Alle Gedichte, die in keine andere Kategorie passen

[klanggerät ii]

Beitragvon Drehrassel » Fr 26 Feb, 2010 00:21


das auf den sims, das hinter die gardine, am offenen fenster bau
schende, gelegte babyphone, mit nu
schlig schluchzendem sim-, den sinn, nicht: "schlimm", chip ein

geschaltet! ein-verstärkt, mit wow effekt auf kling auf SLEEP: ich
nahm schon.
.. als ein riesenfot / o buschigs bären
halb gebärende, in seitenlag, in roten pumps, die klebrig süße 80s

actrice. und nachgefüllt. jetzt hängt das tuch zerklappert gibt
das not, das störsignal mit f = abertausendhertz. mir kommts. das
kinn in richtung kinds-

todbrabbel, DIE EINSCHALTAUTOMATIK AUS! schädelblues
AUS! unisono sitzbeinausschnit ????????? den katathymen hymen
mitten AUS! AUS! atemwende*. polynomfunktionen
____________________________________

* das steht da nicht! komm! das steht da nicht...
dreimal selig, wer einen namen einführt ins lied!
- ossip mandelstam
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Re: [klanggerät ii]

Beitragvon Anna Lyse » Mo 01 Mär, 2010 09:10


hallo drehrassel,

von allen deinen geremixten stücken finde ich doch dieses am interessantesten, warscheinlich weil ich auch nur schwer feststellen kann woher mir die parallelen rühren. also ein bisschen fesselnd ist das denn es wirkt im sprachgebrauch infantil und unschuldig. nicht nur am anfang sondern auch der wechsel von "o buschigs bären
halb gebärende," zu den roten pumps. ich bin überrascht wie sich das untereinander nicht in die quere kommt. denn das bild der roten pumps und den "buschigs bären" passt so gut. ich bin schwer erschüttert wie es doch ein klein wenig den "blümchen sex" erhält obwohl es darum gar nicht geht in meinen augen! oO
ok aber ich denke ich sollte mal von vorne beginnen denn ich habe gerade gemerkt wie confus ich hier schreibe und von einer zeile zur nächsten springe und dabei wesentliches auslasse.

den sinn, nicht: "schlimm", chip ein

also um ehrlich zu sein fing das "gefangen genommen" schon bei der ersten strophe an denn das "bau schende, gelegte babyphone" hinterlässt mir so einen weinerlichen zug auf der zunge, vielleicht wegen dem sch-laut. in dem auch der leser auf die idee kommt zu trösten mit schhhh und pssssst und es so auf anhieb nichtmal merkt.
der zeile mit dem "nicht "schlimm" chip ein" stehe ich ein wenig gespalten gegenüber denn hier wird das "schlimm" so direkt ausgesprochen, wo ich zumindest in meiner interpretation und in meinen gedanken keinerlei schlimm/gut oder überhaupt irgendeine wertung vorgenommen hatte. so werde ich hier praktisch gezwungen das "nicht schlimme" zu betrachten, doch gelingt es mir nicht mich zu überzeugen. vielleicht ganz gut so platziert denn das ganze fängt ja erst an. ausserdem keimte in mir der gedanke auf, in denen sich eltern einreden dass ein schreiendes kind nicht unbedingt immer getröstet werden muss, irgendwie sowas :D ist aber wohl schon ziemlich abwegig, zu meinen es könnte hier auch so dargestellt sein.

die zweite strophe ist die in der ich weiter oben schon so begeistert von der mischung der pumps und den buschigs bären schrieb. denn das ganze wirkt verniedlicht, bis ich diese ernüchternden roten pumps vor augen habe und glauben muss diese actrice liegt direkt in dem bett des lyr.ichs und vermischt durch ihre anwesenheit die gedanken an das babyphone, die buschigs bären die ich hier einen so tollen emily dickinson klang bekommen und mich hier plüschig auf trap halten. dieses "ich nahm schon" hat mich ein wenig stutzig gemacht, denn es las sich wie eine einzelnd in den raum geworfene stimme. spricht das lyr.ich zu sich selbst, beschreibt es gar den wunsch etwas zu "wollen" bzw eine gewisse handlung auszuführen. hier wirkt es auf mich wie das "schlimm" in der ersten strophe. für mich besteht da irgendein zusammenhang doch ich komm nicht so ganz dahinter. vielleicht ist es einfach nur ein bisschen zynismus den ich hier rauslese, keine ahnung.

die dritte strophe ist meines erachtens die beste. sie gefällt mir wirklich gut, denn es ist nun etwas vielschichtiger und ich denke meine interpretation von anfang ist einfach nur falsch und blöd, ja hier wird mir meine eigene dummheit vor augen geführt denn ich glaube dieses kindliche ja infantile rührt eher von dem einbringen der "actrice" und den roten pumps her als von dem tatsächlichen vorhanden sein eines kindes. wohl muss ich mich auch ernsthaft fragen wie ich auf ein kind komme wenn es nur durch das babyphone schreit :D und selbst das nicht wirklich denn von schreien kann ja keine rede sein. obwohl hier ein kinds- erwähnung findet deute ich es eher als einen wunsch, vielleicht ein verlangen oder aber nur als eine sichtweise und schon fast eine hin und her gereiße denn durch das "störsignal mit f = abertausendherz" spitzt sich die lage zu, ein bisschen drama jajaja.

in der letzten strophe ist die dramatik dann komplett. mit diesen großbuchstaben des "DIE EINSCHALTAUTOMATIK AUS!" ein ende des ganzen. fast schon kann ich ein seufzen aus den letzten zeilen lesen, gepaart mit einer prise verzweiflung bevor du dann (hier habe ich gelacht :D ) die polynomfunktion ins spiel bringts. ach bei dem sternchen hab ich auch gelacht und mich diesmal nicht verarscht gefühlt, denn du lachst ja über dich selbst, was das ganze nur noch lesenswerter macht.
ich bin mir aber nicht klar ob du die polynomfunktion hier mit eingebracht hast um auf die mehrnamigkeit (deutigkeit) der einzelnen strophen oder auch zeilen hinzuweisen oder aber! ob es hier nur um den abschluss geht unter dem das ganze (und nicht so zerhackstückelt wie ich es sehe) einfach unter diesem begriff steht. ich glaube nicht dass du hier eine mathematische gleichung erstellen wolltest und selbst wenn ja würde es passen, denn wie ich schon sagte diese verschiedenen bilder der actrice, der pumps, dem gebrabbel, dem sch-laut und den buschigs bären passen ineinander wunderbar und wirken nicht deplatziert.
was allerdings "?????????" soll ist mir schleierhaft. vielleicht wolltest du noch die verzweiflung unterstreichen, indem du noch russisch/polnisch oder was auch immer das sein soll anwendest (war zu faul zum googeln). ich kann nicht sagen ich finde das schlecht, kann es aber nur als ein verwendetes mittel sehen um hier etwas bestimmtes zu unterstreichen oder aber auch nur dem totalen schwachsinn zu verfallen.
genug jetzt.

gruß,
isa

edit. doch noch was. also der titel ja der titel ist in sich ziemlich geschlossen. damit meine ich dass sich das klangerät auf vielerlei als nur auf das babyphone bezieht und somit auch eine parallele zu der actrice und zu dem lyr.ich hergestellt ist, in einer sehr abstrusen weise.
.
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Re: [klanggerät ii]

Beitragvon Drehrassel » Mo 01 Mär, 2010 11:29


hey, isa

danke für den kommentar. ich mag deine art, ganz unbefangen und frei assoziativ an texte ran zu gehen, sehr. hier, in diesem speziellen fall, passt diese "methode" sowieso gut. das gedicht selbst steckt zwar pickepackevoller zitat-montagen und allerlei anspielungen auf intertextuellen klimmbimm; aber es ist spontaner angelegt von der ganzen mache und entstehung als es in seiner form den anschein erweckt. diese spannung, diese inkohärenz zwischen einer - ja, im eigentlichen prozess der sich wort um wort bildenden und aneinander reihenden zeilen um haaresbreite an einer écriture automatique vorbeigeschrammten schreibe einerseits und der schon im textbild sofort, ohne dass man auch nur eine silbe gelesen hätte, offensichtlichen formalen überfrachtung des gedichts mit allerlei schnickschnack wie kursivdruck, majuskelschrift, fußnote, zwiebelfisch usw. war ganz genau das, was ich vorhatte.

den text als einen re-mix zu bezeichnen, finde ich auch passend. in mehrfacher hinsicht. der titel verweist ja schon, wie du feststellst, auf eine lesart in eine solche richtung. und, auch hiermit dürftest du einen nerv dessen, was mir vorschwebte, getroffen haben: das "klanggerät" bezeichnet sowohl das "babyfon", von welchem im gedicht die rede ist, als auch das gedicht selbst. was natürlich ein ästhetisierender zynismus ist. denn ein babyfon hat im gemeinen nicht den zweck, klänge als genussmittel zu generieren, sondern eltern eines säuglings/kleinkinds über dessen befinden in mittelbarer abwesenheit zu informieren. all diese dinge spielen da - auch auf semantischer ebene - mit rein.

zu guter letzt (erstmal) stellt das ganze auch einen versuch meinerseits dar, den ich jüngst begonnen habe, zyklisch zu arbeiten, indem ich bestimmte themen und technische handgriffe variieren, sich gegenseitig kommentieren und auch: persiflieren lassen möchte. das alles ist aber noch etwas diffus und völlig offen, ob das bei dieser herangehensweise überhaupt einen überzeugenden abschluss finden kann. wenn nicht, finde ich, ist es aber auch nicht weiter "schlimm" (:D ). ebensowenig, dass du auf die vielen literarischen winks (vielleicht besser: zaunpfähle-schmeißen) nicht eingehst. im gegenteil. das entbindet mich der erklärungsnot, wie ich überhaupt dazu komme, sie so dermaßen penetrant zu gebrauchen. im ersten moment, nachdem ich das erstmal sozusagen fertig hatte (ich habe eigentlich nie das gefühl, dass meine texte fertig sind), war ich mir sicher: junge, das geht eigentlich nicht! das ist alles viel zu plump! aber dann begann ich mich damit langsam etwas zufrieden zu geben. auch, weil es mich einfach interessiert, was da an reaktion kommen mag. und sei es auch ein festival an verrissen. das muss ich nämlich, glaube ich, lernen; mit kritik umzugehen, ohne entweder zu löschen oder jedwede kritik mit einem unverständlichen sermon aus grammatisch nicht nachvollziehbarer sätze, angereichert mit einem die sinne benebelnden auswurf an fremdworten ersticken zu wollen. - weißt du?

dein
dreh.


edit: ach... zu der bezeichnung "klanggerät", welche ich für eine reihe von texten als "serien-typ" vorhabe (wobei sich das auch noch ändern kann. und - ja! "polynomfunktionen" habe ich hier als untertitel gedacht), hat mich ruelfig angeregt. er sprach nämlich in einem kommentar zu "stimmfühlungsrufe" davon als einer art klanggerät. und das gefiel mir.
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Re: [klanggerät ii]

Beitragvon Anna Lyse » Mo 01 Mär, 2010 14:19


hi nochmal,

ebensowenig, dass du auf die vielen literarischen winks (vielleicht besser: zaunpfähle-schmeißen) nicht eingehst. im gegenteil. das entbindet mich der erklärungsnot, wie ich überhaupt dazu komme, sie so dermaßen penetrant zu gebrauchen.


ja da will ich doch noch was zu sagen. der grund warum ich auf deine winkenden pfähle nicht eingehe ist weil sie so offensichtlich daherwinken dass ich nicht glaube es wichtig ist dies noch zu erwähnen, da du es selbst schon weisst :D ich mein damit eher, du hast es geschrieben, warum also etwas erwähnen das von dir selbst so erdacht war da erzähle ich dir doch lieber was neues aus meinen gedanken und nicht ein gedankenabklatsch von dir.

und sei es auch ein festival an verrissen. das muss ich nämlich, glaube ich, lernen; mit kritik umzugehen, ohne entweder zu löschen oder jedwede kritik mit einem unverständlichen sermon aus grammatisch nicht nachvollziehbarer sätze, angereichert mit einem die sinne benebelnden auswurf an fremdworten ersticken zu wollen. - weißt du?


ja weiss ich. ich denke aber schon dass du mit kritik umgehen kannst, nur ist deine reaktion nicht so ganz verständlich. manchmal.

leider habe ich nichts wirklich zum verreissen gefunden denn es muss mich schon in seiner abartigkeit anspringen damit ich darauf eingehe. sicherlich gäbe es die eine oder andere stelle wo ich mir denke - hey, was solln das?? wie zum beispiel den gebrauch dieses fremdwortes, dass ich nicht entziffern kann und auch noch zu faul bin um es mir zu ergoogeln. ansonsten fiel mir so nichts auf (und das ist auch bei solch einem text fast unmöglich, ausser ich würde es zwecks unverständlichkeit zerreissen aber das mutet mir doch ziemlich lächerlich an), doch sollte es noch der fall sein, denn! meine interpretationen und gedanken dazu verändern sich mit jedem weiterem lesen - dann werde ich es dir mitteilen. da sei dir sicher!

lg.
isa
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