von rivus » Mi 28 Dez, 2011 04:59
hallo wüstenvogel,
nur fragmentales:
ja und nein, soviel der ambitendenz in mir. vieles hat seinen platz, sein dasein, eine berechtigung. mir ist es eigentlich egal, ob ein gedicht verdichtet ist oder nicht. spricht es mich persönlich an, kann es auch aus wortbrüchen & wortsperren kommen, kopf- oder gefühlslastig oder eben ganz einfach oder stark verdichtet sein.
mhmm, das mühsame, mühselige, auch das gebiert manchmal einzigartiges. vorweg, moderne lyrik ist doch nicht nur versteinert, sondern im gegenteil sehr lebendig und experimentierfreudig, auch ein wegbereiter für grenzüberschreitungen oder grenzspiegelungen. sie macht mitunter jedoch mühe, wenn sie sehr intellektuell oder sehr komplex daherkommt, jedoch hat sie, meiner meinung nach, einen sehr lebendigen anspruch an sich selbst, manchmal nimmt sie sich sogar auf die schippe oder anleihen an klassische vorfahren oder klassische avantgarden xD! es gibt immer auch ein kampf der formen, des impressionistischen und expressionistischen, des surrealen und realen, des magischen und des reduzierten u.s.w. u.s.f.
was ich meine, dein versuch über moderne lyrik ist aller ehren wert, aber für mich zu sehr im fokuss der versteinerten worte. auch das ist legitim. möglicherweise legitimieren deine ganz konkreten erfahrungen, deinen versuch sich der sogenannten modernen lyrik anzunähern, aber sie grenzen, für meinen geschmack, auch sehr ein bzw. aus. (es gibt sagenhaft viele facetten, da könnten die literaturexperten sicherlich eine menge mehr dazu sagen)
aber ja, dein text beschreibt etwas, was tatsächlich auch mit manchen texten passiert, die einem am ende nichts mehr sagen, jegliches sinnen und fühlen ausgemerzt haben und auf eine weise verdichten, dass die sinne kapitulieren und der verstand einspringen muss, um zu verstehen und selbst dieser ist mitunter überfordert. dennoch gibt es aber auch immer texte, die wir leser erst später in seiner ganzheit erfassen ... und gekonnt verdichten ist eine kunst, die nunmal nur wenige so beherrschen, dass sie sowohl otto normalverbraucher als auch excellente literaten ansprechen ...
aber ja, der ortungsversuch deines textes, stellt sehr existentielle fragen für die lyrik. ich meine, dass was du mit deinem text in der letzten strophe ausdrückst, ist auch ein anliegen der modernen lyrik, die sich jedoch in jeder zeitgenossenschaft, auch immer wieder neu erfinden muss, um spannend zu bleiben.
soweit ganz kurz
lg rivus
Zuletzt geändert von
rivus am Mi 28 Dez, 2011 05:10, insgesamt 3-mal geändert.