Alle Gedichte, die in keine andere Kategorie passen

"Es ist gleichgültig"

Beitragvon Cornelius » Sa 21 Nov, 2009 19:09


Liebe Leser, das ist mein erstes Gedicht, das ich hier veröffentliche.


ES IST GLEICHGÜLTIG,
wie du dich zu Tische setzt,
wieviel Geld du verdienst.
Bist du arm, macht es nichts.

Bist du ein studierter Mann,
selbst ohne Lehre und Diplom,
deine Krawatte muss nicht neu sein,
- in manchem fernen Land
lachte man dich aus -
wird eine Straße nach dir benannt
oder nicht,
trägst du hohe Ämter,
(die Not macht doch alle wieder gleich)

Viele, die zittern.
Schlaf nicht zu tief,
du musst den Wecker noch hören können!

Schon lange wirst du beobachtet,
wohin du gehst folgen sanfte Blicke.
Ob du es weisst,
der Brief ist aufgesetzt,
noch ein Tag, da trifft er ein.

Morgen bist du nicht mehr allein.
Cornelius
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Re: "Es ist gleichgültig"

Beitragvon Drehrassel » Sa 21 Nov, 2009 22:51


hm. seltsam, dein gedicht, cornelius. / ich bin mir nicht sicher... es scheint, als ob du mit dem duktus des "darüber redens" anstatt auf tropen wie etwa die metapher oder dergleichen zu setzen, spieltest. ich kann es nicht sagen. - sehr viel sentenzenhaftes aus der liga: billige spruch-weisheiten qua zeilenumbruch in die zumindest äußere - typographische - form eines lyrischen gedichts ge-... zwungen. (mal abgesehen von der banalität dieser "wahrheiten") / trotzdem bleibt da etwas... ich weiß nicht, wie? - sagte ich bereits, dass mir dieses gebilde seltsam anmutet? - "seltsam". das mag ich wiederum. vor allem, wenn ich das latente gefühl habe, dem autor könnes es genau um diesen affekt gegangen sein: den leser/die leserin mit offensichtlich - zu offensichtlich! - daher "geredeten" banalitäten zu verwirren... oder solchen linkischen und völlig unsublimierten formulierungen wie:" du muss den wecker noch hören können" oder kitschigen phrasen: "wohin du gehst [,] folgen sanfte blicke". - am ende noch der finale rhyhtmisch ziemlich irreversible reim:"noch ein tag, da trifft er ein. // morgen bist du nicht mehr allein".

seltsam. hier wird sprache auf eine so sehr unpoetische art und weise behandelt, dass mir wieder vorkommt, als liege dabei ein kalkül vor. - es liest sich - seltsamerweise! - nicht einfach wie völlig misslungene anfänger-foren-lyrik. - es liest sich nicht mal, als hätte jemand tatsächlich vorgehabt, ungares und neunmalschlaues gedünkel (du studierst philosophie?) zu verbraten und achselzuckendes interesse dabei verfolgt (zweites studienfach: germanistik), zu registrieren, wie das in einem per adresse selbst ausgewiesenen "literatur"-forum aufgenommen werden könnte. - / bei allem "gerede" über "ämter", "geld", graduationen und sonstwelchen persönlich sozialen und sozial-soziologischen verhältnissen eines menschen... am ende steht ein ominöser "brief", der das du ("uns alle" sozusagen) bald erreichen wird, und zu beginn heißt es - schon im titel unmissverständlich gemacht, dass "es gleichgültig" ist. - was "es"? dass man keinen akademischen grad zu erlangen im stande gewesen sein könnte (aus welchem grund auch immer); dass keine straße nach einem benannt würde? die krawatte, die man vielleicht trüge, nict neu sei? dass man "not" erlitt? den wecker überhörte, wenn man "zu tief" schlief? - dass der "brief" aufgesetzt ist und jemanden unter uns (oder uns alle?) morgen ("noch ein tag") erreichte? - oder genau eben ganz anders, dass gerade angesichts dieses "briefs" alles andere "gleichgültig" werden müsste? -

seltsam, dein gedicht. cornelius. sehr seltsam. - es liest sich erst, als habe da jemand mal ÜBERHAUPT KEIN talent zum gedichte-schreiben. - aber andererseits bleibt da ein gefühl von... hm...

guten abend
dreimal selig, wer einen namen einführt ins lied!
- ossip mandelstam
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Re: "Es ist gleichgültig"

Beitragvon Cornelius » So 22 Nov, 2009 01:23


Danke für deine Antwort, Drehrassel!
Es ist ein interessantes Gefühl, mal einen Kommentar zu eigenen Gedichten zu hören. Leider kann ich nicht allzulang wiederum selbst antworten, bin privat zu sehr eingespannt, trotzdem will ich gerne ein Worte zu deiner Kritik sagen, die ich sehr schätze.
Das Gedicht ist gestern entstanden! Es ist eine erste Fassung, für stundenlange Bearbeitungen habe ich keine Zeit. Es gibt Stellen, die ich selbst noch für problematisch halte (gemessen am eig. Maßstab): "viele,die zittern" der Übergang dann zu "Schlaf nicht zu tief.." scheint mir aus inhaltl. Gründen zu abrupt, es hätte vlt. noch einer oder zweier Zeilen bedurft.
Gedichte solcher Art produziere ich am meisten (obwohl es auch streng metrische, reimgebundene von mir gibt). Es ging mir nur darum, etwas auszudrücken, was ich sofort als angemessen in meinem Kontext oder nicht, einordne und NUR dieser Regel folge. Es freut mich, wenn ich dabei nicht arrogant wirke. Literarische Traditionen interessieren mich nicht bei soetwas, obwohl ich viel lese. Eig. schreibe ich Gedichte nur für mich, als Aufmunterung bei irgendeiner Problematik, das hilft mir. Dabei entsteht nat. ein gewisser Ehrgeiz, es trotzdem ästhetisch werden zu lassen. Die Ästhetik, wie sie auch ist, entsteht aus dem Schreiben heraus, ich lasse sehr oft Dinge stehen, obwohl sie meiner inneren Zensur nicht genügen. Seit langem habe ich das Gefühl, dass diese Zensur etwas Bedrückendes ist. Wenn du so willst, ist meine einzige Regel beim Schreiben , die psychoanalytische Grundregel: Alles, was mir einfällt hat eine Bedeutung. Gehe ich ihr ungezwungen nach, finde ich die Ästhetik, die mich veranlasst hat, das Gedicht zu schreiben. Am Ende bin ich fast immer zufrieden und wundere mich, dass es eig. Schönheit besitzt.

Eine gute Nacht! Cornelius
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