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Bedrohte Wörter?

Beitragvon rivus » Mi 07 Aug, 2013 09:25


Geckelmann
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Re: Aussterbende Wörter

Beitragvon Anachronismus » Mi 07 Aug, 2013 11:37


rivus hat geschrieben:Geckelmann
Ich weiß, offen gestanden, nicht so recht, wozu es nützlich ist, auf ein Wort hinzuweisen, das vom Aussterben bedroht ist, wenn dessen Bedeutung nicht erklärt wird; ein Beispiel für die Verwendung des Wortes im Gespräch wird auch unter den hiesigen Mitlesern wohl kaum in Erinnerung haben, der Duden nennt's nicht und selbst die Suche über Umwege ist nicht wirklich zielführend.
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Re: Aussterbende Wörter

Beitragvon rivus » Mi 07 Aug, 2013 18:40


Zurecht nehme ich die kritische Anmerkung auf. Also im Schlesischen, noch konkreter im Sprachschatz meiner Großmutter kam dieser Ausdruck immer und immer wieder vor. Er steht für Snob, Angeber, Gernegroß; für einen überkandidelten Menschen, der sich, obwohl er relativ "klein" ist, "aufbrezeln" muss. Es steht für ein gockelhaftes Benehmen, für einen Gockel. Der Geckelmann taucht auch in einem Essay von Otto Ludwig auf "Die Heiterei und ihr Widerspiel" ...
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Re: Aussterbende Wörter

Beitragvon cube » Mi 07 Aug, 2013 18:43


es ist möglich, eine inhaltliche erklärung auch ohne gesichertes wissen anzubieten - wenn du wissen möchtest, was es bedeutet, oder was es für rivus bedeutet, dann frage doch konkret nach, anstatt so implizit zu reden. oder sei kreativ und spekuliere! vielleicht ist es eine regionale besonderheit, oder ein familiär oder persönlich verwendetes wort, eine abwandlung - naheliegend wäre für mich bspw der Geck als Grundlage. den ich als herausgeputzten Schönling verstehe, den klassischen Narziss, der in sein eigenes Aussehen verliebt ist, für den die eigene Oberfläche das Welt-Wichtigste ist.
Geckel erinnert noch mehr als Geck an den Gockel, der ja ebenfalls optisch viel hermacht, und vllt auch als Symbol für so eine Art Mann in der Fabelwelt steht?
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Re: Aussterbende Wörter

Beitragvon rivus » Mi 07 Aug, 2013 19:40


vielen dank cube für die aufschlussreichen ergänzungen und ja, so könnte sich ein spannender faden entwickeln, wenn wir alle kreativ neue wörter hier hinein werfen und spannende vermutungen darüber anstellen! vielleicht ranken sich sogar geschichten, anekdoten, querverweise, um die hier eingestellten wörter oder es stellt sich heraus, dass in manchen regionen oder familien oder freundeskreisen das wort, was man morbide zuordnet, doch noch recht lebendig ist. also wäre das eine möglichkeit, dem orkus das eine oder andre wort zu entreißen und abenteuerliches darüber zu spinnen ...
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Re: Aussterbende Wörter

Beitragvon rivus » Mi 07 Aug, 2013 19:47


ach, im zusammenhang mit dem geckelmann kommt mir auch, inspiriert von cube, das geckstöckel in erinnerung, wie spöttisch manche flanierende die gehstöcke der am zierspazierstock gehenden betitelten, so in den gründerjahren eines anderen jahrhunderts ...
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Re: Aussterbende Wörter

Beitragvon cube » Mi 07 Aug, 2013 19:48


ein bedrohtes, interessant klingendes Wort ist in meinen Ohren : Murks
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Re: Aussterbende Wörter

Beitragvon Anachronismus » Mi 07 Aug, 2013 20:56


rivus hat geschrieben:Zurecht nehme ich die kritische Anmerkung auf.
Das ist nett und danke für die mitgelieferte Worterklärung.
rivus hat geschrieben:Dieser Ausdruck […] steht für Snob, Angeber, Gernegroß; ...

cube hat geschrieben:es ist möglich, eine inhaltliche Erklärung auch ohne gesichertes Wissen anzubieten
Möglich mag ja vieles sein, sinnvoll jedoch erschiene mir, Wörter, deren Gebrauch aus der Mode gekommen ist, und die in Vergessenheit zu geraten drohen, gerade in diesem Falle, wo es sich um einen eher familiär genutzten Terminus eher geringer Ausbreitung handelt, gleich mit der Bedeutungserklärung in den Thread einzustellen. Ganz abgesehen davon, dass der Verlust eines Wortes, das praktisch nur im Wortschatz der eigenen Großmutter (und dann des Lokalkolorit wegen auch einmal niedergeschrieben wurde) enthalten war und der (der Verlust nämlich) von der Umwelt (den vielleicht 100 Millionen die deutsche Sprache nutzenden Menschen Europas und den weltweit vielleicht 120 Millionen deutschen Muttersprachlern) wohl kaum bemerkt würde, mir irgendwie nicht so übermäßig relevant erscheint - um es an ERSTER Stelle eines neueröffneten Thread zu positionieren.
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Re: Aussterbende Wörter

Beitragvon rivus » Mi 07 Aug, 2013 22:07


hallo anachronismus,

es war eine spontane idee, diesen thread zu eröffnen und der geckelmann hat sich spontan und ohne tiefgründige überlegung dazu angeboten und ja, es sollte hier kreativ weiter gesponnen werden und nicht mit einer goldwaage des muttersprachlichen das erste, in die runde geworfene wort, abgewogen werden, zumal der terminus nicht nur durch eine familie verwendet wurde und auch in nachgenerationen noch in abwandlungen wie gegelmann regional weiterlebte ... (so in meiner erinnerung und im erinnern meiner eltern, die ich hierzu noch mal konsultierte. aber ja, das ist begrenzt auf einen bestimmten lebensbezirk, in bestimmten menschenkreisen, in welchen dieses wort nicht mehr so verwendet wird, wie noch vor vierzig und mehr jahren und in der jetztzeit scheint es kaum noch jemand zu kennen...)


also mir persönlich geht es nicht um relevanzen, aber vielleicht ist der threadname unglücklich gewählt und wir finden gemeinsam einen besseren und erstmal entscheide ich mich für ein ? nach aussterbende wörter, weil es schon interessant ist, inwieweit das persönliche wissen signifikant mit dem wirklichen sterbeprozess eines wortes einhergeht ... (aber ich behaupte, bei den 120millionen mutter- und vatersprachlern, ist das eine mammutaufgabe und das sprengt meiner meinung nach auch das anliegen des fadens, der ja spass machen soll und in dem um die scheinbar bedrohten wörter geschichten erzählt werden könnten. außerdem, mit verlaub, ist der anspruch, ein wort aus den pool des muttersprachlichen auszuwählen, was wirklich vor dem aussterben bedroht ist, äußerst unverhältnismäßig zu dem anliegen dieses fadens. also, ich als urheber des ganzen, würde mir nie anmaßen, dieses wirklich mit allen existierenden muttersprachkreisen abchecken zu können ... (ja, so fallen einem manchmal die titelnamen wieder auf die füße ;)


grüße rivus


p.s.: ich habe erstmal bedrohte wörter mit ? hineingenommen
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Re: Bedrohte Wörter?

Beitragvon cube » Mi 07 Aug, 2013 22:44


bedrohte wörter sind alle entweder relevant oder irre relevant, wer wollte entscheiden, ob ein wortleben mehr wert ist, als ein anderes?
bspw als maß für relevanz die quantitative bekanntheit : je mehr leute ein bedrohtes wort kennten, desto weniger bedroht wäre es, also bräuchte es unsere aufmerksamkeit weniger. :-)
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Re: Bedrohte Wörter?

Beitragvon rivus » Mi 07 Aug, 2013 22:49


hach, ja, ich entscheide das nicht. nun beißt sich die katze in den schwanz. oh manno, die gefühlte bedrohtheit genügt mir persönlich schon und ja, so verzwickt habe ich mir die sache gar nicht vorgestellt ...
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Re: Bedrohte Wörter?

Beitragvon cube » Mi 07 Aug, 2013 22:54


ist sie eigentlich auch nicht, außer wir machen daraus was verficktes. genau dieser faden hat woanders schon mal sehr gut funktioniert. ist ein faszinierendes thema, was man da manchmal für sachen zu lesen kriegt!
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Re: Bedrohte Wörter?

Beitragvon rivus » Mi 07 Aug, 2013 23:56


... murks ...

wird heutzutage in meinem arbeitfeld unter meinen jüngeren kollegen nicht mehr allzuoft gesagt. murks wurde zu meiner kinder-, jugendzeit auch im sinne "trödle nicht so rum!" oder "verzettle dich nicht!" angewendet. das ist aber murks, was du da fabriziert hast, war auch ein hinweis auf die schieflage eines endprodukts im auge des betrachters. dann konnte es auch vorkommen, dass ein solcher kritikus, abgemurkst wurde. wenn nicht genügend gemurkst wurde, konnte es vorkommen, dass man zu schnell mit einer sache fertig war und so schon die nächste aufgabe bekam. das war dann auch murks. viele murkse konnten manchmal bedeuten, dass jemand mit allen wassern gewaschen war. mitunter hat jemand im kopf soviel murks, dass er in seinem schädel einen vogel oder eine meise versteckt haben muss ...
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Re: Bedrohte Wörter?

Beitragvon cube » Do 08 Aug, 2013 19:42


... so wurde vom Murks gemunkelt und wer zuviel rummurkste, dem konnte leicht nachgesagt werden, das alles, was er fabriziere, Mumpitz sei ... o großer Mumpitz, dieser Pfusch ist dir gewidmet, in all seiner sinnentleerten Herrlich- und Entbehrlichkeit ...
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Re: Bedrohte Wörter?

Beitragvon findefuchs » Do 08 Aug, 2013 20:17


"Murks" und "Mumpitz" sind doch "Humbug", oder?Ich glaube, die Wörter sterben, weil es in den 50-er Jahren, ihrer "Hauptgebrauchszeit" zwar peinlich war, "Murks" zu machen, man jedoch nachsichtiger war, wenn es dennoch passierte. Die gesellschaftlichen Spielregeln haben sich geändert und mit Ihnen die Haltung, Fehlern gegenüber. Je unerbittlicher einerseits, offen zutage tretenden Fauxpas gegenüber reagiert wird und je normaler "Mumpitz" andererseits, verdeckt überall passiert, je weniger braucht man das spezielle Wort dafür, sei es nun Humbug, Mumpitz, oder Murks.



Kennst ihr das Wort "Mutterwitz"? Ich glaube, dass das Wort ausstirbt, weil sein Inhalt verlorengegangen ist.

Manchmal ist es interessant zu kucken, warum Wörter sterben.


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