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ohne perspektive

Beitragvon Perry » So 14 Mär, 2010 17:25


die lunge saugt das schwarz
aus dem schlotschlund der fabrik,
in die ich lange schon nicht mehr gehe.

mitten im gepflügten feld
halte ich den wanderstock in die furchen,
lausche, welches lied mir gaia singt.

doch die erdscheibe dreht sich zu langsam,
sodass ich nur das schnurren höre,
mit dem maulwürfe ihre hügel aufwerfen.
Perry
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Re: ohne perspektive

Beitragvon Wolfgang » Mo 15 Mär, 2010 16:11


Hallo Perry,

Zivilisationskritik mit einem Schuss Ironie. Ansprechend.

Ein lyr. Ich steht auf einem Feld und betrachtet eine Fabrik am Horizont. Qualm und Gifte spuckt der Fabrikschlot aus und verpestet damit die Lunge der Menschen und der Erde.

Die Erde erscheint personifiziert als Göttin Gaya. Sie singt ein Lied, dass das lyr Ich nicht hören kann. Vielmehr hört es nur die Erdhügel, die von den Maulwürfen aufgeworfen werden.

So erklärt sich der Titel des Gedichts, die Industrie bringt die Natur mit ihren Giften und Abgasen zum Schweigen. Es macht sie "mundtot". Und so verlieren die Menschen ihre Zukunftsperspektiven.

Am besten gefällt mir die letzte Strophe, wo Du den Sprung von der Erdscheibe zum Maulwurfshügel hinbekommst.

Ein ansprechendes, vielleicht etwas zu pessimistisches, Gedicht.

Gruß

Wolfgang
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Re: ohne perspektive

Beitragvon Perry » Mo 15 Mär, 2010 23:42


Hallo Wolfgang,
danke für deine Interpretation, die mir im Nachhinein Recht gibt, nicht den ersten Titel "arbeitslos" beibehalten zu haben. So kommt die übertragene Aussage der Umweltzerstörung besser zur Geltung. Vordergründig ging es mir um einen Arbeitslosen (Fabrik / in die ich lange schon nicht mir gehe) der von der Welt der Menschen enttäuscht die Nähe der Natur sucht. Doch so sehr er sich auch anstrengt, er kann die Stimme Gaias nicht verstehen, sondern hört nur das emsige Schnurren der Maulwürfe als Metapher für das unbeeindruckte Werden und Vergehen der Natur.
LG
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Re: ohne perspektive

Beitragvon Wolfgang » Di 16 Mär, 2010 15:59


Hallo Perry,

da haben wir beide glück gehabt, dass ich "richtig" interpretiert habe, stell Dir vor, ich hätte die Problematik mit dem Arbeislosen herausgearbeitet!

Apropos Arbeitsloser. Wenn das auch ein Aspekt Deines Gedichts ist, so wird er von der Umweltproblematik überdeckt. Denn Dein Gedicht liest sich, als habe das ein Grüner geschrieben.

Ich überlege gerade, ob man das Problem der Arbeitslosigkeit irgendwie unterstreichen sollte. Aber ich glaube, dadurch wird Dein Gedicht, das einen klaren Aufbau hat, nur wirr und unverständlich.

Insofern kann ich darin nur die Umweltproblematik erkennen. Aber vielleicht schreibst Du ja einen zweiten Teil, in dem Du auf den Arbeitslosen näher eingehst?

Gruß

Wolfgang
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Re: ohne perspektive

Beitragvon Perry » Di 16 Mär, 2010 19:11


Hallo Wolfgang,
danke fürs nochmalige Feedback. Da mir die Arbeitslosikeit als Grund für die Suche des LI wichtig ist, werde ich diesen Aspekt wohl noch etwas deutlicher herausarbeiten müssen. Andererseits überwiegt die Umweltthematik in den Versen 2 und 3 so stark, dass diese auch ohne die Begründung auskommen. Da wartet noch einige Denkarbeit auf mich.
LG
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