Alle Gedichte, die in keine andere Kategorie passen

ohne titel

Beitragvon Neruda » Fr 19 Mär, 2010 01:26


is this who you wanted me to be?

dröhnende dosis, dreimal in den abend gejagt;
auf der brüstung des balkons aufgespießt, das erbrechen
eines wortschwalls in; die einsamkeit
klebt noch in den glasabdrücken auf dem mahagonitisch
eingebrannt wie kerzenwachs in ein handgelenk
tropfte & zerfloss, trocknete bis zur korrosion, zerfall;
jetzt blättert die haut sich zu kleinen häufchen asche

it’s not me.
"...and the poets are just kids who didn't make it." -Fall Out Boy-
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Re: ohne titel

Beitragvon Friederich » Mo 29 Mär, 2010 21:49


Hallo Kim,

der Text gefällt mir, weil sich die Bilder buchstäblich einbrennen und am Ende zum Fazit hin abblättern, weil die gekonnt gesetzten Abbrüche den Eindruck der Sprachlosigkeit vor der existenziellen Frage, vor der abgelehnten Veränderung darstellen, weil der Übergang von der Szenerie auf dem Balkon zum Bild des einsamen am Tisch sitzens so abrupt und damit passend ist. Kurz: Weil das Bedrückende, das diesen Text ausmacht, authentisch ist.

Ich habe den Eindruck, dass die Aussage des Textes immer näher kommt beim Lesen, ohne jemals ganz da zu sein. Anfangs hielt ich das für eine Schwäche, weil etwas der Punkt fehlt. Aber jetzt denke ich eher, dass die Qualität des Textes ist, sich nicht zu erschöpfen und das, was nicht gesagt werden kann, auch nicht unauthentisch zu postulieren. So wird die einrahmende Frage auch nicht beantwortet, denn das trotzige "it's not me" lässt alles offen, zumal die Ablehnung, so nicht sein zu wollen, ja bereits die Ablehnung eines Anspruch ist, dessen Existenz nur aus einer (rhetorischen) Frage hervorgeht.

Ich frage mich nur, warum es englisch sein muss. Einen Hinweis auf einen englischen Addressaten finde ich nicht. So wird zwar der Rahmencharakter durch die Abhebung vom Innenteil gestärkt, aber mehr auch nicht.

Beste Stelle für mich: der Abbruch in Zeile drei.

Viele Grüße,

Friederich
L'avenir, on ne l'attend pas comme on attend le train. L'avenir, on le fait. (Georges Bernano)

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