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[Epik] Leitfaden - Themenfindung

Beitragvon Struppigel » So 14 Sep, 2008 13:23


[size=150:2jdoq8x0]Themenfindung[/size]
(Achtung, Beispiellinks zu Geschichten sind noch aus dem Lyfo - wird irgendwann geändert)

Gliederung
  1. Assoziationsmethode
  2. Ideensammlung
  3. Inspiration von anderen Werken
  4. Inspiration aus dem eigenen Leben
  5. Inspiration aus dem Leben anderer
  6. Themen und Originalität
  7. Hat es nichts gebracht?

„'Eigentlich könnte ich mal wieder malen', dachte ich und wischte den Staub von meinen Pinseln.“

Wer kennt sie nicht, diese Krankheit, die jeden Kunstschaffenden einmal heimsucht, viele sogar regelmäßig befällt. Man hätte eigentlich Lust zu schreiben, aber der Kopf ist leer – ein Kreatief. Nicht umsonst gibt es schon einige Threads zur Überwindung dieses Alptraums. Wer hier nicht genug Hilfe findet, kann sich gern auf der Suche nach weiteren Tipps durch folgenden Dschungel schlagen:
Keine Ideen zum Schreiben
Inspiration
Wahl des Themas
Schreibblockade mal anders
die ecke für die lyrische prostitution....


1. Assoziationsmethode

Das ist die einfachste Methode von allen und kann wunderbar in den 30-Minuten-Wettbewerben unseres Forums trainiert werden. Hat man sie in Phasen der Kreativität oft geübt, schafft man es später leichter, aus einem künstlerischen Loch herauszukommen.
Es funktioniert so: Du suchst dir ein vorgegebenes Wort. Dies kann geschehen, indem du einen Freund befragst, eine Zahl bei Google eingibst und das erstbeste Wort raussuchst, das dir in die Augen fällt oder ein Buch/Lexikon auf irgendeiner Seite aufschlägst und mit dem Finger auf irgendein Wort tippst. Dann solltest du dir ein Zeitlimit setzen (10 bis 20 Minuten), Während dieser Zeit schreibst du auf, was dir gerade zu diesem Begriff in den Sinn kommt. Völlig egal, wie gut es dazu passt oder wie unsinnig es ist. Dieses Zeitlimit ist (je nach Schreibtyp) wichtig, denn sonst kann es sein, dass du gar nicht erst anfängst und weiter in dem Tief versinkst. Sollte Dir das Arbeiten unter zeitlichem Druck gar nicht liegen, versuch es mit Entspannung. Mach vielleicht ruhige Musik an, lass die Bilder auf dich einprasseln, die dir in den Sinn kommen und halte sie irgendwie fest. Ob man alles aufschreibt, in den Computer tippt, Bilder kritzelt oder auf Band spricht, ist wiederum eine Typfrage. Ein Tipp für die Aufschreiber: Nutze weißes Papier – kein kariertes, kein liniertes, denn die Linien können zusätzlich blockieren.
Selbst, wenn beim assoziativen Schreiben nicht gleich eine Geschichte entsteht und dir dazu noch nicht mehr einfällt, solltest du die Gedankenfetzen aufheben, um sie später zu verarbeiten. Siehe Ideensammlung.
Entsteht dabei schon der Anfang einer Geschichte oder gar das Gerüst – umso besser. Nicht zuletzt kann man auf diese Weise sogar die gesamte Geschichte verfassen, indem sich die Entwicklung während des Schreibvorgangs vollzieht (so arbeiten die meisten bei den 30-Minuten-Geschichten). Das funktioniert aber nur bei kürzeren Geschichten. Bei langen Geschichten ist davon abzuraten, alles assoziativ und damit ohne Planung abzuarbeiten, da man hier schnell den roten Faden verliert.

Eine ähnliche Vorgehensweise ist übrigens das sogenannte Brainstorming, anderen mag das Anfertigen von Mind-Maps helfen. Ich werde diese Methoden an dieser Stelle nicht näher erläutern – wer sich dafür interessiert, wird im Internet schnell fündig.

Vorteil: Immer verfügbar, mit Hilfe der Wettbewerbe macht das Training sogar Spaß
Nachteil: Funktioniert erst richtig, wenn man es eine Weile trainiert hat und man muss der Typ dafür sein


2. Ideensammlung

Mit der Ideensammlung kann man sehr schön für ideenlose Tage vorsorgen und vorallendingen solche Ideen aufheben, die man nicht sofort umsetzen kann und sonst wieder schnell vergessen hätte. Es gibt sogar einige Autoren, die ständig Stift und Notizblock bei sich tragen, damit sie spontane Ideen nicht wieder verlieren (für Technikbegeisterte eignet sich vielleicht ein Diktiergerät besser oder die Diktier-/Notizfunktion des Handys). Die besten Ideen kommen nämlich nicht, wenn man gerade danach sucht, sondern meist in den entspannten Momenten des Tages: auf der Toilette, während einer ruhigen Autofahrt, beim Spaziergang im Park, mitten in der Nacht …
Wenn man nichts dabei hat, kann man möglicherweise einen Freund bitten, es sich ebenfalls einzuprägen – oftmals reicht schon das Gespräch darüber, um die Idee im Gedächtnis zu festigen.
Achtung: Der Gedanke „Das werde ich mir schon ohne Hilfe merken“ ist meistens trügerisch.

Vorteil: zur Prävention geeignet, kann die Ideensuche sehr erleichtern
Nachteil: man muss sich die Sammlung erst einmal aufbauen, nicht jeder trägt gern täglich Stift und Zettel oder Diktiergerät mit sich herum, manchmal ist Überwindung nötig (vor allem bei nächtlichen Einfällen)


3. Inspiration von anderen Werken

Natürlich ist es legitim, sich von den Werken anderer Ideen zu holen – seien es Filme, Romane, Dramen, Bilder, Musik … Man wird sowieso immer von ihnen beeinflusst. Ideen kommen nicht aus dem Nichts, sie sind eher Neukombinationen von Dingen, die wir bereits kennen. Das kann man sich auch bewusst zu Nutze machen.
Eine Gefahr muss man dabei aber im Hinterkopf behalten: Man sollte nicht zu sehr abkupfern. Wenn man den Ursprung der Inspiration an dem Werk noch erkennt, ist irgendetwas falsch gelaufen. Eigene schöpferische Gestaltung, der eigene Anstrich darf nicht fehlen.

Vorteil: massenhaft vorhanden, für Fan-Fiktions sogar notwendig
Nachteil: Gefahr zu kopieren, man muss viel abwandeln, Ideen anderer sind nicht mehr originell


4. Inspiration aus dem eigenen Leben

Das eigene Erleben ist der wertvollste Fundus, den ein Künstler besitzt. Es hat entscheidende Vorteile: Kein Mensch hat genau das gleiche erlebt, die Erfahrungen sind immer individuell. Entnimmt man die Themen dem eigenen Erleben, ist aufwändige Recherche nicht nötig. Und: Authentizität lässt sich leichter herstellen.
Allerdings ist dieser Fundus nicht unendlich. Das haben vor allem solche Schriftsteller zu spüren bekommen, die einen autobiographischen Bestseller schrieben, aber danach nie wieder in der Schriftstellerei Fuß fassen konnten. Was war passiert? Sie hatten ihren Fundus schon leergeräumt, alles auf einmal ausgepackt, und anschließend blieb nichts mehr übrig. Ihnen fehlte die Kreativität, aus ihren Erlebnissen Neues zu schöpfen, sie zu mehr zu verarbeiten. Genau das sollte man aber beherrschen – das ist Kreativität.

Vorteil:
bequem, erfordert wenig Anstrengung, keine Recherche
Nachteil: das eigene Leben gibt nicht immer viel her, der Fundus ist begrenzt


5. Inspiration aus dem Leben anderer

Hier sind keine Autobiographien gemeint, sondern Menschen, die man persönlich kennt. Wenn man sich für andere Menschen interessiert, kann man sich auch deren Erfahrungen, Charakterzüge, Sichtweisen und Gefühle zu nutze machen.
Der Knackpunkt? Es könnte dem Freund/Bekannten nicht gefallen, wenn man ihn zu offensichtlich in eine Geschichte einbaut. Hier ist entweder die Kreativität zur Unkenntlichmachung gefragt (letztendlich sollte man sich auch hier nur inspirieren lassen – nicht abkupfern) oder ein Einverständnis des Betroffenen, sofern man keinen Ärger möchte.

Wer besonders gerne beobachtet, kann sich auch von Fremden inspirieren lassen. Setz dich in ein Cafe oder einen anderen öffentlichen Ort und such dir bestimmte Menschen heraus. Guck dir Mimik und Gestik an, versuche aus ihrem äußeren Auftreten zu schlussfolgern, wie sie leben – denk dir Geschichten für sie aus, merke dir besonders Markantes.
Nicht zuletzt sind es auch zufällig beobachtete Situationen, die inspirieren können. Beispielsweise die alte Frau, die im Supermarkt ausrutscht, der aber nur von einem Kind geholfen wird, wieder auf die Beine zu kommen. Oder der Obdachlose, der im Winter als Schwarzfahrer im Zug sitzt und die Schaffnerin beschimpft, weil er nur schlafen wollte. Für solche Beobachtungen muss man natürlich Glück (und ein waches Auge) haben.

Vorteil:
Kann man jeden Tag machen, vor allem in sehr langweiligen Situationen geeignet (z.B. im Wartezimmer)
Der Fundus ist größer als das eigene Erleben – bietet sich hervorragend als Ergänzung
Nachteil: Interesse für andere Menschen muss vorhanden sein, man sollte Freunde, Familienmitglieder u.a. Bekannte nicht zu offensichtlich einbauen, sofern sie nicht einverstanden sind (oder man veröffentlicht sein Werk nicht)


6. Themen und Originalität

Dieses Thema möchte ich gern mit anschneiden, da es in den Kritiken des Lyrikforums oftmals eine Rolle spielt, wie originell die Grundidee/das Thema einer Geschichte überhaupt ist.
Zuerst sei gesagt: Es ist keineswegs so, dass ein ausgelutschtes Thema in jedem Fall zu einer schlechten Geschichte führt – aber auch umgekehrt ist Originalität kein Garant für einen guten Text.
Fakt ist trotzdem, dass es wesentlich schwerer fällt, schon sehr häufig verwendete Themen so umzusetzen, dass sie kein Gähnen mehr verursachen, während gänzlich unbearbeitete Gebiete großen Freiraum bieten und die Gefahr der zu starken Klischeenutzung reduzieren.
Ob man originelle Themen wählt oder nicht, sei jedem selbst überlassen. Anfängern mögen die altbackenen besser gefallen, da sie dort schon viele Vorbilder haben, an denen sie sich orientieren können und aus denen sie ihren Erfahrungshorizont oft auch gern abkupfern. Ich möchte jedoch ausdrücklich darauf hinweisen, dass eigene Ideen erstens besser das Schreiben schulen (und ich meine hier nur die Anfänger), zweitens wesentlich besser bei den Lesern ankommen werden.
Für einen fortgeschrittenen Schreiber kann es wiederum sehr reizvoll sein, sich der schwierigen Aufgabe zu stellen, ein ausgelutschtes Thema originell zu verpacken.

Im Anschluss gebe ich noch ein paar Beispiele für:

a) Themen, von denen ich Anfängern abrate (die können nur in die Hose gehen)
  • Selbstmord, weil die Welt so schlimm ist
  • Selbstmord, weil eine Beziehung auseinander gegangen ist
  • Selbstmord völlig ohne Grund
  • Selbstverletzendes Verhalten (insbesondere Ritzen)
  • Vergewaltigung, Missbrauch, Misshandlung
  • Alles war am Ende nur geträumt
  • Unglückliche Liebe
  • Erotik (die leider zu gern mit Pornographie verwechselt wird)

b) Geschichten mit unverbrauchten Themen

c) Originelle Umsetzungen altbackener Themen

7. Hat es nichts gebracht?

Sollte dies immer noch nicht ausreichen, um aus dem Loch herauszukommen, hilft nur noch eins: Abwarten und keinen Kopf deswegen machen (ein Kopf reicht). Kreativität lässt sich nicht erzwingen - was nicht geht, geht eben nicht. Das hat nichts mit persönlichem Versagen zu tun, sondern es sind völlig normale Phasen und weiterbilden kann man sich trotzdem. Beispielsweise lesen oder Kritiken im Lyrik-Forum schreiben. ;)
Außerdem habe ich noch nie von jemandem gehört, dessen Tief ewig anhielt.
In dem Sinne: Frohes Schaffen!
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