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Der römische Brunnen; explizite Frage (längerer Text)

Beitragvon Boastii » Do 14 Feb, 2013 03:47


Hallo liebes Forum,
habe eine explizite Frage zu dem Dinggedicht: "Der römische Brunnen" von Conrad Ferdinand Meyer im Realismus.
Gehe in die 13. Klasse einer Fachoberschule und wir machen dieses Jahr zum ersten Mal Interpretationen von Gedichten. Eine wirklich spannende Sache und da habe ich mir gedacht: suchst du dir ein Gedicht aus, mit dem du dich etwas mehr beschäftigst als nur in der Schule.

Aufsteigt der Strahl und fallend gießt
Er voll der Marmorschale Rund,
Die, sich verschleiernd, überfließt
In einer zweiten Schale Grund;
Die zweite gibt, sie wird zu reich,
Der dritten wallend ihre Flut,
Und jede nimmt und gibt zugleich
und strömt und ruht.



Also ich habe mir das Gedicht mal näher angeschaut.
So erst einmal etwas über die Epoche gelesen und verstanden. Im Grunde geht es ja um eine poetische Beschreibung realer Zustände mit einer echten Idee.
Also ich verstehe das so, dass hinter solch einem Gedicht immer ein Idealbild steckt von einem besserem Zustand als der jetzige.
Aber jetzt beschäftigt mich eine ganz bestimmte Sache im Bezug auf dieses Gedicht.
Habe mir jetzt auch mal im Internet ein paar Interpretationen angeschaut und ich stimme mit denen überhaupt nicht überein.
Und zwar wird oft beschrieben, dass dieses Gedicht den Kreislauf des Lebens darstellt.
Also ich sehe hier keine Idee und auch kein Idealbild.
Oder wie kann ich das im Bezug auf den Kreislauf des Lebens sehen?

Nun aber zu meiner Idee wie ich das interpretieren würde.
Vor Allem hat mich folgende Frage ins grübeln gebracht:
in Vers 5: Wieso schreibt Meyer hier "sie wird zu reich" ?
Natürlich das die Schale voll mit Wasser ist und irgendwann überläuft. Aber im Bezug aufs Leben, kann ich da überhaupt keine Bedeutung finden.
In meiner Freizeit beschäftige ich mich im Moment auch sehr mit Wirtschaftssystemen und Zusammenhängen, vor allem aber das Geldsystem. Wir haben ja im Moment ein Zinsgeldsystem, aber ich wusste bis vor kurzem nicht das es auch eine andere Art des Geldes gibt: Das fließende Geld.
Daran habe ich sofort gedacht als ich dieses Gedicht gelesen habe. Irgendwie kann man das auch leicht verbinden oder nicht?
Kurz zur Erklärung:
Das fließende Geld ist eigentlich ein faulendes Geld. Das wenn jemand eine bestimmte Menge an Geld "lagert" (Konto etc.) ein gewisser Prozentsatz als "Fäule" oder Steuern abgeben muss oder investieren muss, damit das Geld durch die Gesellschaft fließt. Der Zins wäre hier natürlich abgeschafft oder nur sehr gering.
Und ich habe ein Interview gefunden in dem ein Prof. für Wirtschaftswissenschaften sagt, dass es im Römischen Reich um 500- 1050 n. Chr. genau ein solches Geldsystem gab (er nimmt Bezug auf Egon Friedell mit "Kulturgeschichte der Neuzeit". Link: http://www.youtube.com/watch?v=wr-NaT4t5e8
So nun habe ich für mich das fließende Geld mit den Schalen für Schichten, in dem eine Schale zu reich wird und ihr Geld "lagert" es abgeben muss, damit die untere Schale auch noch etwas von diesem Geld hat. Und der Titel alleine: der römische Brunnen und genau dieses Geldsystem im Römischen Reich .
Passt das nicht? Ist das nicht genau die Idee hinter dem Gedicht? Stellt Meyer nicht dieses Idealbild von einem Geldsystem auf, von dem die Mehrheit der Bevölkerung einen Nutzen hat?
Bin gespannt auf eure Antworten :)
MfG Boastii
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Re: Der römische Brunnen; explizite Frage (längerer Text)

Beitragvon Garfield » Do 14 Feb, 2013 16:26


Der Lyrik-Bereich ist nur für eigene Werke. Deswegen hab ich deinen Thread mal zu Alles weitere zum Thema verschoben.
Kurz, er bewies eine Geduld, vor der die hölzern-gleichmütige Geduld des Deutschen, die ja auf dessen langsamer, träger Blutzirkulation beruht, einfach gar nichts ist.
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Re: Der römische Brunnen; explizite Frage (längerer Text)

Beitragvon Boastii » Do 14 Feb, 2013 17:18


Oh entschuldige, habe ich nicht gesehen.
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Re: Der römische Brunnen; explizite Frage (längerer Text)

Beitragvon einePaulquappe » Do 14 Feb, 2013 20:54


hallo,

ich habe es jetzt mehrmals gelesen und nicht so ganz genau verstanden , was du an den interpretationshilfen nicht genau verstanden hast; wenn du verstehst xD.
trotzdem versuche ich mal auf einiges einzugehen:

dazu nehme ich zunächst mal meinen herman paul ( ein etyomologisches wörterbuch ) und schaue unter dem lemma reich und schwupps:

reich:[...das heißt ich überpsringe hier was unwichtiges -alt. und mittelhochdeutschesprachzustände des wortes] wohl aus kelt[isch] rig-.. vgl. latein rex, regis >herrscher<, das adjj[ektiv] >herrscherlich<. zunächst wird r.[eich] absoult gebraucht >reich an äußeren gütern< dann mit der verallgemeinerunge des begriffs relativ >wohl versehen mit [irgendeinem] gegenstand< zum ausdruck der beziehung wurde früher ugs(umgangssprachlich) der gen[itiv]zuweilen verwendet, dann >an<: r. an freuden, leiden usw.

soweit dazu.
wie du bemerkst, ist umfasst die semantik von reich ein weit größeres feld, als nur die enge bedetung reich an geld usw usf, worauf du ja deine interpretation hinauslaufen lassen willst, wenn ich das so recht verstanden habe. oftmals, munkelt man unter lyrikern xD, wrid ja lyrik gerade erzeugt durch die doppelt/mehrfachbedeutung von worten in sogennanten sprachspielen. ich machs mal mit southpark um zu verdeutlichen http://www.youtube.com/watch?v=CiK3qu1cuiQ. ich denke aber das wir bei der interpretation garnicht so weit gehen müssen, uns garnicht so weit von der eigentlichen bedeutung entfernen müssen, denn, im kontext, ich würde reich schon in einer der obigen bedeutung sehen. welche das überlasse ich dir. ein rat, so sehr ich auch achte, das du bemüht bist, selbst zu interpretieren; entferne dich nicht allzuweit vom sichtbaren, denn bedenke: aufgaben in der schule werden generell so gestellt, dass sie lösbar/bearbeitbar sein sollen. so kafka-esk ist das gedicht nicht.

ich hoffe du hast irgendeinen, welchen?, mehrwert hieraus gezogen und schliesse. -mfgp
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Re: Der römische Brunnen; explizite Frage (längerer Text)

Beitragvon einePaulquappe » Do 14 Feb, 2013 20:55


achso nachtrag, das wesentlichste: nein; ich sehe da keinen zusammenhang zwischen den themen!
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Re: Der römische Brunnen; explizite Frage (längerer Text)

Beitragvon Le_Freddy » Do 14 Feb, 2013 23:27


Moin Boasti!

ich habe eigentlich nur eine gegenfrage und kenne mich mit dem realismus auch nicht wirklich aus, was sicherlich daran liegt, dass ich bisher unwillkürlich einen bogen darum geschlagen habe.

hier ist sie:
wo hast du deine infos über die poetik des realismus her?
du schreibst: "Im Grunde geht es ja um eine poetische Beschreibung realer Zustände mit einer echten Idee.
Also ich verstehe das so, dass hinter solch einem Gedicht immer ein Idealbild steckt von einem besserem Zustand als der jetzige."
was meinst du mit einer "echten Idee" und dem "Idealbild […] von einem besseren Zustand".
meine irritation rührt daher, dass – platonisch gesprochen – der wahrheitsgehalt der idee immer größer ist als der der abbilder (meinst du das?), und außerdem der "bessere Zustand" nach utopie klingt. und so recht passt beides nicht in mein (bescheidenes) bild vom realismus. soweit ich von ihm und seiner/seinen poetik/en weiß steht eine ästhetisierung des alltags im vordergrund, eine abgrenzung zum naturalismus kann ich dann aber auch kaum noch geben. vielleicht liege ich sehr falsch mit alldem.
-> wie meinst du das?

zu dem interpretationsansatz, auf den du dich beziehst:
auch hier wäre link oder literaturangabe cool, ich würde mir das gerne mal ansehen. ich persönlich bin, wohl ob meiner agressiven unkenntnis über den realismus, immer etwas überrascht, wenn kühne allegorische lesarten (darunter fiele dann auch die wirtschaftssache) angeboten werden.

nuuuuuuuuun denn
bis bald, lass uns da mal drüber reden.
fred
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