Alle Gedichte, die in keine andere Kategorie passen

Vesper

Beitragvon Perry » So 28 Mär, 2010 16:58


Mit gefalteten Händen danken wir für das,
was auf dem Tisch steht,
Brot und Wein aus den Regalen des Tages.

Draußen dimmt der Abend das Licht.
Levkojen öffnen ihre Blüten
und wir halten für einen Moment inne.
Perry
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Re: Vesper

Beitragvon Friederich » Mo 29 Mär, 2010 23:04


Hallo Perry,

ich würde nicht sagen, dass mir der Text nicht gefällt, denn das Bild, das du zeichnest, gefällt mir durchaus in seinem Innehalten. Nur ist es so, dass mir der Text zu konkret, zu weniger verdichtet ist für seine Kürze.

Wörter mit "mit", Konstruktionen wie "für das, was auf dem" stören mich, weil sie dem Text Dichte nehmen. Ich vertrete nicht die Ansicht, dass poetische Bilder immer neu oder unverbraucht sein müssen, sie müssen nur im Kontext passen. Aber das Bild "der Abend dimmt das Licht" stört mich dann doch, weil es einfach schon tausendmal gelesen ist.

Schön dagegen finde ich die Wendung "Brot und Wein aus den Regalen des Tages", weil es eine schöne Abgrenzung zwischen dem Tag und dem Abend, ja zwischen dem Profanen und dem Sakralen darstellt. Dazu passt gut das "wir halten einen Moment inne" am Ende, was mir auch gefällt.

Alles in allem gerne gelesen. Grüße,

Friederich
L'avenir, on ne l'attend pas comme on attend le train. L'avenir, on le fait. (Georges Bernano)

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Re: Vesper

Beitragvon Perry » Di 30 Mär, 2010 01:02


Hallo Friederich,
danke für deine differenzierte Sicht des Textes.
Ich wäre übrigens brennend daran interessiert, wo du das Bild "der Abend dimmt das Licht" schon konkret so gelesen hast. ;)
Ich bin auch dafür in lyrischen Texten die Sprache und Bilder möglichst "dicht" zu halten. Bei einem so kurzen Text verzichte ich aber schon mal zugunsten einer Lautwiederholung wie "das, was" darauf. Auch finde ich Satzbeginne mit "mit, und etc." durchaus legetim, weil sie den Leser -besonders bei prosalyrisch angelegten Texten- sofort ins Geschehen einbeziehen.
Ich weiß, der Text ist bildsprachlich eher einfach angelegt, für mich liegt seine Stärke auch eher in der übertragenen Aussage, dass im Innehalten von Körper und Geist die Kraft für den nächsten Tag liegt.
LG
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Re: Vesper

Beitragvon Friederich » Di 30 Mär, 2010 10:13


Hi Perry,

deine Einwände bezüglich der Lautwiederholungen kann ich nachvollziehen. Ich denke, hier steht die phonetische der inhaltlichen Sicht gegenüber und so ein "Mikroreim" hat durchaus etwas :)

Nein, das konkrete Bild habe ich noch nicht gelesen und ich sage auch nicht, dass es immer "neu" sein muss, zumal das Bild in der konkreten Verwendung auch durchaus neu sein kann. Was ich meine, ist dass für mich, zumal ich in letzter Zeit selbst mich diesem Wortfeld bedient habe, "Abend" und "Licht" in einem Bild schon sehr "konventionell" ist. Das Ausdimmen dagegen liegt zwar nahe, ist aber in diesem prosaischen Kontext durchaus passend.

LG, Friederich
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Re: Vesper

Beitragvon Perry » Mi 31 Mär, 2010 01:22


Hallo Friederich,
danke fürs Feedback.Vielleicht wäre "Helle als Verkürzung von Taghelle)" eine Alternative statt des Lichts.
LG
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