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Die Gewinnertexte des "Gedichte des Monats"-Wettbewerbs werden hierher verschoben.
von Ruelfig » Mo 05 Okt, 2009 21:20
Und in den Höhlen, die so tun, als ob sie noch geöffnet hätten, montieren junge Kerle sich vom Holz. Sie leeren die Gesichte in den Staub, aus dem sie wurden, sie betteln um Probleme. Ihr Herr ist nicht mehr streng genug, er spricht sie los: Verteilt die Sprache um, verwirklicht euch in Unterforderung. Greift zu gedämpften Zungen aus der Luft und malt die Wolken aus. Die Zeit zu scheitern scheint gekommen. Ein Chor von faulen Kapitänen singt vom Untergang dem Schiff. So greift zur Niete, ihr, nicht ein Mal in der Lage, eine Sache anzugehn.
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von OlafmitdemTraktor » Mi 14 Okt, 2009 23:21
ehe es verstaubt oder womöglich noch versandet. das schöne teil gehört nach oben. für mich entsteht hier eine gedankliche brücke zu in Scheiße gemeißelt. ich lese es also als variation dieses themas und sehe hier die gelungenere umsetzung. ein bestimmtes klientel, wohlgemerkt keine generation, wird hier angesprochen und in stechenden bildern skizziert. das ganze mittels religöser symbolik und termini. das ist geschickt aufs thema angewendet, ist doch gerade die christliche welt vom dualismus durchzogen, schwarz oder weiß, gut oder böse. das ganze projiziert auf eine klientel, die vorgeben, diese ränder erreicht zu haben, die sich feiern lassen für etwas, dass sie vortäuschen, denn auch dazu sind sie nicht in der lage, weil selbst die extreme verlangen engagement, ausdauer und eifer und besonders glaube daran, dass etwas sinnvoll sein kann, und es von wert ist, dafür einzutreten. doch hier nur mittelmaß, unlust und handaufhalten in der beanspruchten vollversorgung. so weit meine gedanken. der letzte teil des gedichtes wirkt auf mich ein wenig angepinnt und ist des inhaltes wegen eigentlich zu vernachlässigen, zumal es hier im letzten satz unnötig konkret wird: es sind nieten, die nicht in der lage sind, irgendetwas sinnvoll anzufassen. davon spricht aber das gedicht schon in seiner bildhaftigkeit. "die zeit zu scheitern scheint gekommen" wäre ein prima abschluß des gedichtes. ich denke, die zwischen den zeilen lauernde wut und das über dem gedicht schwebende frustgefühl, kann ich hier gut erspüren. gern gelesen, OlafmitdemTraktor
Der Schlüssel zum Glück ist auf jeden Fall ersteinmal ein Schlüssel. (Gregor Libkowsky)
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von Ruelfig » Fr 16 Okt, 2009 22:30
Lieber Olaf, ich danke sie. Ja, das meinte ich: Erfolge verlangen, ohne sich dafür abzumühen. Freiheit ernten aus der Selbstverständlichkeit. Und mit dem Schluss, das ist ihr Recht, da habe ich beschnitten. Version 2 Restwarm
Und in den Höhlen, die so tun als ob sie immer noch geöffnet hätten, montieren junge Kerle sich vom Holz. Sie leeren die Gesichte in den Staub, aus dem sie wurden, betteln um Probleme. Ihr Herr ist ihnen nicht mehr streng genug, er spricht sie los: Verteilt die Sprache um, verwirklicht euch in Unterforderung. Greift zu gedämpften Zungen aus der Luft und malt die Wolken aus. Die Zeit zu scheitern scheint gekommen.
Mit ihrem Signaturproblem stehe ich sie bei bis unter beide Achseln. Freiheit für Golgostan, LG, Pjoter
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von rivus » Sa 17 Okt, 2009 14:52
hallo ruelfig, olaf hat schon vieles ein- u. ausgespürt. der text vibriert, auch einen allgegenwärtigen, generativen zeitgeist, moniert die menschliche trägheit u. warnt in der gleich-, nacheinander- u. wiederholbaren zeitigkeit des möglichen scheiterns sich nicht von den in vielen sprachkleidern versteckten, endlichen mittelmäßigkeiten einlullen zu lassen. doch noch ist zeit u. restwarm! werden wir es trotzdem aus den allzumenschlichen schaffen können? wird homo sapiens sapiens über das restkalte in andere dimensionen der vernunft vorstoßen können oder über das restwarme ins nichtsein oder bloße dahinvegetieren stolpern, als zuspäte, zufrühe, nicht weiter entwickelbare randerscheinung von galaktischem leben? wird es uns noch in künftigen nachzeiten geben, wo widerstand, wehrhaftigkeit, über-/lebenslust u. -wille gefragter denn je sein werden? restwarm spinnt, windet in mir mittelfristige endzeit u. einrichten in die restwärme, so lange sie noch glimmt, aber entfacht auch aufbegehren, dass trotz alledem möglichst viele neuanfang/händehoch u. geistumkrempeln wagen, denn wo restwärme ist, ist auch restkälte u. diese ist hoffentlich motivativ genug, um multivariant u. spannend leben leidenschaftlicher, sinnhafter, herausfordernder zu bewältigen.
sehr gern darüber ein wenig nachgedacht
lg, rivus
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von Ruelfig » Di 27 Okt, 2009 12:22
Hallo Rivus, danke dir für die Gedanken zu meinem Text. Interessant immer wieder, was an Assoziationen möglich ist. Liebe Grüße aus dem Zwischenraeich von Aufbegehren und Scheitern, R
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von Neruda » Mi 24 Feb, 2010 22:58
Als Gedicht des Monats hierher verschoben
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