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Denkzeichen

Beitragvon Ruelfig » Sa 13 Sep, 2008 22:14


Die Straßen heißen noch genau so
wie vor fünfzig Jahren hab ich mal hier gewohnt,
jetzt hab ich mich verfahren
in der Erinnerung
kann mir keiner sagen, wer ich war
ich wohl hier muss ich fragen nach dem wann
hat man ein Haus gebaut
aus der Erinnerung
gefallen, auf dem Weg zu einem Platz
der wichtig schien hier früher auch die Sonne
wo ich wohne ohne Namen
für die Erinnerung.
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Re: Denkzeichen

Beitragvon isaban » Mo 15 Sep, 2008 21:18


Das müsste noch ein bisschen verdichtet werden, dichter gemacht werden.
So wirkt es noch zu konfus, ist für den Leser zu anstrengend, immer wieder vor und zurück zu lesen. Laut lesen ist kaum möglich, was ich immer sehr schade finde. Ich glaube, wenn man noch mehr rausnehmen würde, wenn ganz konsequent nur noch das übrig bleiben würde, was für die Aussage unbedingt notwendig ist, die Sätze sortiert und klarer strukturiert sind, dann wird es richtig gut.

Lieben Gruß, Sabine
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Re: Denkzeichen

Beitragvon i.z. » Di 16 Sep, 2008 16:15


Ich bin anderer Ansicht. Schwer lesbar ist es lediglich an dieser Stelle:

"kann mir keiner sagen, wer ich war
ich wohl hier muss ich fragen nach dem wann".


Das wäre auch die einzige Stelle, wo ich meinen würde, dass es einer Überarbeitung bedarf, zumal das "war/ ich wohl hier" für die Gesamtaussage entbehrlich erscheint.

Überaus gut gefällt mir der Aufbau deines Gedichtes. Wie Lesezeichen stoßen die Erinnerungen in jeden vierten Vers, was aber - bedingt durch die variierende Länge der eingeschlossenen Zeilen - keineswegs den Lesefluss behindert. Die annähernd monochromen Verse "in der Erinnerung", "aus der Erinnerung", "für die Erinnerung" wirken daher nicht eingeschoben, wie von einem Lese- bzw. "Denk-"zeichen zu erwarten wäre, sondern verbinden sich fließend mit dem Rest, wie einzelne Erlebnisse der Vergangenheit, die sich ins Gedächtnis eingebrannt haben, deren Verbindungen aber oftmals von ihnen weg verschwimmen und undeutlich werden.

Dazu passend steht der "Platz/ der wichtig schien", was sehr bestätigend ist. Dass ich mich durch den Übergang zu "[...]hier früher auch die Sonne" an stumpfsinnige Proletarierkomik alá Mike Lehmann erinnert fühle, dafür kannst du herzlich wenig.

Zusammenfassend ist deinem Gedicht, wie beschrieben, der akkorate Aufbau und die fließende Kohärenz zugute zu halten. Zweiteres zeichnet für einen hohen Grad an Nachemfindbarkeit verantwortlich.

Grüße,
i.z.
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Re: Denkzeichen

Beitragvon Ruelfig » Fr 19 Sep, 2008 00:21


Hallo Isaban,
ja und nein, ich wollte hier auch verwirren, wenn ich es zu sehr verdichte, wird es zu glatt, aber ich versuche es mal:

Die Straßen heißen so
seit fünfzig Jahren hier gewohnt,
verfahren in Erinnerung
kann mir keiner sagen, wer ich war
muss ich fragen nach dem wann
hat man ein Haus gebaut,
gefallen aus Erinnerung
auf dem Weg zu einem Platz
der wichtig schien auch die Sonne
wo ich wohnte ohne Namen
für die Erinnerung?

Hallo i.z.,
vielen Dank für deine Einschätzung. Der von dir angesprochene Bereich ist tatsächlich überarbeitungsbedürftig. Wer ist Mike Lehmann?
Grüße euch,
R
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Re: Denkzeichen

Beitragvon isaban » Fr 19 Sep, 2008 06:49


Aus dem Ursprungstext finde ich

aus der erinnerung
in der erinnerung

ziemlich gut, das geht in der 2. Fassung leider unter.
Dafür ist (meiner Meinung nach) das "gewohnt", V2, nicht nötig, ohne lässt sich der Satz nach beiden Seiten besser lesen. Für das laute Lesen und das Einfließen in den Kopf ist die 2. Fassung auf jeden Fall eine Verbesserung.

Müde Morgengrüße,
Sabine
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