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zeichentricks

BeitragVerfasst: Di 12 Jan, 2010 01:07
von Anna Lyse
an animiertes denken
eingeschlossen in worthälften,
schwer fallend und doch verraucht
gleich siebt neben dauersterben, zerlegt
noch angesichts und mir ein
oder es! oder treibt aufwärts
sonderfall ab betrickstes ist zu
und gegen süß/buntwärts das
bitten zum bleiben.

Re: zeichentricks

BeitragVerfasst: Di 12 Jan, 2010 12:40
von Friederich
Hi Isa,

das ist zweifellos der formal zerbissenste Text, den ich von dir lese; in Kombination mit deiner eigenen lyrischen Stimme aber vermag mir der Text gut zu gefallen, wenn ich mich an die ihn konstituierende hermetisch verschlossene Gedankenwelt auch nur herantasten kann (was als Formmerkmal natürlich die Lesart gezielt beeinflusst).

Nun zu meiner Lesart: Du zeichnest hier das Bild einer Zeichentrickwelt und ihre Verbindung zur Realität und zum Denken. Realität wird zu Fragmenten verkürzt und von stereotypen Motiven wie dem Tod, der dadurch („dauersterben“) zu einem abgenutzten Thema verkommt, geprägt.

Der Einstieg gefällt mir durch das Wortspiel mit „an“, denn hier erscheint auch das „an animiert“ möglich, die pessimistische Aussage, dass das „animierte Denken“ in Form der Verkürzung der Realität vielen Denkgewohnheiten zugrunde liegt. Die Eingeschlossenheit in „Worthälften“ unterstützt dies durch die Erweiterung auf den Bereich Sprache.
Die folgenden Zeilen fassen den Gehalt sehr gut in die Form des Gedichtes, denn das fragmentarische Denken wird hier in Form von Gedankenabbrüchen und Enjambements, die durch das Ausrufezeichen sogar Wichtigkeit postulieren, zum Formmerkmal. Der Schluss wird dann zum Ruhepol und zum Kern der Aussage. (Süs/buntwärts find ich als Wortschöpfung richtig stark!)

Ich hoffe, mich ein wenig an die Aussage angenähert zu haben,

Viele Grüße,

Friederich

Re: zeichentricks

BeitragVerfasst: Mi 13 Jan, 2010 14:40
von Anna Lyse
hallo friederich,

danke für deine beschäftigung mit dem text. war mal wieder schön zu lesen. du hast dich ziemlich an den text herangeschlichen und ich bin mal wieder erstaunt. wie schon so oft. ich hatte gedacht das "animiertes" als eine art metapher aufgefasst wird, wäre auch nicht weiter schlimm doch du hast es eben nicht so gesehen. schön.

nun ja, eine verbindung zur sprache zur realität, zum bewusstsein, wie auch immer man es sehen möchte. ich finde es schon interessant, weil ich erst gestern noch gehört habe mein text sei total unverständlich und nur eine aneinanderreihung von wörtern die keinen sinn im zusammenhang ergeben. kann das sogar nachvollziehen, denn jemand der sich da eben nicht reindenken will, will eben nicht, auch gut. du wolltest wohl wie ich sehe :D

Der Schluss wird dann zum Ruhepol und zum Kern der Aussage. (Süs/buntwärts find ich als Wortschöpfung richtig stark!)


ja nun, zumindest liegt hier der zwiespalt. dem "soll ich noch?" , "soll ich nicht?" die entscheidung, meinetwegen wenn man so will.
find ich schön das du süß/buntwärts so stark findest ;) kann das aber nicht so ganz nachvollziehen. ich geb zu, die erste woche fand ich es auch toll und dann ich weiss nicht, vielleicht weil ich es schon zu oft gelesen habe, erschien es mir zu kindlich und naiv, als ob es dem text wieder so eine geblümte note gibt. mir fiel dann vor 2 tagen aus heiterem himmel suppt./landinnerlich ein und nun du kannst dir ja denken das ich dies viel besser fand. jedoch würde es den inhalt bzw das was ich mir dazu gedacht habe in eine ganz andere richtung lenken, die nichts mehr mit dem ursprung des ganzen zu tun hätte. süß/buntwärts behinhaltet eben dieses kindliche "spiel mit mir" und dafür fällt mir einfach nichts besseres ein.

danke nochmals friederich!

gruß,
isabel

Re: zeichentricks

BeitragVerfasst: Fr 22 Jan, 2010 17:25
von Niko1230
mir scheint es ein auseinandersetzen mit mit dem comichaften charakter. der ungenügenden, lautmalerischen sprache.
und mit deinen zeilenbrüchen tust du dem leser echt was an, isa!!!

gruß: Niko

Re: zeichentricks

BeitragVerfasst: Di 16 Mär, 2010 19:49
von Neruda
Als Lyrik des Monats Januar hierher verschoben.