liebe;
Ich nicke. Wir stoßen in halbem Ernst
auf irgendetwas an, auf
den allgemeinen Verlauf der Dinge.

Was in mir vorgeht; ein wenig
die Hoffnung auf ein Blatt Papier
etwas Wein und die Erinnerung daran
zu schreiben, das Gefühl
Stück um Stück den Verstand zu verlieren

das Bedürfnis alleine zu sein
und bei offenem Fenster zu frieren.
Die Erinnerung an Regen im November
das halbe Leben in diesen Jahren
und was mir früher einmal wichtig war.

Doch es ist jetzt alles ein wenig anders,
wie ein alter Gedankengang
der einen anders beeindrucken kann
denkt man ihn
in einem neuen Licht gesehen
zu Ende.
Pjotr
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Re: Vom zu Ende denken

Beitragvon apnoe » So 05 Okt, 2008 09:55


der text berührt mich.
die sprache ist melodisch, eingängig...flüstert sich mir ins gemüt.
eigentlich sprachlos.
wenn ich kritikfähig bin, melde ich mich nochmal.
wollte nur mal wow sagen.
danke.
a
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Re: Vom zu Ende denken

Beitragvon Pjotr » Fr 10 Okt, 2008 17:34


Dankeschön, apnoe, für die bewegte Rückmeldung. Es ist mir irgendwie peinlich, dass dich mein Text so berührt hat, doch freut es mich natürlich auch sehr.
Auf die hoffentlich bald folgende Kritik bin ich gespannt ;) .


Grüße,


Pjotr
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Re: Vom zu Ende denken

Beitragvon apnoe » Fr 10 Okt, 2008 19:53


hallo,
ob das die konstruktive kritik wird, die du dir erwartest, ist ja die frage.
aber ich werde mal formulieren, was mich so berührt hat.
ums auseinanderzunehmen, fehlt mir die freude daran, etwas, das mich so anspricht, zu zerpflücken...(obwohl die wortwiederholungen in den ersten drei strophen, wenn auch beabsichtigt, ein thema wären... :D )

aber dann:
ab strophe 4 beginnt sich das nebulos gleichförmig fade, das sich wiederholende der ewig gleichen dinge, die jetzt anders, aber nicht anders genug sind, zu verdichten... den gedanken des drogen/alk/problems, der anklingt, überlese ich jetzt einfach, obwohl er das birgt, was ich als dekadenzfördernd betrachten würde. genau diese
abgeklärtheit bedingt ja sehr oft den verlust der freude..und freunde. man tut, als ob man lebt...
aber eigentlich ist alles öd, der schnelle kick wird gesucht, immer auf der sucht nach etwas neuem, besserem..das tut nichts gutes in der psyche..es hinterlässt letztlich wahrscheinlich nur die leere eines unechten gefühls, eines glücks, das man im rausch erlebt hat, eines glücks im schnellfeuer.
aber das alles hat mit mir nicht wirklich zu tun..ich spüre nur einer stimmung hinterher.
leider gibts auch bei "echtem" gefühl den moment, der dann im text folgt.ernüchterung, enttäuschung.

was in mir vorgeht....
ab diesem teil des textes bekommst du die eins zu eins stimmungslagen-unterschrift von mir. das ist es. genau das, was mich in den text hineinzieht und berührt. du beschreibst, was ich in solchen momenten fühle.
mehr nicht.
und das ist nicht peinlich.
lieben gruß
a
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