Literaturforum

[Perry]

Die ganze Nacht hörte ich Geräusche. Das Summen
der Mücken an der Straßenlampe, das Schlagen
der Kirchturmuhr jede Viertel Stunde. Ich spürte
den Wind auf der Haut wie er durchs halboffene
Fenster griff, mir den Schweiß von der Stirn tupfte.

Was sollte es bringen Schlafphasen aufzuzeichnen,
wenn ich die ganze Zeit wach lag. Ich läutete
nach der Schwester. Sie brachte Baldriantropfen,
schenkte mir einen dieser aufmunternden Blicke.
Danach brachte ich erst recht kein Auge mehr zu.

Den Rezeptoren der Netzhaut entging kein Lichtquant,
bis ich gegen halb fünf dann doch eingeschlafen war.

[M.C.Bertram]

Die Zeilen habe ich mehrfach gelesen,immer mit dem Gefühl, etwas Wesentliches nicht mitgekriegt zu haben. Die schlichte präzise Sprache, die Wortwahl, Thema, Schauplatz, das alles gefällt mir soweit gut.
Dann hat es noch etwas gedauert, bis ich dahinter kam, daß ich nach einer Emotion oder Intention suche. Ist es unsinnig, Leute in einem Schlaflabor durch das Setting künstlich wach zu halten, oder quält einen das? War diese Erfahrung öde? War die Nachtschwester ein Highlight aber nicht lange genug da? Nach einer Weile gibt man es auf. Aber den Text finde ich entwicklungsfähig. Gruß mcb

[Perry]

Hallo Bertram,
solche Texte müssen keine Botschaft oder Pointe haben.
Da wird lediglich der ganz alltägliche Wahnsinn, bzw. der indivuelle Kampf mit den Windmühlenflügeln des Lebens beschrieben.
Natürlich ist eine kleine Ironie "in einem Schlaflabor nicht schlafen zu können"
und der unbewusste aussichttslose Kampf des Individuums gegen die Natur mit hineingewebt.
Danke für dein Interesse und LG
Perry