Prosatexte, die einen Sachverhalt möglichst knapp schildern. Max. 1-2 Sätze.

Liebe ist...

Beitragvon Neu Tron » Do 02 Sep, 2010 15:41


Liebe ist ein absurdes Hobby.

Liebe ist nichts als eine unbewusste, später eine bewusste Entscheidung.

Liebe ist eine lustige Begleiterscheinung unseres Arterhaltungstriebes.

Liebe ist fehlgeleiteter Egoismus.

Liebe ist definitiv das letzte Gefühl der letzten beiden Menschen auf diesen Planeten.

Verlieben ist psychotisch, Lieben ist eine Zwangserkrankung.
Die Ordnung des Profanen
hat sich aufzurichten
an der Idee des Glücks.
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Re: Liebe ist...

Beitragvon Old Gil » Do 02 Sep, 2010 17:12


Liebe Neu Tron -

Prinzipiell kann ich deinem, ich sage mal Text, schon etwas abgewinnen. Er stellt einzelne Aspekte dessen dar, was wir so allgemein als Liebe bezeichnen.

Ich denke, es ist wichtig, ständig neue Definitionsversuche für den Begriffe wie Liebe zu entwickeln und zu verbreiten. Etwas für unser Dasein so Existentielles, dem keine eindeutige, allgemein gültige Definition beigelegt werden kann, mit diesen Versuchen immer und immer wieder nach zu kommen, ist die einzige Möglichkeit, die Idee dieses etwas so klar wie möglich zu halten.
Die sowohl-als-auch Aussagen der verschiedenen "Meinungen", die du uns hier präsentierst, verdeutlichen das in meinen Augen sehr schön.

Nun muss ich allerdings sagen, dass die Aspekte, die du aufzählst, natürlich schon von vielen anderen genannt wurden. Das Problem, das dabei für mich entsteht, ist, dass die bloße Aufzählung dieser Aspekte noch keine Kunst ausmacht. Zum kleinen Teil errettet sich der Text aus dieser Falle, indem er sich zumindest indirekt auf diese großartigen Kitschfiguren bezieht, nackte kleine Cartoonengelchen, ist wahrscheinlich klar, was ich meine. Zu diesen Viechern stellt der Text einen Gegenentwurf, in gewisser Weise - aber selbst damit ist es noch nicht wirklich viel mehr als eben jene Aussagen. Was ich interessanter fände, als die Aufzählung der Punkte, wäre, je einen einzelnen Punkt literarisch zu gestalten, sei es in prosaischer oder lyrischer Form. Du sagst vielleicht, Liebe ist ein geiler Arsch. Gut zu wissen. Aber ich will den geilen Arsch sehen, das ist der Unterschied.

Noch was: So, wie die Aussagen momentan da stehen, sehen sie aus wie "aus einem Mund", dass sie also von derselben Person stammen. Hier würde das bedeuten, dass sich die Person selbst widerspricht:
Zeile 2: "Liebe ist NICHTS [MEHR] ALS […]"
Die anderen Aussagen behaupten allerdings, sie sei auch etwas anderes.

Ach ja: "Liebe ist definitiv das letzte Gefühl der letzten beiden Menschen auf diesen Planeten."
Du bringst das aufs Rudimentärste verkümmerte Organ in meiner Brust zum schmelzen :D
(Nein, ehrlich, ich mag den Satz.)

Hoffe, ich konnte dir irgendwie weiterhelfen.
Gil.
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Re: Liebe ist...

Beitragvon Neu Tron » Mo 06 Sep, 2010 15:57


[quote="Old Gil":1mftvkwl]Ich denke, es ist wichtig, ständig neue Definitionsversuche für den Begriffe wie Liebe zu entwickeln und zu verbreiten. Etwas für unser Dasein so Existentielles, dem keine eindeutige, allgemein gültige Definition beigelegt werden kann, mit diesen Versuchen immer und immer wieder nach zu kommen, ist die einzige Möglichkeit, die Idee dieses etwas so klar wie möglich zu halten.
Die sowohl-als-auch Aussagen der verschiedenen "Meinungen", die du uns hier präsentierst, verdeutlichen das in meinen Augen sehr schön.
[/quote]
Das war nicht meine Intention. Ich möchte nicht aufklaren, ich möchte zerstören. Nicht definieren, sondern ad absurdum führen. Nicht für Schönheit, sondern Morbidität.

[quote="Old Gil":1mftvkwl]
Nun muss ich allerdings sagen, dass die Aspekte, die du aufzählst, natürlich schon von vielen anderen genannt wurden. Das Problem, das dabei für mich entsteht, ist, dass die bloße Aufzählung dieser Aspekte noch keine Kunst ausmacht.
[/quote]
Ich glaube nicht an die Kunst, die du da definierst. Kunst, die von sich glaubt und gar für sich beansprucht, keine Wiederholung zu sein, ist Masturbation. Davon hat niemand etwas außer der narzisstische Künstler.

[quote="Old Gil":1mftvkwl]
Zu diesen Viechern stellt der Text einen Gegenentwurf...
[/quote]
Nein.

[quote="Old Gil":1mftvkwl]
Du sagst vielleicht, Liebe ist ein geiler Arsch. Gut zu wissen. Aber ich will den geilen Arsch sehen, das ist der Unterschied.
[/quote]
Ich nicht. Liebe ist kein geiler Arsch. Es soll nicht lügen, um zu gefallen.

[quote="Old Gil":1mftvkwl]
Zeile 2: "Liebe ist NICHTS [MEHR] ALS […]"
Die anderen Aussagen behaupten allerdings, sie sei auch etwas anderes.
[/quote]
Zöge ich die strenge Logik heran, könnte ich jede Aussage widerspruchsfrei in die andere überführen. Der Masterplan des Ganzen ist ja in meinem Kopf, meine Logik ist meine Logik ist meine Logik. Widersprüche herauszuarbeiten wäre sehr zeitaufwendig. Und nicht zielführend. Wenn meine widerspruchsfreien buchstabenaufbildschirmgewordene Gedanken Widersprüche in deiner Logik auslösen, ist das gut. Verwirrung ist das Anfang von Veränderung.

[quote="Old Gil":1mftvkwl]
Hoffe, ich konnte dir irgendwie weiterhelfen.
[/quote]
Nein. Trotzdem danke!
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Re: Liebe ist...

Beitragvon Old Gil » Di 07 Sep, 2010 12:21


Das war nicht meine Intention. Ich möchte nicht aufklaren, ich möchte zerstören. Nicht definieren, sondern ad absurdum führen. Nicht für Schönheit, sondern Morbidität.

Ich dachte mir, dass das nicht deine Intention war. Schönheit und Morbidität schließen sich meiner Meinung nach nicht aus. Plumpe Zerstörung ist Triebbefriedigung.

Ich glaube nicht an die Kunst, die du da definierst. Kunst, die von sich glaubt und gar für sich beansprucht, keine Wiederholung zu sein, ist Masturbation. Davon hat niemand etwas außer der narzisstische Künstler.

Ich habe mich falsch ausgedrückt. Die Frage, ob du an eine schöpferische Kraft im Menschen glaubst, brauche ich wohl nicht zu stellen. Für den Begriff "Kunst" gilt meiner Ansicht nach im Übrigen, was für den Begriff der "Liebe" gilt. Ich habe insofern keinen klaren Kunstbegriff.

Nein.

Nach deiner Definition von Kunst kannst du das nicht wissen.

Ich nicht. Liebe ist kein geiler Arsch. Es soll nicht lügen, um zu gefallen.

Das war ein Vergleich. Direkter gesprochen hieße das: Du sagst, Liebe sei ein absurdes Hobby. Gut zu wissen. Zeig mir das absurde Hobby. Verdeutliche es. Sonst schwebt der Gedanke im Raum, nicht nur ohne etwas aufzuklaren (wie es ja ohnehin nicht deine Intention war), sondern auch ohne etwas zu zerstören, ja: Ohne etwas zu tun.

Zöge ich die strenge Logik heran, könnte ich jede Aussage widerspruchsfrei in die andere überführen. Der Masterplan des Ganzen ist ja in meinem Kopf, meine Logik ist meine Logik ist meine Logik. Widersprüche herauszuarbeiten wäre sehr zeitaufwendig. Und nicht zielführend. Wenn meine widerspruchsfreien buchstabenaufbildschirmgewordene Gedanken Widersprüche in deiner Logik auslösen, ist das gut. Verwirrung ist das Anfang von Veränderung.

Ja, das könntest du. Aber das wäre langweilig. Natürlich kann ich keine Aussage darüber treffen, ob deine Aussagen in deinem Kopf unlogisch werden. Aber dadurch, dass diese eine Aussage, die ich als widersprüchlich bezeichnete, in deinem Kopf Sinn machte, wird sie an sich nicht richtiger.
Widersprüche herauszuarbeiten ist zeitaufwändig, richtig, es ist allerdings zielführend, je nachdem, was dein Ziel ist.

Beste Grüße,
Gil.
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Re: Liebe ist...

Beitragvon struktur-los » Mi 08 Sep, 2010 16:05


Hallo Neu Tron,

habe da auch mal einige kurze Anmerkungen bzw. ein paar eigene
Gedanken zu deinen Thesen...

Liebe ist ein absurdes Hobby.


…absurder geht's nicht.

Liebe ist nichts als eine unbewusste, später eine bewusste Entscheidung.


… ist für mich persönlich gar keine Entscheidung.

Wenn sie aber doch eine Entscheidung ist/wäre, dann ist/wäre sie sehr wohl auch fehlgeleiteter Egoismus. ;-)

Verlieben ist psychotisch, Lieben ist eine Zwangserkrankung.


… Liebe ist das gesündeste Gefühl überhaupt.

Wer nicht liebt, der ist eigentlich schon tot oder auf dem besten Wege dorthin.

Deshalb trifft :

Liebe ist definitiv das letzte Gefühl der letzten beiden Menschen auf diesen Planeten
.

mit Sicherheit (zumindest meiner eigenen) zu.

Liebe Grüße

PS:

Liebe ist das, was uns am Leben hält - alles andere ist nur eine Folge dessen.
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Re: Liebe ist...

Beitragvon Old Gil » Mi 08 Sep, 2010 16:17


Gerade aufgefallen:
Liebe ist definitiv das letzte Gefühl der letzten beiden Menschen auf diesen Planeten

Oh. Ich hatte das erste "letzte" doch glatt überlesen. Dadurch wird's fast so brechtwolkenmäßig. Schick, wenn auch furchtbar unromantisch ;)
Gil
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Re: Liebe ist...

Beitragvon Old Gil » Mi 20 Jul, 2011 23:10


Ist das hier noch aktuell? Das hier ist nicht mehr aktuell, was?

Habe mittlerweile meine Einstellung etwas geändert, schätze ich. Deshalb zu diesem Text: Wahrscheinlich ist er "an sich gut" - aber er gefällt mir nicht, weil ich ihn schon einmal so gelesen habe, in seinen Aussagen schon gesehen, in seinen Ausführungen schon gelesen, in seinem Klima schon gespürt. Er langweilt mich geradewegs, und der einzige Grund, warum ich mich überhaupt mit ihm beschäftige, ist die lächerliche Genugtuung, die ich empfinde, wenn ich dir, der Autorin, genau diese Tatsache vorwerfen kann, ja: Du bist für die letzten fünf Minuten meines Lebens verantwortlich, und sie waren nur so mittel. :(

In Liebe,
Gil
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Re: Liebe ist...

Beitragvon rivus » Fr 22 Jul, 2011 20:21


;)


Liebe ist prismatisch.

Liebe ist etwas, das zum Seienden hinzukommen kann und dableibt, wenn wir sie gewahren und bewahren.

Liebe ist das Reich der Wahrheit im Reich der Emotio.

Liebe ist ungewahrter Egoismus.

Liebe ist eine Symphonie fantastique.

Verlieben ist eine Neigung der Gefühle, sich mit anderen akkordisch zu verbinden, im Lieben will die Septime abwärts, die Terz aufwärts streben.
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