Für alle Gedichte, die zwischenmenschliche Beziehungen behandeln - mit Ausnahme der Liebeslyrik

Augen

Beitragvon tortenlover » Mo 01 Apr, 2013 19:35


auch wenn in diesem forum an anderer stelle etwas über "zuckersüße" lyrik geschimpft wurde, will ich dieses (mein zweites) gedicht anbringen... ;)
würde mich über konstruktive kritik freuen... ;)

Augen

Ach, wie tief liegt der Grund dieser Augen,
so tief,
der Boden des Sees dagegen wirkt wie
ein Fingerhut voll Wasser neben einem Ozean.
Ach, wie tief liegt der Grund dieser Augen.

Die hellblauen Flecken,
oft unergründlich, wie
ein geschlossenes Buch ohne Titel,
so strahlen sie im nächsten Moment
eine Kälte wie gefrorener Stahl,
verzerrt zum spöttischen Blick.
Dann schweifen sie weg, ganz so,
als sähen die Weltkugeln ein fantastisches
Paradies in der Ferne.
Und schließlich ein warmen Türkis,
wenn Liebe in ihnen steht.

Oh, wehe dem, der die Farben nicht zu deuten
vermag! Der Farbtopf eines Picasso
ist eintönig, neben den
facettenreichen Schattierungen
der Augen.
Das Farbspiel ist schöner, als
herbstgefärbte Blätter und doch führt
die Schönheit vielleicht oft zum Trugschluss.
Nur der, der die Farben kennt, mag sie deuten,
danach handeln, und die
wahre Schönheit
erst entdecken.

Leer wirkte es, leer, leer, leer,
finge man diese Augen mit Feder und Tinte
auf Papier.
Es ist den Versuch nicht wert, das
Unvorstellbare in Greifbares bannen zu wollen.
Es spricht nichts offener als der Blick,
Worte, Gesten, Taten scheinen nichts
auszudrücken, scheinen schnöde Fassade
im Vergleich zum Blick durch
zwei offene Schleusen.

Der Moment, in dem vier Pupillen
zueinander finden und verweilen,
Gedanken, Gefühle finden ihren Weg, leiser,
als der kleinste Lufthauch, und
somit wird man im Umgang mit Menschen
nichts persönlicheres finden, als
den wirklich offenen Blick der Realität.

Die Einheit von Blick und Emotionen
ist untrennbar, und so drückt
ein gemalter Blick nicht mehr aus, als
unbedachte Gesten des Alltags.

Ach, wie tief liegt der Grund dieser Augen,
so tief.



Danke fürs Lesen... :kaffee: ;)
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Re: Augen

Beitragvon sandkorn » Di 02 Apr, 2013 11:39


Hallo tortenlover,

schön, dass du hierher gefunden hast, erst mal ein herzliches Willkommen. :)

Auch dein Gedicht gefällt mir gut, die Emotionen kommen sehr schön rüber. Das LI ist sehr angetan von diesen Augen, ringt nach Worten, nach Vergleichen, um seinen Emotionen, die die Augen auslösen, Worte zu verleihen, fast verzweifelt schon ;) .

Dein Gedicht ist sehr phantasievoll, erzeugt bei mir sofort Bilder, sehe Augenpaare vor mir, einen See in der Abenddämmerung... Bild Und ein warmes Gefühl...Ich finde es nur ein wenig zu lang, ich persönlich hätte es fast schon nach dem zweiten Abschnitt belassen, obwohl der Rest auch für sich steht. Aber das ist meine persönliche Wahrnehmung und sicherlich Geschmacksache.

Liebe Grüße
sandkorn
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Re: Augen

Beitragvon tortenlover » Mi 03 Apr, 2013 18:48


Hallo Sandkorn,

danke für die nette Antwort. ;) Es freut mich, dass es mir gelungen ist, die Emotionen so rüberzubringen,
wie du es beschreibst, das war nämlich meine Absicht... :D

Und ja... die Länge... ;) du hast wohl recht, wenn du sagst es ist zu lang, aber es fällt mir natürlich schwer Teile zu streichen Bild vor allem, weil ich ja gewissermaßen hauptsächlich zwei Aspekte aufführen will: der Beschreibung, dem Aussehen, den Schattierungen, und der Deutung dieser habe ich Strophen gewidmet, ebenso wie dem Punkt mit dem Malen der Augen. Eventuell müsste innerhalb der zwei Bereiche gekürzt werden. ;)

Liebe Grüße,

tortenlover
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