Alles, was mit dem Thema Literatur zu tun hat und in keine der anderen Kategorien passt

hält das sich-zufrieden-geben die gesellschaft zusammen?

Beitragvon rivus » Do 22 Aug, 2013 23:02


"DAS SICH-ZUFRIEDEN-GEBEN begründet alle staatlichen und gesellschaftlichen Konstrukte und IST DAS FUNDAMENT UNSERER SOZIALEN BEZIEHUNGEN" schreibt der amerikanische Philosophie-Professor Robert Goodin!


Was fällt euch dazu ein?
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Re: hält das sich-zufrieden-geben die gesellschaft zusammen?

Beitragvon Gast » So 27 Okt, 2013 12:43


Gerade wenn man in einem land wie deutschland lebt, hat zufriedenheit einen sehr dualen charakter. Man könnte argumentieren, dass es verglichen mit anderen Staaten eigtl. Nichts zu meckern gibt und die essentiellen fragen wie z.b. Menschenrechte hierzulande gewährleistet sind. Es hat etwas von einer Hybris sich zu beschweren wenn man bedenkt wie gut es einem hier geht.
Doch gerade deshalb, weil man in sicheren gefilden lebt, könnte man auch sagen dass man es sich nicht erlauben darf zufrieden zu sein. Eine gewisse Verantwortung wütend zu sein scheint gar nicht verkehrt. Wenn man bedenkt dass die "unzufriedene" 68er bewegung das freiheitliche leben in deutschland noch einmal maßgeblich beeinflußt hat dann ist zufriedenheit wohl doch kein absolutes erfordernis.
Vielleicht muss man differenzieren zwischen zufriedenheit im persönlichen sinne und im gesellschaftspolitischen sinne. Gerade wenn es einem gesellschaftspolitisch gut geht (wie in deutschland) dann kann man ja etwas an die gesellschaft oder auch andere gesellschaften zurückgeben, etwas leisten. Dass geht am besten wenn man mit umständen unzufrieden ist.
Die persönliche zufriedenheit steht damit in engem zusammenhang. Wer sich die ganze zeit mit gesellschaftlichen problemen beschäftigt, neigt dann auch zur persönlichen unzufriedenheit.
Ich denke an dieser stelle sollte dann jeder vorsichtig sein und zwischen der eigenen zufriedenheit und mit der zufriedenheit hinsichtlich gesellschaftlicher umstände differenzieren.
Denn so ehrenhaft es sein mag etwas verbessern zu wollen (weil man mit etwas unzufrieden ist) so ist es doch dumm und unehrenhaft selber unzufrieden zu sein wenn man genug zu essen guten wohnraum hat, in die schule darf, studieren darf und noch einen haufen weiterer luxusrechte hat.
Wer andrerseits gänzlich mit allem mit sich selber und der gesamten gesellschaft zufrieden ist, der ist ein fauler nichtsnutz.
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Re: hält das sich-zufrieden-geben die gesellschaft zusammen?

Beitragvon knistern » So 27 Okt, 2013 15:44


Lieber Senator,
zunächst möchte ich Dich dazu beglückwünschen dass und wie Du gesellschaftliche Themen angehst.
Auch wenn ich nicht immer mit Dir konform gehe, so schätze ich es wenn ich von Dir zum Nachdenken animiert werde. Zu oft kreise ich ansonsten in meiner eigenen kleinen Welt.

Zum Thema:

Der Begriff der `Zufriedenheit´ wird m.E. deshalb so ambivalent betrachtet, weil er in so sehr verschiedenen Zusammenhängen benutzt wird.
So begreift die Semantik diesen Begriff absolut situativ = zu´frieden = eine Situation ist aus "Bewegung" zu "Stillstand"; aus "Unfrieden" = "zu Frieden"; aus "Auseinandersetzung" zu "Einigung"; von "Defizit" zu "Ausgleich" gekommen.

Dieser Zustand kann also garnicht bewertet werden, ohne die Ursache bzw. das erreichte Ziel zu benennen.
Damit betrifft eine Bewertung zwingend die beschriebene Situation, nicht die mögliche `Zufriedenheit´ damit.
Ob also die Zufriedenheit mit einer Situation rechtens, verständlich, positiv, negativ, ablehnend oder zustimmend gesehen werden kann und/oder muss, hängt zwingend von der Perspektive des Beurteilenden ab.

Ich freue mich möglicherweise für eine Person, dass diese Zufriedenheit erlangt hat, wiewohl ich selbst die selbe Situation durchaus unbefriedigend empfinde.

Insoweit habe ich mit der Zufriedenheit anderer häufig keine Probleme. Zuweilen bringt sie mich aber auch außer Rand und Band (soweit das in meinem Alter noch möglich und angebracht ist).

Mit freundlichen Grüßen
Knistern
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Re: hält das sich-zufrieden-geben die gesellschaft zusammen?

Beitragvon knistern » So 27 Okt, 2013 15:46


Bitte um Entschuldigung - rivus !!!
Das Thema ist ja von Dir!!
Sorry - ich muss noch genauer lesen lernen ;-)))
Gruß
Knistern
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Re: hält das sich-zufrieden-geben die gesellschaft zusammen?

Beitragvon knistern » So 27 Okt, 2013 20:28


Muss noch eine Korrektur/Ergänzung anbringen.

"Sich zufrieden geben" sagt semantisch dass man nicht zufrieden ist, sondern sich so gibt als sei man zufrieden. Das wiederum ist meines Erachtens entweder schlampig formuliert oder übersetzt und lässt unbedacht dass damit eine angestrebtes Ziel nicht wirklich erreicht wird und ein Stau entstehen wird, der sich zwangsläufig irgendwann entläd.
In keinem Fall wäre dies eine befriedigende Situation
So gesehen kann es eine Gesellschaft nicht zusammenhalten sondern ist im Gegenteil die Ursache für Spannungsfelder

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Re: hält das sich-zufrieden-geben die gesellschaft zusammen?

Beitragvon Gast » Di 29 Okt, 2013 21:10


"Der Weise tut nichts wider Willen
Er entgeht dem druck der Schicksalsnotwendigkeit
In dem er in seinen Willen aufnimmt
Was sie zu erzwingen sucht" (Seneca)

Wenn das schicksal einschlägt, rät es sich manchmal an, sich zufrieden zu geben anstatt dagegen anzukämpfen. auch wenn man nicht religiös motiviert ist erscheint es doch auch
Am vernünftigsten, sich in manchen situationen "zufriedenheit zu geben".
Auch wenn man knisterns absolut berechtigter Satzexegese folgt, kann man dem "sich zufrieden geben" dennoch etwas positives abgewinnenq, oder zumindest nicht zwangsläufig, etwas negatives zuordnen.
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Re: hält das sich-zufrieden-geben die gesellschaft zusammen?

Beitragvon knistern » Di 29 Okt, 2013 23:47


Hallo Senator,
natürlich gibt es im Leben Situationen in denen man aus "Vernunftgründen" eine Sache (vorläufig) nicht weiter betreibt, aus Vernunftgründen Fehler nicht weiter verfolgt (verschüttete Milch) - und insoweit hat die These ihre Berechtigung. aber eben immer unter dem Vorzeichen "vorläufig" oder "vorübergehend" !
Letztlich kann "sich zufriedengeben" niemals ein Zielpunkt sein.

Eine meiner persönlichen Devisen: Was ich nicht mag, aber tun muss, mach ich für diesen Zeitraum zu meinem Hobby.

Gruß Knistern
Zuletzt geändert von knistern am Di 29 Okt, 2013 23:51, insgesamt 1-mal geändert.
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