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OPFER EINES (B)INNENLEBENS

Beitragvon Rando Reinhardt » Fr 23 Jul, 2010 22:15


Chancen wie Spinnen-
bisse, krakeelende Träume
unterm Teppich und Schüsse
hinter die Tapete

schwimmende Liebesbriefe
zwischen den Händen und
auf der anderen Seite
meiner Couch
an meinen wimmernden Ängsten
nagende Hunde
und abstruse Traumgebilde

zerfledderte Kadaver
der Jugend im Pissrinnsal
einer geschminkten Zukunft
und am Fenster aufgepflanzte
Blicke und stille
Komplimente

lasst mich krepieren
mit all den genotzüchtigten Jahren
der Flucht auf den Lidern
in einer monströsen Nacht
fernab der Fantasie
mit gespaltenem Schädel
glucksend wie ein Topf
heißer Marmelade
Wenn die Sache irre wird, werden die Irren zu Profis
(Hunter S. Thompson)
Rando Reinhardt
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Re: OPFER EINES (B)INNENLEBENS

Beitragvon Le_Freddy » So 01 Aug, 2010 23:55


guten abend rando,

es hat mir (zu lesen) irgendwie spaß gemacht. und tut es auch noch. aber:
ich meine tatsächlich nur das lesen (also laut, vor-)
das klingt also zumindest interessant - wollen wir doch mal schrittweise prüfen.
"Spinnen-/bisse" bildet einen reim mit "schüsse", gut, kann man machen, allerdings, hat es den anschein, dass die bisse nur abgeschnitten wurden, um den reim etwas zu verstecken, was prinzipiell nicht schlecht ist, aber hier leider etwas mager daherkommt.
und da wir nun schon bei der schriftlichen umsetzung sind (und ich wollte ja mit dem klang anfangen): der bindestrich dazwischen ist jawohl so unnötig. und auch für zeile 3/5 wäre gut daran getan, wenn der text auf groß-/kleinschreibung verzichten würde. solche spiele wie "stille" und "Stille" funktionieren in textform leider nur dann wenn von der alltagssprache abgewichen wird und instrumente, die solche zweideutigkeiten unterdrücken sollen, aufgehoben werden. deshalb braucht es auch keinen bindestrich; das erledigt der zeilenumbruch schon von alleine.

weiter im klang. "Händen" und "Ängsten" funktioniert ganz gut und ich musste beim ersten lesen echt suchen gehen woher der nachhall kam. auch die abstrusen traumgebilde fielen positiv auf. klanglich ist der dritte abschnitt mir der interessanteste. wenngleich mir beim vorlesen der anfang des vierten am meisten spaß macht, weil es so schön kracht. (am wenigsten gefällt mir der einstieg, der erste abschnitt und der titel (siehe unten) also. und es hat mich viel überwindung gekostet, den ersten eindruck wieder loszuwerden.) rythmisch fließt das ganze souverän vor sich hin. schön.

der titel ist kalauernd und m.E.n. einfach total schlecht gewählt, macht auch nicht wirklich lust das ganze zu lesen. (und warum ist das bitte in Majuskeln geschrieben?) nenene.

inhaltlich kann und will ich nicht viel sagen, so wirklich spannend erscheint es mir aber auch hier erst ab dem dritten textabschnitt. ich persönlich hatte den meisten spaß beim vorlesen, da auch hier ohne weitere "interpretation" geschehen mitkommt. und das erfahrbar wird.

also ein text der klanglich spaß machen kann aber mich nicht sehr dazu verleitet nach einer aussage zu suchen (und zum beispiel versuche zu unternehmen das lyr ich zu charakterisieren.) ist auch gut so das braucht kein mensch. ich will dir nur da lassen, dass der klangliche aspekt hier sehr viel interessanter ist als der "inhalt" des textes, allerding auch leider fehler aufweist. das ist kein werturteil (also, dass der text interessanter klingt als sein inhalt ist) sondern meine einschätzung. falls du den text mit anderer absicht geschrieben hast, solltest du den text überdenken, wenn du nicht unbedingt was konkretes mitteilen möchtest kannst du das gerne als lob auffassen, wenn du möchtest.

schlaf gut
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