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Alle Gedichte, die in keine andere Kategorie passen
von Artbeck Feierabend » Sa 31 Dez, 2016 18:48
Die Ballade vom Zehner
Zwei junge Männer kamen vom Bierfest angewankt, Sie hatten den Abend schon wacker im Zelt getankt. Es war recht düster, kein Mond noch Sterne zu sehen.
Mit viel Alk im Blut, das Wummern noch laut im Ohr, Nahmen sich beide das nächtliche Schwimmbad vor. Die Freunde kniffen im Nu ein Loch in den Zaun.
„Du traust dich doch nie vom Zehner, du feiges Kind! Dort drüben steht der Turm, wo die drei Pappeln sind!“ Ein Lachen, ein Johlen – im Baum, da riefen die Dohlen.
Und es roch nach altem Urin und nach kaltem Chlor, Verwirrte Glühwürmer schwirrten die Leitern empor. Die alten Pappeln, sie zitterten und wisperten.
Beider Blick war vernebelt, die Sinne benommen, Bald waren sie in bedrohliche Höhen gekommen. Tief unten, da grinste blau ein lauerndes Becken.
„O-le-Ooo-leeee!“ So dröhnte fröhlicher Mutgesang, Aus gekachelter Tiefe ein hohles Echo erklang. Ein Anlauf, ein Rudern – zwei nackte Körper, sie flogen!
Ein Klatschen, ein letztes Blitzen der Synapsen in Rot, Kein kühlendes Nass empfing sie, sondern der Tod. Ihr Blut kroch über die Fliesen, als man sie morgens fand.
Zuletzt geändert von Artbeck Feierabend am Mi 04 Jan, 2017 22:52, insgesamt 2-mal geändert.
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von Alcedo » Di 03 Jan, 2017 20:49
Artbeck Feierabend hat geschrieben:Die Ballade vom Zehn-Meter-Brett
Zwei junge Männer kamen vom Bierfest angewankt, Sie hatten den Abend schon wacker im Zelt getankt. Es war recht düster, kein Mond noch Sterne zu sehen.
Mit viel Alk im Blut, das Wummern noch laut im Ohr, Nahmen sich beide das nächtliche Schwimmbad vor. Die Freunde kniffen im Nu ein Loch in den Zaun.
„Du traust dich doch nie vom Zehner, du feiges Kind! Dort drüben steht der Turm, wo die drei Pappeln sind!“ Ein Lachen, ein Johlen – im Baum, da krähten die Dohlen.
Und es roch nach altem Urin und nach kaltem Chlor, Verwirrte Glühwürmer schwirrten die Leitern empor. Die alten Pappeln, sie zitterten und wisperten.
Beider Blick war vernebelt, die Sinne benommen, Bald waren sie in bedrohliche Höhen gekommen. Tief unten, da grinste blau ein lauerndes Becken.
„O-le-Ooo-leeee!“ So dröhnte fröhlicher Mutgesang, Aus gekachelter Tiefe ein hohles Echo erklang. Ein Anlauf, ein Rudern – zwei nackte Körper, sie flogen!
Ein Klatschen, ein letztes Blitzen der Synapsen in Rot, Kein kühlendes Nass empfing sie, sondern der Tod. Ihr Blut kroch über die Fliesen, als man sie morgens fand. hallo Artinteressant für mich, wie du bei diesen Dreizeilern die Paarreime mit einer zusätzlichen reimlosen Alliterationszeile aufpeppst. am schönsten - mein Highlight im gesamten Gedicht - erschien mir die Pappelzeile mit dem wispern&zittern, welche das vorherige irren und wirren trefflich ergänzt und klanglich fortführt. auch die Zeile mit dem blau lauernde Becken ist ein ähnlich schönes Klanggebilde.bei Dohlen und Johlen hast du den einzigen Binnenreim. es klingt auch gut, aber Dohlen krähen nicht. ihre Rufe klingen wie: jäck, jäck, jäk. „riefen“ statt „krähen“ wäre an der Stelle passender.inhaltlich hast du mir schon bei der Überschrift zu viel verraten (vielleicht besser: „Ballade vom Zehner“), ich ahnte schon sehr früh wo das hinführen soll und da kam dann leider nichts überraschendes mehr.GrußAlcedo
Zuletzt geändert von Alcedo am Di 03 Jan, 2017 20:51, insgesamt 2-mal geändert.
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von Artbeck Feierabend » Mi 04 Jan, 2017 22:51
Guten Abend, Alcedo!
Dein Einwand, dass die Überschrift hier zu viel verrät, ist einleuchtend. Ich werde sie nach deinem Vorschlag ändern. Danke für den Denkanstoß! Die Ballade ist insgesamt auch eher auf eine bestimmte Stimmung denn auf ein Überraschungsmoment ausgerichtet. Vielleicht würde sie mehr überzeugen, wenn ich daran noch arbeite - werde darüber nachdenken. Die Dohlenlaute klingen auch nach einem Schwätzen..."rufen" passt an dieser Stelle inhaltlich, denn das lyrische Ich könnte sich ja einen Warnruf einbilden. Das baue ich ein.
Vielen Dank wieder einmal für deine fundierte und konstruktive Kritik!
Gruß, Artbeck
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von Alcedo » Do 05 Jan, 2017 13:29
gern geschehen, Art.
jetzt liest es sich durchweg stimmig für mich. und jetzt kann ich es natürlich nicht mehr unvoreingenommen sagen, aber bei dieser Überschrift hätte ich wohl sicher nicht das tragische Finale, bereits schon in Strophe 2 vorausgeahnt.
Gruß aus dem Süden, bei Stuttgart Alcedo
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von rivus » Mi 29 Mär, 2017 12:53
lieber artbeck, so eine ballade würde ich gern schreiben können. sie bereichert mich und sie überzeugt mich. sie trägt den lebenstoff, bewegt ihn lebendig und kulminiert das tragische element wie ich es im ohr habe, wenn mein vater, ein großer fan von balladen, sie mir vortrug. ihr gestus und sein ductus finde ich in deiner ballade wieder. vielen dank dafür
lg rivus
Zuletzt geändert von rivus am Mi 29 Mär, 2017 12:58, insgesamt 2-mal geändert.
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von Artbeck Feierabend » So 14 Mai, 2017 20:19
Hallo, Rivus!
Entschuldige bitte meine späte Antwort, ich hatte gar nicht mehr mit einem Feedback gerechnet!
Vielen Dank für deine ermutigende Rückmeldung, hat mich sehr gefreut - besonders, dass ich damit einige Assoziationen oder Erinnerungen (z. B. an die Balladenvorträge deines Vaters) wecken konnte.
Gruß, Artbeck
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