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lichttau (jesaja 26/19)

BeitragVerfasst: Fr 03 Jan, 2014 12:45
von Perry
strecken schädel
aus gletscher
spalten ins licht

boten die erzählen
was außen bleibt
innen schlummert

stehen in reihe
warten mit uns
aufs tauwetter

Re: lichttau (jesaja 26/19)

BeitragVerfasst: Mi 08 Jan, 2014 07:39
von rivus
Hallo Perry!

lichttau ist ein sehr poetisches wort. in verbindung mit jesaja 26/19 (19 Aber deine Toten werden leben, deine Leichname werden auferstehen. Wachet auf und rühmet, die ihr liegt unter der Erde! Denn ein Tau der Lichter ist dein Tau, und die Erde wird die Toten herausgeben.)ist damit vielleicht eine auferstehungsversuch gemeint?

gletscherschädel mit ihren öffnungen für den empfang von sinneseindrücken ermöglichen den lichttau sich auszubreiten wie ein film, der als zwischenwelt vermittelt und damit eine verbindung von dunklem und hellem herstellt. der lichttau der lichtspalten ermöglicht diese verbindung, die vielmehr erzählen kann, als die in seelischen und wirklichen gletschern verschollenen, es je für möglich gehalten haben. diese spalten sind in meiner leseweise zugleich dunkel- wie lichtboten, die verschüttetes oder unausgepacktes mitgeschlepptes aus schwarzen und weißen blickwinkeln betrachten lassen, die aber vor allem, uns vors auge führen, welche welten wir miteinander noch zu verbinden haben, um das menschliche eingespanntsein im kontext eines übergreifenden lebens zu erfassen. ja, mit der historischen brille betrachtet, schleppt der postmoderne mensch seine genetische und somit auch seine vorzivilisatorische, jetzige und nachzivilisatorische geschichte mit. spannend reihen sich die neugierigen ein, um vielleicht mehr von ihrer herkunft und ihrem möglich fortkommen zu erfahren.

nur anskizziert


vlg rivus



Re: lichttau (jesaja 26/19)

BeitragVerfasst: Mi 08 Jan, 2014 15:59
von Perry
Hallo rivus,
danke fürs Anskizzieren dieses vorgeschichtlich und religiös angehauchten Textes.
Natürlich geht es nicht um ein tatsächliches Auferstehen der Toten (wäre ein arges Gedränge auf der Erde), sondern um das genetische und vielleicht auch seelische in einer Reihe stehen.
Auslösend für den Text waren für mich die immer genauer werdenden (Erb)Informationen, die Forscher aus Gletscherleichen etc. gewinnen.
LG
Perry