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kolumbus-day

Beitragvon Perry » Fr 18 Feb, 2011 16:26


es hätte santa maria heißen können,
was auf dem stück planke stand,
das kinder zum spielen benutzten.

ich warf es zurück ins meer.
nicht alles, was die geschichte lehrt,
muss in vitrinen gesammelt werden.

zuviel blut ist geflossen unter denen,
die entdeckten, erforscht wurden,
sind doch alle aus dem gleichen holz.
Perry
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Aw: kolumbus-day

Beitragvon rivus » Mo 21 Feb, 2011 11:13


hi perry,
ein kolumbustag, ein entdeckertag, ein tag, für alle die amerika auch vor kolumbus schon entdeckten oder noch ein andres amerika finden werden. in uns sind viele fernwehen und sicherlich auch die sehnsüchte, es einem entdecker gleich zu tun, als erster unbekanntes terrain zu betreten. wer hat schon nicht teile von planken an stränden herumschwimmen oder liegen sehen und als heranwachsender zuweilen mit ihnen gespielt oder seine geschichten herauszuspüren versucht.

so ein stück erinnerung ist in späteren jahren vielleicht in die belangslosigkeit von erwachsenenalltagen untergegangen, nicht jeder konnte schließlich ein arved fuchs werden. doch warum wirft wohl ein lyrich ein planke ins meer zurück, die nicht nur das spiel der kinder schon erlebt hat, sondern möglicherweise noch eine ganz andre geschichte verbirgt? blättern wir die zeitseiten zurück, lassen wir die in vitrinen sorgsam gehüteten gegenstände wieder zu ihren ursprüngen zurück, wird uns das blutige und die dahinterliegenden motivationen des menschlichen entdecker- und eroberungswillens bewußt.

ich lese hier auch die okkupative komponente, die vielen undenkliches leid zugefügt hat, aber andren eben auch eine neu welt, einen neuen anfang ermöglichten. zumindest sind entdecker aus andrem holz als viele ihrer mitgenossen, nehmen viel mehr entbehrungen und unsicherheiten in kauf, als andre weniger risikobereite. und wieviel heere von gescheiterten existenzen im alten europa konnten nach kolumbus in amerika ihr glück(aber auch ihr unglück) finden. das kolumbus-omen bleibt wohl immer janusköpfig, denn schon die santa maria scheiterte an einer untiefe bei haiti und trotzdem wurde mit deren holz der bau einer ersten spanischen siedlung angekurbelt.

was zählt am ende. die überlebenden indianerhäuptlinge berichteten. die kämpfe von den gangs von new york sprechen ein andre sprache. der patriot ebenso. die geschichten gehen weiter u. es ist wohl ein urtrieb des menschen auch unsichere planken zu betreten, um andres land unter die füße zu bekommen, in welchem man vielleicht das schicksal zum eigenen gunsten veränden kann. andre zeitplanken, andre möglichkeiten ... der film der marsch hatte schon sehr früh eine noch ganz andre entwicklung eindrucksvoll nachgezeichnet ...

gern assoziiert

grüße rivus
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Aw: kolumbus-day

Beitragvon Perry » Di 22 Feb, 2011 17:54


Hallo Rivus,
danke dass du uns an deinen Gedanken zu diesem sicher vielschichtigen Thema hast teilhaben lassen.
Wo ich bereits in einer Sorge vor zukünftigen Schlachtfeldern aufgehört habe, hast du den Gedanken weitere gesponnen, dass nur im Erforschen des Neuen die Zukunft liegen kann.
Bleibt nur zu hoffen, dass sie weniger blutig sein mag als die Vergangenheit und leider immer noch die Gegenwart.
LG
Perry
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