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Alle Gedichte, die in keine andere Kategorie passen
von wüstenvogel » Fr 20 Jan, 2012 22:08
"Yesterday is dead and gone and tomorrow's out of sight ..." (Kris Kristofferson)
Gestern ist schon so lange her morgen liegt in weiter Ferne warum ist es bloß so schwer heute zu sein warum flüchten wir so gerne?
Wir laufen vor uns selbst davon und treten doch nur auf der Stelle kein Weg zurück in die Vergangenheit die Zukunft für immer unerreicht die Gegenwart allein geblieben hat ihre Schwestern längst vertrieben.
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von struktur-los » Sa 21 Jan, 2012 14:03
Hallo Wüstenvogel, dein Gedicht hat nach meiner Lesart einen schönen Grundgedanken - ein kleiner Aufruf, das " Hier und Jetzt" bewusst(er) wahrzunehmen, nicht im Gestern zu versauern und auch nicht in Zukunftsträumen zu erstarren - also Leben... berühren. warum ist es bloß so schwer heute zu sein warum flüchten wir so gerne?
Das "wir" empfinde ich als überflüssig - nicht nur deshalb, weil es (u. a. eine in anderen Körpern steckende Persönlichkeit) im eigen_erworbenen Kontext immer nur reine Spekulation sein kann, zudem wird so der persönliche Gedanke zur allgemeinen Fest-Stellung. Und wozu das "so gerne"? - das macht das Ganze unglaubwürdig, was es eh schon ist. Bedauerlich finde ich, dass dieser Text keine Entwicklung aufzeigt - oder ein Aber - das Lyr_Wir beweint sich selbst und legt sich schlafen - Gute Nacht! Liebe Grüße PS: Deine Gedichte sind sehr transparent und eigentlich brauchen sie diese Transparenz gar nicht, weil sie schon nackig sind - und irgendwie ist das schade - sie erzeugen dadurch nur wenige Emotionen, lassen kaum Freiraum zum eigenen Schlüsse ziehen, zum Assoziieren - und das, wo mir doch der (sich mir erschließende) Kerngedanke deiner Texte sehr sinnvoll und lebendig erscheint - also durchaus gefällt.
Zuletzt geändert von struktur-los am Sa 21 Jan, 2012 14:09, insgesamt 2-mal geändert.
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von wüstenvogel » Sa 21 Jan, 2012 20:31
Hallo struktur-los,
erst mal schön, dass dir der Grundgedanke gefällt.
Naja, ich denke, dass "wir" gerne flüchten, weil es schwer ist, nicht irgendwelchen (traurigen oder schönen) Erlebnissen nachzuhängen, oder weil das "Prinzip Hoffnung" (weit) in die Zukunft weist. Natürlich brauchen wir unsere Erinnerungen und unsere Träume - doch oft wird die Gegenwart darüber vergessen.
Das mit der fehlenden Entwicklung sehe ich nicht so - am Ende wird klar gesagt, dass "nur" die Gegenwart geblieben ist, - allein und ohne Alternative, was auch kein Anlass für Tränen oder Trauer ist.
So unterschiedlich sind die Menschen in ihrer Wahrnehmung (gottsseidank) - irgendjemand hat meine Gedichte mal als "Klartext-Lyrik" bezeichnet, was ich immer noch als großes Kompliment betrachte.
Aber ich werde auf deinen Einwamd mit der (zu großen) Transparenz eingehen und habe (weil heute Sonntag ist) eine zweite Version geschrieben, in der ich versuche, die allzu "nackte" und klare Aussage mit ein wenig "Dramatik" zu würzen:
Gestern ist schon so lange her morgen liegt in weiter Ferne laufe vor mir selbst davon trete doch nur auf der Stelle kein Weg führt in die Vergangenheit die Zukunft für immer unerreicht die Gegenwart allein geblieben.
Schaue nicht vorwärts blicke nicht zurück bin mein Leben lang gefangen in diesem einzigen Glück.
Vielleicht sagst du mir mal, wie dir diese Version gefällt.
Auf jeden Fall möchte ich mich für deine Anmerkungen bedanken.
Viele liebe Grüße
wüstenvogel
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von struktur-los » Mo 23 Jan, 2012 00:02
Hallo Wüstenvogel, es freut mich, dass meine Worte Anklang finden konnten und gerne sage ich dir, wie mir deine neue Version gefällt. Deine Aussage: Das mit der fehlenden Entwicklung sehe ich nicht so - am Ende wird klar gesagt, dass "nur" die Gegenwart geblieben ist, - allein und ohne Alternative, was auch kein Anlass für Tränen oder Trauer ist.
kann ich nicht ganz nachvollziehen - es wird zwar schon gesagt, dass nur die Gegenwart geblieben ist, dies gehört aber dennoch zu der von dir beschriebenen Momentaufnahme des "Jetzt". Deine neue Version sagt mir mehr zu – zum einen deshalb, weil du hier bewusst das Lyr_Ich sprechen lässt, zum anderen aufgrund der Widersprüchlichkeit, die sich in den letzten beiden Zeilen finden lässt: bin mein Leben lang gefangen in diesem einzigen Glück.
... denn ich frage mich gerade, was wohl dieses (einzige?) Glück ist… und, kann man in Gefangenschaft glücklich sein oder im Glück gefangen – währt Glück ewig? ... Schade, dass du dieses Glück nicht in ein Bild packst, damit der Leser , also ich, es zumindest gedanklich berühren kann – so bleibt es nur ein Wort. Dieses/dein Gedicht – es stichelt – es reizt, da es im Ein_sehen der Lage doch keinen Willen zeigt, sich aus dieser zu befreien, sondern sich einlässt auf ein Jetzt, welches mir persönlich, als Leser, das Atmen erschwert. ... Das war übrigens mit Entwicklung gemeint - also eine, die sich nicht vollzieht bzw. vorauszusehen ist - eine Gegenwart ohne Träume, ohne Erinnerungen - vollkommen nackt eben - und ich, als Leser, find' den Lichtschalter nicht :-o ; Darstellung gelungen. ;-) Ich wünsch' dir noch einen schönen Abend! Liebe Grüße
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von wüstenvogel » Mo 23 Jan, 2012 13:42
Hallo struktur-los,
Wir sind (für immer) in der Gegenwart gefangen - nur wenn wir diese Beschränkung akzeptieren, ist es möglich, so etwas wie Glück zu (emp)finden. Ich habe keine Metapher für "Glück" verwendet, weil jeder etwas anderes damit verbindet. Glück lässt sich nicht (allgemeingültig) definieren.
Du hast dir ja durchaus deine eigenen Gedanken über den (neuen) Schluss gemacht, was ich sehr gut finde.
Natürlich gibt es Möglichkeiten, der Gegenwart zu entfliehen - in unseren Erinnerungen und unseren Plänen (für die Zukunft), doch letzten Endes müssen wir mit und in ihr leben.
Viele liebe Grüße
wüstenvogel
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von struktur-los » Di 24 Jan, 2012 00:20
Hey Wüstenvogel, ich verstehe schon, was du sagen möchtest, habe ja nicht umsonst in meinem ersten Beitrag geschrieben: dein Gedicht hat nach meiner Lesart einen schönen Grundgedanken - ein kleiner Aufruf, das "Hier und Jetzt" bewusst(er) wahrzunehmen, nicht im Gestern zu versauern und auch nicht in Zukunftsträumen zu erstarren - also Leben... berühren.
... und ich persönlich sehe gar nicht ein, warum ich überhaupt aus der Gegenwart fliehen sollte. Nur bei dir hört sich das wie ein Gefängnis an: laufe vor mir selbst davon trete doch nur auf der Stelle...
Wir sind (für immer) in der Gegenwart gefangen...
doch letzten Endes müssen wir mit und in ihr leben.
... du selbst bist die Gegenwart - du kannst dein Leben, wenn und wie du magst gestalten und jeden Moment auf seine eigene Weise, auf und zwischen verschiedenen Ebenen genießen. Liebe Grüße
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von wüstenvogel » Di 24 Jan, 2012 22:03
Hallo struktur-los,
Mein Gedicht sollte keine Aufforderung sein, aus der Gegenwart zu fliehen, eher im Gegenteil.
Der Ausdruck "gefangen" ist vielleicht etwas unglücklich gewählt.
Wir sind in der Gegenwart verhaftet (oje), sie ist alles, was wir haben - und sie sollte reichen.
Es gibt jetzt eine 3. Version:
Gestern schon so lange her morgen noch in weiter Ferne laufe vor mir selbst davon trete doch nur auf der Stelle die Gegenwart allein geblieben in ihr muss ich leben sie sollte ich lieben.
So wird meine Einstellung zur Gegenwart deutlicher, finde ich.
Viele liebe Grüße
wüstenvogel
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von struktur-los » Do 26 Jan, 2012 18:34
Hallo Wüstenvogel, wie du schreibst, verdeutlichst du hier deine ganz persönliche Einstellung zur Gegenwart - aus diesem Grunde lasse ich deine letzten Worte jetzt mal so stehen und äußere mich nicht weiter dazu. Ich wünsche dir noch einen schönen Tag! Liebe Grüße
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