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Re: IsaG hat gesagt(debatte zum kitsch)

Beitragvon Anna Lyse » Fr 22 Jan, 2010 01:28


also ich hab nichts gegen kitsch, ich schreibe gerade an einem bewusst kitschigem hörspiel. die frage ist doch immer was für ein kitsch - du has authenzität angesprochen - ich kann nichts authentisches daran erkennen wenn eine liebesgeschichte z.b. nach dem schema romeo und julia abgehandelt wird. oder wenn mit all zu nahe liegenden wörten um sich geschmissen wird (herz und schmerz) in einem liebesgedicht. gerade da, gerade da geht für mich echtheit verloren. weil wer bei seinen wallungen und bei seinen gefühlen und bei seinem kitsch nur auf so bereits gestandenes zurückgreift, der wiederkäut nur - und kann für mein gefühl her - keinen text schafen der wiklich gefühle trägt - das wären nur worthülsen - und außer das so ein text dem persönlichem gefallen dienen kann - weil man ja in die leeren phrasen das eigentliche eigene hineinpressen kann- wirklich hngeschrieben und ausgedrückt hat man aber nichts. das ist die verleumdnung des kitschdichters, weil er so vermeidet, eigenen worte zu finden um sich dem thema wirklich zu nähern.


ja viel erfolg für dein kitschiges hörspiel, würde ich ja auch gern mal hören wenns fertig ist.
ich stimme dir auf alle fälle zu, in puncto abhandlung einer geschichte die zum beispiel in eine romeo und julia vorlage gepresst wird oder ein liebesgedicht welches schon im titel "liebe" und dann weiter wörter wie herz und schmerz folgen. dies ist natürlich nicht authentisch und da ist auch nichts was bei mir als leser hängen bleiben würde ausser das gefühl dies schon zu oft gelesen zu haben.

mein ganzer fragenkatalog ging eher an mich aber wollte doch irgendwie raus. auf viele weiss ich eine antwort doch manches mal ist mir das nicht genug, da ich auch viel kitsch schreibe und schon auch immer schaue wo denn die grenze liegt. wieviel wäre zu viel? was geht noch usw. doch ich weiss nicht in wie fern es so richtig ist mein gehirn schon fast darauf zu programmieren kitschlos zu bleiben, denn von den 16 jahren in denen ich nun texte schreibe habe ich mich seit 10 jahren darauf konzentriert mir den kitsch zu verbieten. dadurch könnte einiges verlorengegangen sein, vermute ich.

was den pathos betrifft, da gibt es wei gleise - das eigenen ist das entfernen von der eigenen sprache - und wieder dieses nutzen von als pathetisch geltendem material - da wid ein deutsch verschwurbeltes deutsch benutzt, nur um die sprache aufzupuschen oder vermeindlich poetisch klingen zu lassen. - das geht schief-


ich fragte mich hier was ein "deutsch verschwurbeltes deutsch" ist. ich hätte gerne mal ein beispiel wenn du zeit hast denn das interessiert mich schon. sicher habe ich das schon oft gelesen aber die bezeichnung von dir ist mir ja mal seh neu.
sicherlich ist so eine künstlich aufgeputschte sprache nur um innovativ zu sein oder gar dichterisch zu klingen auch nicht authentisch da es auch nur gewollt etwas sein mag, das es nicht ist.

einen pathos zu benutzen erfordert jedoch auch sehr viel fingerspitzengefühl denn die grenze zur übertreibung ist immer gegeben. will heissen man bewegt sich meistens auf solch einer dünnen linie und oft ist es selbst schwer zu erkennen wenn man auf einmal ausserhalb dieser linie herumkritzelt. auch ist die eigene wahrnehmung immer eine andere wie die von aussenstehenden.
aber dafür gibt es ja kritiker! ein hoch auf alle :D

gruß,
isa
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Re: IsaG hat gesagt(debatte zum kitsch)

Beitragvon Ruelfig » Fr 22 Jan, 2010 23:22


Das lässt sich einfach erweitern: warum kann ich keinen Karnevalshit schreiben oder wenigstens eine Mitgrölnummer für den Ballermann? Das "Problem" ist die ironische Distanz, die Kontrolle, die "innere Stimme". Halt, halt, so geht das ja gar nicht, ruft sie und schon ist alles zu spät, die Bilder verbrennen und die Vertreibung aus dem Paradies geschieht erneut. Solch eine Art von Unschuld wieder herzustellen erfordert wohl eine Art doppelter ironischer Brechung, nach all dem Unsinn und Quatsch fange ich wieder von vorne an, aber als ein anderer Mensch. Das beziehe ich für mich auch auf ein anderes Feld, politische Gedichte. Auch da ist die Grenze zwischen Kitsch, der die Seele bewegt und Kitsch, der bewegte Seele beschreibt, hauchdünn. Manchmal mag es gelingen, wenn man vom Ziel absieht. Ich denke, der beste Kitsch passiert aus Versehen.
LG,
R
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Re: IsaG hat gesagt(debatte zum kitsch)

Beitragvon Amise » So 14 Feb, 2010 22:36


Mo meint:
z.b. nach dem schema romeo und julia abgehandelt wird. verlorenoder wenn mit all zu nahe liegenden wörten um sich geschmissen wird (herz und schmerz) in einem liebesgedicht. gerade da, gerade da geht für mich echtheit verloren. weil wer bei seinen wallungen und bei seinen gefühlen und bei seinem kitsch nur auf so bereits gestandenes zurückgreift, der wiederkäut nur - und kann für mein gefühl her - keinen text schafen der wiklich gefühle trägt –

die echtheit geht verloren? abgesehen davon, dass Romeo und Julia zu einer andere zeit geschaffen wurde, hat jede nachfolgende zeit änderungen gebracht bisher, ob im ton, wortstellung, ausdruck oder pathos. wer krampfhaft text schaffen will, macht der es denn besser, als jene, die da einiges „wiederkäuen“ - wenn dies gekonnt geschieht -, und trägt die neuschaffung dann wirklich die gefühle, die sie bringen soll? vergewaltigt sich da ein gefühlvoller „dichter“ oder „schreiber“ sprachlich nicht selbst, wenn er seine gefühle nicht mit dem füllen kann, was ihm geläufig, und sie mit zusätzen intensivieren kann nach seiner manier, sondern mit für ihn selbst unnatürlich oder aufgesetzt klingenden textschaffungen?

ist das eine zuviel an damaligem pathos u.s.w., so kann man sehr oft heute die „echten Gefühle“ gar nicht nachvollziehen, da sie zu fremd dargelegt, und der pathos hat nur an schnelligkeit zugelegt – zeitgemäss, und auch im Tonfall -. echter klingt alles mitsamt meist wirklich nicht, denn um zu wirken, muss anscheinend alles übertrieben werden.
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