Für alle Gedichte, die zwischenmenschliche Beziehungen behandeln - mit Ausnahme der Liebeslyrik

Re: Eine Weise aus Wellen, Welldächern und Blechtrommeln

Beitragvon struktur-los » Sa 30 Apr, 2011 12:48


Hallo rivus,

dein Gedicht berührt mich. Vielleicht, weil ich darin ein aufrichtiges, sensibles Lyr-Ich erspüre.

Assoziativ erhalte ich einen Blick in dessen Gefühlschaos, welches sich aus dem Wunsch, echte Beziehungen zu führen, der Erkenntnis, dass diese (hier sind so-wohl bestimmte als auch allgemeine gemeint.?.), scheinbar nie existierten – zumindest nicht so, wie ersehnt - und das Betrauern eben genau darum, ergibt.

diese maßlosen Gezitterorakel
unterm Schädeldach euer abgewandtes
Gefauste in wehrlose Magengrube

Was ist los mit den Menschen? Sie berühren sich weniger durch gefühlte, ehrliche Worte noch durch warme, sanfte Hände – keine Umarmung, nur interverbale Kollisionen mit einhergehenden Brechreflexionen.

Mein Flügeln aus Angst
mit leisen Händen Leitern wegstellen,
lauter Blechwolken wegklatschen,
um mich auszuhalten, werd ich ein Papagei!


Das Lyr-Ich, das Chancen in die Ecke stellt oder aber glaubt, gesehene Trugbilder (oder sind es traumblasenschwere Wolken, die sich während des nächsten Gewitters sowieso zerregnen?)wegklatschen zu müssen, da es als Überbringer, Nachplappler, weniger als eigener Geist agiert, wird letztendlich verkannt – Vertrauen geht verloren. So war das nicht gewollt, das ist es nicht, das war es nie, das sollte es nie sein… was bleibt – ein Papagei, der nicht fliegen kann.

Und dann:

… himmelgebläutes Falschschluchzen… zum Verrücktwerden Schmerzen
auf Augenhöhe zugewandte Flutblicke… johlende Kiffer, Bekloppte, Schulabbrecher, Vaterlose
schauen aufmerksam…

Wie kommt es dazu? Wie kommt es, dass diese Welt so ver-rückt, sich ent-rückt?

Ist es diese Epoche, die Kiffer, Bekloppte, Schulabbrecher heranzieht, Menschen schon im Kindesalter gefühlsmäßig ausnoggt, weil Emotionen in Institutionen, größtenteils auch innerhalb von Familien, nicht zum Tagesordnungspunkt in der Kommunikation werden - weil diese schlicht unterbewertet, außerhalb des eigenen Ichs keinen Wert erhalten, weil generell aufs Individuum keine Rücksicht genommen wird, keine Verbindungen untereinander gefördert, gefordert werden? Ich weiß es nicht - oder doch.

Ver-
trauen war in der Wolke.

Ein Traum, der zerplatzte?
Ich denke, frontale, offene Kommunikation ist das A & O. Selbst die Tiere und Pflanzen haben das begriffen, oder beherrschen es zumindest.

Illegalität dauert

Es werden Dinge getan, die verboten sind, weil der stets eingesperrte Geist und die unterdrückten Gefühle sich anderweitig austoben wollen/müssen... oder, weil eben das, was eigentlich lebens-wichtig, entwicklungsbedürftig, einfach notwendig ist/wäre, unterworfen wird?

Wiedermal ein sehr bewegendes, für mich poetisch sowie inhaltlich sehr wertvolles Gedicht.

Liebe Grüße
Zuletzt geändert von struktur-los am Sa 30 Apr, 2011 13:37, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Eine Weise aus Wellen, Welldächern und Blechtrommeln

Beitragvon rivus » Di 03 Mai, 2011 07:23


hi struktur-los, hi hirn,
erstmal ein herzliches danke für eure zuwendungen. ich werde zu einem späteren zeitpunkt auf die interpretatorische annäherung von struktur-los u. auf die titel-u. letzte-zeilen kritik von hirn eingehen.

lg, rivus
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Re: Eine Weise aus Wellen, Welldächern und Blechtrommeln

Beitragvon rivus » So 08 Mai, 2011 20:50


hi strukturlos,
danke nochmal für dein "berühren". du hast aus dem text auch für mich viele interessante aspekte entdeckt. es war ein sehr reflexives texten.

hi hirn, auch die andren,
ist es so besser?

liebe grüße euch beiden
rivus
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Re: Eine Weise aus Wellen, Welldächern und Blechtrommeln

Beitragvon struktur-los » So 08 Mai, 2011 23:08


Hallo rivus,

danke für deine Worte.

du hast aus dem text auch für mich viele interessante aspekte entdeckt.

Das freut mich.

es war ein sehr reflexives texten.

Aha.

ist es so besser?

Kann ich persönlich nicht behaupten. Mir gefiel es so, wie es zuvor geschrieben stand.

Liebe Grüße zurück
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Re: Eine Weise aus Wellen, Welldächern und Blechtrommeln

Beitragvon rivus » So 08 Mai, 2011 23:53


hallo struktur-los,
da dein ausführliches beschäftigen mit meinem text, sich auf dem ersttext bezieht, nehme ich die urform mal wieder rein, zumal sie dir persönlich so gefiel.

liebe grüße
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