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Der Feuerhaken (Ballade)

BeitragVerfasst: Sa 05 Jan, 2013 12:30
von kokoschanell
[b][u]Der Feuerhaken[/u][/b]



Vater,

du machtest Feuer

unter’m Hintern uns,

nur wer geschickt genug

war, konnte ihm entweichen,

auf mir

landete er immer.



Vater,

der Diskussionen

Feuer schürtest du,

wenn dir die Argumente

fehlten, nahmst du ihn,

auf mir

landete er immer.



Vater,

du zogest mir

die roten Striemen

auf den Rücken, deren

Krusten längst verheilt,

in mir

brennen sie noch immer.



Ich seh’ dich heut’

im Sessel sitzen,

ein alter Mann, der greift

zu dem getreuen Freund

und höre:

„Ich kann dich noch immer…“



Da pack’ ich ihn,,

den Teufelsstock

und schwenk’ ihn hoch und seh’

die Angst in deinen Augen,

auf mir

landet dieser nimmer!



Ich spür’ die Hand

auf meinem Arm,

der Frau, die ich so lieb’

und halte an den Hieb

und dreh’

mich um und geh’ mit ihr,



und Vater,

diesmal ist’s für immer.

Re: Der Feuerhaken (Ballade)

BeitragVerfasst: Sa 05 Jan, 2013 16:32
von Perry
Hallo koko,
Ballade steht ja allgemein für Tanzlied und ist inhaltlich meist "traurig schön." Soweit ich weiß, gibt es zwar formale (Strophen/Refrain) aber keine thematischen Vorgaben.
Hier lässt einen die Aussage Frieren, wenn man die beschriebene häusliche Gewalt auf sich wirken lässt. Gut, dass sich die am Ende beschriebene, verständliche Wut nicht unmittelbar entlädt, denn Gleiches mit Gleichem zu vergelten ist kein wirkliches Heilmittel.
LG
Perry

Re: Der Feuerhaken (Ballade)

BeitragVerfasst: So 06 Jan, 2013 00:48
von kokoschanell
ich hatte es eingestellt, lieber perry, weil ich von cube das werk unverlangteingesand las. ich wollte zeigen, wie unterschiedlich autoren dieses thema umsetzen können.

ballade ist eher eine in sich entwickelnde handlung, ein wenig dramatisch aufgemacht. denken wir an die atlen balladen.
die sind natürlich gereimt gewesen.
dies werk ist schon älter, aber gewalt gegen kinder, dieses thema ist auch heute leider noch aktuell.
vile kinder tragen psychische schäden davon , können lebenslang nicht emotional sein oder gar werden selbst gewalttätig.
eltern darf jeder werden--- leider.
ich hatte gott sei dank gute eltern. was für eing geschenk das ist, weiß man erst wirklich, wenn man solche anderen fälle sieht.
lg und danke für dein mitfrieren von koko

Re: Der Feuerhaken (Ballade)

BeitragVerfasst: So 06 Jan, 2013 11:03
von cube
hallo koko,

ist ja ziemlich eindeutig erzählend dein Text, kommt mir vor wie aus einer vergangenen Zeit, wie selbstverständlich hier zu so einem Werkzeug gegriffen wird, um das Kind zu züchtigen.
hat schon was erzieherisches in meinen Augen, wie sich das Kind am Ende dazu entscheidet, sich nach der Emanzipation vom Vater auch von dem eigenen Rachewunsch zu befreien, also wirkt ziemlich klassisch der Text auf mich, was ich nicht negativ assoziiere, und schlüssig erzählt ist er auch ohne viel Trara. ja, gefällt mir -> das kann ich guten Gewissens zurückgeben.

cube

Re: Der Feuerhaken (Ballade)

BeitragVerfasst: So 06 Jan, 2013 15:57
von kokoschanell
ich danke dir, lieber cube und es freut mich sehr, war es doch eines meiner wenigen prosagedichte, die ich vor 10 jahren schrieb.
interessant deine gedanken dazu. ja, der feuerhaken is heute wohl nicht mehr das werkzeug, aber wer weiß? Hot faulee hat heute ja wieder kamin... :evil:
LG von koko