auf dem gehweg
die geplatzten gedärme einer nacktschnecke, gelb
& gedankenlos tanzen eintagsfliegen discofox,
im übertragenen sinne:
worst-case-szenario, die welt
als schwarz-weiße scheibe
und darunter
schlagen herzen gegen den asphalt
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bezeichnendauf dem gehweg
die geplatzten gedärme einer nacktschnecke, gelb & gedankenlos tanzen eintagsfliegen discofox, im übertragenen sinne: worst-case-szenario, die welt als schwarz-weiße scheibe und darunter schlagen herzen gegen den asphalt "...and the poets are just kids who didn't make it." -Fall Out Boy-
Re: bezeichnenddu hast es geschafft, neurda! einfachste syntaktische struktur, begrifflichkeiten wie "welt" "sinn" "herz", dabei noch in phrasen miteinander im zusammenhang stehend ("schlagende HERZEN") und als an exponierter stelle stehende worte (jeweils letzte worte direkt aufeinanderfolgender verse): "welt" / "scheibe"... und trotzdem! dieses gedicht - finde ich zumindest - : ist sehr gelungen. -
das schwirre schwirren einer unbekannten zahl an eintagsfliegsfliegen gruppiert sich eben mal zu einem schnoddrig-symbolhaften "discofox", einem tanz, der aus dem beat von dichtern der "neuen subjektivtät" entsprungen zu sein scheint. aber dein textsubjekt, neruda, jene instanz also welche sich als textstrukturierende zwischen autor und intendierten leser schiebt, gibt sich, bei aller vorderfründigen nonchalance und naivität im tonfall, als sehr versiert und im umgang mit virtuoser beherrschung von techniken autoreflexiver poesie geübt: "im übertragenen sinne:"... : das ist hier ein dieser stelle KEINE redudanz, kein "mit dem kopf auf etwas stoßen", was bereits im zuvor angelegten bild der zermatschten nacktschnecke so angelegt gewesen wäre; kein peinliches plötzliches "erklären" des autors (der autorin) allegorischer anlangen im gedicht. - nein! ich verstehe das als ein genau an diesem ort völlig stimmiges mittel, den gehalt des poetisch refleklektierten anhand eines fingierten autoren-kommentars (das unterstelle ich dir, ja) derart wieder außerhalb des kontexutalen text-bereichs zu verlagern, das alle lexikalischen felder um klage und an-klage, tendenz-lyrik und betroffenheit ("worst-case-scenario, die welt" / "darunter / schlagen herzen gegen den asphalt") sich selsam brechen in einem ton, welcher befremdlich und dadurch gerade auch wieder anrührend zu wirken vermag. / das sprachliche spiel mit eigentlich poetisch nicht mehr brauchbaren phrasen, bildern, topoi und tropen ist dir meiner meinung nach mehr als nur gelungen. du hast sie durch diese wunderbare sinnlich-chaotisierende mixtur aus direktheit des bezeichnenden (grandios! dass der titel dabei "bezeichnend" heißt! man meint, du habest zeichentheoretische fragen thematisieren wollen. bzw. ich frage einfach mal: hast du?) und perspektivischem bruch geradezu wieder fruchtbar machen können. - ein sehr feines stück lyrik. gefällt mir. drehrassel dreimal selig, wer einen namen einführt ins lied!
- ossip mandelstam
Re: bezeichnend[mittig:lg6zu0s7]auf dem gehweg
die geplatzten gedärme einer nacktschnecke, gelb & gedankenlos tanzen eintagsfliegen discofox, im übertragenen sinne: worst-case-szenario, die welt als schwarz-weiße scheibe und darunter schlagen herzen gegen den asphalt[/mittig:lg6zu0s7] Ich mag das Gedicht seit ich es gestern erstmals gelesen habe. Unser Heimathafen Erde hier vorgestellt als von einer dünnen Haut überkrustet. Darauf: Unter anderem Gehwege Darauf wiederum in Deinem Gedicht: Eine zertretene / überfahrene etc. zu Tode gekommene Schnecke ein Stück lebendigen Lebens hier anrührend daß sie nackt gewesen ist. Gelbe Eintagsfliegen - deren Lebensdauer noch kürzer ist als das der Schnecke - umkreisen dieses derart beendete Leben. Was soll nun dies alles für einen Sinn haben in Raum und Zeit ?? Der schlimmste Fall wäre es wahrlich, daß die Welt platt ist und nur in Gegensätzen zu erklären so wie einstmals vor ein paar Jahrhunderten bzw. heute noch in den Köpfen einiger "platter" Zeitgenossen. Unbefriedigend für den Dichter hier - oder jeden anderen Suchenden - der sich da doch lieber eine Ebene tiefer begibt, da wo Herzen gegen Asphaltiertes anklopfen. Ein sehr schönes Gemälde in Zeit und Raum ist Dir da gelungen :) . miou
Re: bezeichnendHey ihr beiden,
danke für die Auseinandersetzung mit dem Gedicht und für das mitteilen eurer Interpretationen. Und auch danke fürs mögen. Lg, Kim "...and the poets are just kids who didn't make it." -Fall Out Boy-
Re: bezeichnendAls Gedicht des Monats hierher verschoben
"...and the poets are just kids who didn't make it." -Fall Out Boy-
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