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Der Rabe und das Schreiben

Beitragvon Alcedo » Mi 26 Nov, 2008 11:10


Der Rabe und das Schreiben


Eigentlich war es kein Zufall gewesen. Den Nistplatz hatte ich schon mitten im Winter beobachtet. Und damit mich die Alten nicht bemerken, hatte ich mich frühmorgens im Dunkeln dafür angeschlichen. Reglos hinter dicken Waldrandeichen verharrend, das kalte Fernglas in den klammen Händen, fror mir dabei erbärmlich. Mehr als den Eintrag von Nistmaterial habe ich aber nicht mitbekommen. Vielleicht noch die eigentümlichen Laute, mit welchen sich die Alten verständigten.

Erst im April, als die Jungen flügge waren, trieb es mich wieder an die Stelle. Mehrere voll befiederte Jungvögel befanden sich im Horst. Von den Alten keine Spur. Eines der Jungen saß aber nicht so apathisch herum wie die anderen, sondern war dabei, mit neugierigem Umtrieb die Horstumgebung zu erkunden. Eine seltsame Vorahnung stellte sich bei mir ein, als ich sah wie es wiederholt die eine Seite der Astgabelung, in welche der Horst gebettet war, emporkletterte, um mit kraftvollen Sprüngen, über den anderen etwas tiefer liegenden Ast, zur massigen Nestplattform zurückzukehren. Während die anderen Jungen, soweit ich das mitbekam, höchstens von einem Nestrand zum anderen hüpften, wurde das eine mit seinen Ausflügen immer wagemutiger und ließ mich gebannt sein Tun verfolgen. Bis das Unvermeidliche geschah: Es war gar keine spektakulärere Weite - vorher hatte es größere Distanzen gemeistert - aber eine kurze Entfernung wurde zu hastig angesetzt, der Sprung geriet zu knapp und die Landung war zu sorglos auf der glatten Rinde. Die Krallen rutschten ab und die Flügel öffneten sich matt und kraftlos beim trudelnden Fall in die Urwaldtiefe.

Schnell lief ich hinüber. Dann sah ich ihn auch schon: direkt am Stamm, duckte sich sein schwarzes Federkleid tief in den Waldboden. War er aber nicht etwas weiter hinten gelandet? Möglicherweise täuschte mich die Entfernung. Als ich mich dem verängstigten Vogel näherte, sperrte er seinen fleischfarbenen Rachen weit auf, wie eine giftige Blume und fauchte mich an. Und wie er so in der Stellung verharrte, zeichneten zwei dunkle Linien tief in seinem Schlund einen Richtungspfeil nach oben zum Nest. Zwanzig bis Fünfundzwanzig Meter - ein tiefer Fall. Ich sah mich um. Der Fuchs würde sich heute Nacht von einem Fauchen nicht beeindrucken lassen. Es gab kein größeres Gebüsch in der Nähe, nichts was das Junge zum Hochklettern nutzen könnte. Nur einen alten Reisighaufen, den jemand mal aufgeschichtet hatte - was war denn das? Ungläubig starrte ich auf das Reisig: ein weiteres Junges saß aufrecht darauf, kaum fünf Schritte von mir entfernt und schaute mich an. Das musste das Junge sein - natürlich, die Richtung stimmte! Und es hatte überhaupt keine Angst. Das andere lag wohl schon länger da unten.

Vorsichtig näherte ich mich dem Reisighaufen. Um das Junge nicht unnötig zu erschrecken, versuchte ich, nicht auf die umherliegenden trockenen Zweige zu treten. Aber es machte gar keine Anstalten die auf Furcht hindeuten ließen. Selbst als ich mich vor ihm ins knackende Reisig kniete, musterte es mich unverändert aufmerksam, ja fast schon Neugier konnte ich in seinen blauen Augen ausmachen. Wie groß das Junge war! Noch nie hatte ich einen Raben aus solcher Nähe betrachten können. Ich näherte meine Hand zum Gruß und zu meiner Bestürzung nahm er diese nicht nur mit einer gleichzeitigen Körperbewegung an, sondern sprang behände mit zwei gezielten Sprüngen auf meinen Unterarm und weil ich den Arm reflexartig anhob, direkt auf meine rechte Schulter. Mit verrenktem Hals auf Distanz zu bleiben versuchend, starrte ich den langen Rabenschnabel an, der sich so plötzlich auf meiner Augenhöhe befand. Der Rabe aber musterte nur kurz meinen Scheitel, als wäre ich ein Stück Holz, drehte sich seelenruhig in eine bequeme Sitzposition und schien mich nicht weiter zu beachten. So brüsk er mich bestiegen und eingenommen hatte, so schnell veränderte sich der Ausdruck in seinen Augen; sie begannen sich, wie vor Müdigkeit, zu schließen. Und während ich mich aufrichtete, tat er es mir gleich, trippelte mit den Krallen, sein Gewicht auf der Schulter verlagernd, plusterte dabei das Gefieder und steckte zuletzt, zu meiner äußersten Verwunderung, den Schnabel bis über die geschlossenen Augen unter den rechten Flügel. Da stand ich nun mit einem schlafenden Raben, der in meine Intimsphäre eingedrungen war.

Am nahen Waldrand gab es genügend hohes Gebüsch und junge Bäume, auf denen ich ihn hätte absetzen können. Aber ich schritt hindurch und überquerte behutsam den Grenzgraben, denn ich wollte das schlafende Junge nicht wecken. Doch kaum hatte ich die Wiese dahinter betreten, die der alte einäugige Schäfer mit seiner Herde regelmässig beweidete, und auf welcher ich so häufig, aus der Deckung des Waldes, den Fuchs beim mausen beobachtet hatte, da erschienen plötzlich die Alten mit rauen Warnlauten ziemlich tief auf mich zuhaltend. Das hätte ich ihnen nie zugetraut. Das sonst so scheue Paar, näherte sich bis auf zehn, fünfzehn Meter abwechselnd im Flug, bevor sie abdrehten, mit gesträubten Hauben aufs Höchste erregt und warnend. Waren ihre unmittelbaren Kehllaute nicht zu hören, warf sie das Echo vom Walde zurück oder zumindest ihre heftigen Flügelschläge ruderten geräuschvoll durch die Abendluft - was für ein Spektakel! Das Junge aber reagierte überhaupt nicht. Erst nachdem ich es rüde stupste, zog es den Kopf aus dem Gefieder und blinzelte wie ein Kind das aus dem Tiefschlaf schreckt. Ich packte es mit der linken Hand an den Beinen und wiegte es auf und ab, damit es die Flügel breite. Dann warf ich es mit einer sanften Bewegung in die Luft - doch es bremste nur den Fall mit den Schwingen und plumpste jämmerlich ungeschickt ins Gras, von einem Crescendo rauer Rab-rab-rab Lauten des Paares begleitet. Die Alten taten mir leid. Ich entfernte mich rückwärts gehend in Richtung des Dorfes. Das schien sie zu beruhigen. Schließlich drehte ich mich um und lief bis zum nahen Schilfgürtel, wo die Beutelmeisen letztes Jahr in den ausladenden Zweigen der Salweide gebrütet hatten.

Unschlüssig blickte ich zurück und starrte auf den schwarzen Punkt inmitten der grünen Wiese. Was sollte ich tun? Es begann zu dunkeln. Die Alten hatten sich in die Baumwipfel am Waldrand zurückgezogen. Ihre Rufe waren verstummt. Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte. Dass sie das Junge mit Schnabel und Klauen anheben und mitnehmen? Die Situation erschien mir mit einem mal lächerlich. Ich schritt wieder entschlossen auf das Junge zu, herrschte es an
- Komm hau ab, geh heim!
und fuchtelte mit den Armen. Es gab keine Reaktion. Nur die Alten kamen wieder warnend näher. Das Junge schien sich nicht wohl zu fühlen im Gras. Da packte ich es mit beiden Händen und hielt es den Alten entgegen:
- Nehmt es, wenn ihr könnt! Nehmt es doch!
Das war jetzt aber dem Jungen zu viel gewesen. Etwas, wie ein Schrecklaut, entfuhr seinem Schnabel und es versuchte sich aus meinem Griff zu befreien. Da setzte ich es wieder auf meine Schulter und richtete ihm das durcheinander geratene Gefieder. Das gefiel ihm offensichtlich. Es beruhigte sich sofort.

So wandte ich mich und ging. Die Alten verfolgten mich quer durch die Au, mit nicht nachlassendem Gehader. Ihre hassenden Rufe flogen auch noch über die Obstbäume hinweg, als ich den Hang zum Dorf emporstieg. Erst bevor ich die Gärten vor der letzten Häuserreihe erreichte, zogen sie ab und verschwanden in der aufkommenden Nacht.

Seither ist er immer in meiner Nähe, der Rabe. Er hält genügend Abstand zu meinem Alltag, und segelt hoch über mir. Sein keilförmiger Stoß ist oft nicht mehr auszumachen im Zenit. Doch ab und zu kommt er gerne auf meine rechte Schulter, knabbert an meinem Ohrläppchen und fordert mich auf ihn zu kraulen. Meistens nehme ich dazu meine Füllfeder - die mag er am Liebsten - dann sackt sein Kopf träge zwischen die Schultern und seine helle Nickhaut steigt wohlig über die blauen Augen, während er seinen Kehlbart sträubt und die gleichen leisen und genüsslichen Laute von sich gibt, welche ich damals bei den Alten, im Moment der Übergabe des Nistmaterials, erlauscht hatte.
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Re: Der Rabe

Beitragvon Antibegone » Fr 05 Dez, 2008 14:00


Huhu Alcedo :-)


Ich würde dir gerne erst einmal meinen ersten Eindruck schildern: Es hat mich irgendwie erstaunt, denn die Geschichte ist zum einen etwas länger und zum anderen behandelt sie ein für mich zumindest langweiliges Thema. Trotzdem empfand ich diese Geschichte als sehr spannend und ich konnte gar nicht aufhören zu lesen.

Auch nach wiederholtem Lesen, empfand ich deinen Text als eine hübsche, kleine, in sich stimmige Geschichte.

Es ist eine Erzählung eines Vogelkundigen – er kennt sich ja recht gut aus mit diesen -, der eine überraschend „intime“ Beziehung zu einem Raben findet. („Da stand ich nun mit einem schlafenden Raben, der in meine Intimsphäre eingedrungen war.“)
Diese geht sogar soweit, dass der Vogel den Erzähler als eine Art Nest betrachtet oder zumindest eine familiäre Gestalt. So zumindest interpretiere ich dessen Laute, die vergleichbar sind mit denen der Vogeleltern, als sie das Nest bauten.
Ich habe überlegt, inwieweit das realistisch ist. Ein Rabe, der aus dem Nest fällt und überhaupt keine Angst vor dem Menschen habend, eine Beziehung mit ihm aufbaut. Ich habe keine Ahnung von Vogelkunde oder Biologie (oder generell Naturwissenschaften) und erinnere mich nur, dass Wildtiere eher scheu sein sollten. Und wie ich darüber nachdenke, kommt es mir in den Sinn, dass es eigentlich egal ist. Für die Geschichte spielt es keine Rolle. Es ist ungewöhnlich, was hier passiert, aber genau das macht die Erzählung aus und bereichert sie.
Gerade in der „Auseinandersetzung“ mit den Vogeleltern wird deutlich, dass eben auch der Vogelkundler überfordert ist mit der Situation; er würde den kleinen Raben lieber in den „Fängen“ seiner Eltern wissen. Stattdessen übergibt sich dieser freiwillig in die „Hände“ des Erzählers. Ich finde, es ist dir gut gelungen, diese Ungewöhnlichkeit des Geschehens herauszustellen.

Formal hast du den Text schön aufgebaut. Er steigert sich: Hin von dem bloßen Beobachten des Vogels, zu der ungewöhnlichen Begegnung, dem Kampf mit den Eltern, der Beschreibung (/Entwicklung) der Beziehung. Insofern baut sich eine wunderbare Spannung auf.
Geschlossen wirkt die Geschichte vor allen dadurch, dass sich der Anfang und das Ende durch diese „Laute“ verknüpft, die am Anfang von den Eltern, am Schluss von dem jungen Raben erzeugt werden.
Ich hätte nur eine Anmerkung. Du beschreibst zuerst, wie der Erzähler auf dem Boden ein anderes Vogeljunges findet, dann erst „das Richtige“. Ich empfinde das ein wenig „als Umweg“. Sprich: Es ist nicht gerade essentiell für die Geschichte, oder? Es ist, finde ich, einfach unnötig – aber vermutlich auch Geschmackssache.

Sprachlich hast du die Geschichte sehr schlicht gehalten; es finden sich schon Metaphern, (z.B.: „[...]wie eine giftige Blume und fauchte mich an. Und wie er so in der Stellung verharrte, zeichneten zwei dunkle Linien tief in seinem Schlund einen Richtungspfeil nach oben zum Nest.“) aber sie sind deutlich in der Minderheit. Es dominiert eine fast sachliche and Fremdwörter gewöhnter Stil – der ganz gut passt zu meinem geistigen Bild des Vogelkundlers, der hier erzählt.

Ansonsten hätte ich nur noch ein paar Anmerkungen zur Rechtschreibung; du scheint mit dem „ß“ und den Kommataregeln etwas auf Kriegsfuß zu stehen, oder?

Während die anderen Jungen, soweit ich das mitbekam, höchstens von einem Nestrand zum anderen hüpften, wurde das eine mit seinen Ausflügen immer wagemutiger und liess mich gebannt sein Tun verfolgen.


ließ

Bis das Unvermeidliche geschah: es war gar keine spektakulärere Weite […]


Nach einem Doppelpunkt schreibt man meines Wissens nach groß weiter.

Dann sah ich ihn auch schon: direkt am Stamm, duckte sich sein schwarzes Federkleid tief in den Waldboden.


Hier auch.

So brüsk er mich bestiegen und eingenommen hatte, so schnell veränderte sich der Ausdruck in seinen Augen: sie begannen sich, wie vor Müdigkeit, zu schliessen.


Und hier. Schliessen auch mit ß.

Schliesslich drehte ich mich um und lief bis zum nahen Schilfgürtel, wo die Beutelmeisen letztes Jahr in den ausladenden Zweigen der Salweide gebrütet hatten.


Schließlich

mit gesträubten Hauben aufs höchste (Höchste) erregt und warnend.


das Höchste, also groß geschrieben

Ich weiß nicht was ich erwartet hatte.


,was

Erst nachdem ich es rüde stupste (KOMMA) zog es den Kopf aus dem Gefieder und blinzelte wie ein Kind das aus dem Tiefschlaf schreckt.


Nachdem ist eine Nebensatzeinleitende Konjunktion, demnach; Komma nach stupste

Doch kaum hatte ich die Wiese dahinter betreten, die der alte einäugige Schäfer mit seiner Herde regelmässig beweidete, und auf welcher ich so häufig, aus der Deckung des Waldes, den Fuchs beim mausen beobachtet hatte, da erschienen plötzlich die Alten mit rauen Warnlauten ziemlich tief auf mich zuhaltend.


Regelmäßig
Die Satzstellung ist sehr kompliziert, weswegen es sich schwer lesen lässt. Du solltest vielleicht darüber nachdenken, die Syntax zu überarbeiten.

Nehmt es wenn ihr könnt! Nehmt es doch!


,wenn

Insgesamt ist die Geschichte erzählerisch gut gelungen, sie lässt sich flüssig lesen und fesselt einen. Das Thema ist, wenn auch nicht von Welt bewegender Dimension, ansprechend gestaltet.

Ach ja, noch zum Titel: Er gibt nicht viel her. Er passt sehr gut, aber macht den Leser nicht sehr neugierig diese Geschichte zu lesen, zumal es einfach schon viele andere Werke mit dem Titel gibt.

Viele liebe Grüße,
Traumi
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Re: Der Rabe

Beitragvon Alcedo » Mo 08 Dez, 2008 11:46


hallo Traumwaechterin

Vielen Dank für die ausführliche Rückmeldung. freut mich sehr, dass mein Text, trotz der gewählten Thematik, zu fesseln vermochte.
der erste, von dir zitierte Satz, war von mir als Schlüssel angedacht, als Möglichkeit zum Überwechseln in eine andere, parallele, metaphorische Ebene, aber die Story sollte trotzdem in der ersten (offensichtlichen) stimmig bleiben. ich denke letzteres funktioniert ganz gut, zumal du über den realen Wahrheitsgehalt zu spekulieren begonnen hast und trotzdem zum Ergebnis gelangst: das Ungewöhnliche ist eine Bereicherung. sehr schön. danke nochmal.

die Bescheinigung einer geschlossenen Story, samt funktionierendem Spannungsbogen, las ich mit Genugtuung. "das Richtige" sowie die ganze Episode mit dem zweiten Jungen wird wohl eher nur für die zweite Ebene benötigt. allein in der ersten kann es als Ausschweifung empfunden werden, das ist mir bewusst. danke trotzdem für den Hinweis: du bist die erste die darauf aufmerksam wurde.
der Richtungspfeil ist eine etwas linkische Metapher. er bezieht sich auf die charakteristische Rachenzeichnung juveniler Raben (dunkle Linien auf hellem Schlund) und ich wollte mit Fachbegriffen wie "defensives Drohen", "Rachenzeichnung" usw. nicht übertreiben. wie du richtig bemerkt hast, dominiert das Ganze sowieso.

die fehlerhafte Rechtschreibung war keine Absicht. ich sollte mir wahrscheinlich ein aktuelles Schreibprogramm zulegen. das mit dem scharfen ß hab ich jetzt ausprobiert: "liess" und "schliessen" wird mir, bei meiner Version, als richtig angezeigt - das hat sich überholt. ich werde mir bald ein neues Programm zulegen.
das von dir bemängelte habe ich selbstverständlich alles korrigiert. merci.

nach Doppelpunkt muss nicht immer zwingend Großschreibung verwendet werden, glaube ich. aber wenn ein vollständiger Satz mit Verb usw. folgt, sollte man es tun. mhm, dann wird es sogar vorgeschrieben, sagt Wikipedia. aber angeblich (weiß nicht mehr wo ich das las) liegt es nach der neuen Rechtschreibung im Ermessen des Autors, wenn es einen engen inneren Zusammenhang links und rechts des Kolons gibt: darum habe ich es auch so gehandhabt. da muss ich mich noch informieren, ob ich es ändern muss.
vielleicht verwende ich auch ein Semikolon, ja das ginge.
nach "Ausdruck in seinen Augen" werde ich das jetzt so machen, also: Semikolon.
nach "Bis das Unvermeidliche geschah: schreibe ich aber jetzt groß weiter.
den Rest werde ich erst mal belassen.

das mit der Nebensatzeinleitenden Konjunktion war mir neu. Dankeschön. wieder was gelernt.

wie ich die Syntax bei dem einen Schachtelsatz überarbeiten sollte, ist mir nicht ganz klar. ob es hilft wenn ich "Wiese" wiederhole? also so:
Doch kaum hatte ich die Wiese dahinter betreten, (die) Wiese, die der alte einäugige Schäfer mit seiner Herde regelmässig beweidete, und auf welcher ich so häufig, aus der Deckung des Waldes, den Fuchs beim mausen beobachtet hatte, da erschienen plötzlich die Alten mit rauen Warnlauten ziemlich tief auf mich zuhaltend.
hm, damit wird das Ganze ja noch um ein-zwei Worte verlängert. den Satz hatte ich zuvor schon geprüft, ob ich eventuell auf Fuchs oder Schäfer verzichten könnte, aber ich brauche sie beide: denn beide hätten den Raben ohne zu zögern abgemurkst. nichtsdestotrotz wäre ich hier für Vereinfachungsvorschläge / -möglichkeiten dankbar.

was die Überschrift betrifft, hatte ich überlegt beide Ebenen einzubeziehen, und so zu titeln: "Der Rabe und das Schreiben", aber ich wollte nicht mit der Tür ins Haus fallen.

Gruß
Alcedo
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Re: Der Rabe

Beitragvon Antibegone » Mo 08 Dez, 2008 15:40


Huhu Alcedo :-)

Freut mich, wenn du mit meinen Ausführungen ein bisschen was anfangen konntest.

Tut mir leid, denn die zweite Ebene deiner Geschichte habe ich überhaupt nicht erkannt.

was die Überschrift betrifft, hatte ich überlegt beide Ebenen einzubeziehen, und so zu titeln: "Der Rabe und das Schreiben", aber ich wollte nicht mit der Tür ins Haus fallen.


Als ich deinen Alternativtitel gelesen habe, wurde sie mir sofort klar (mir ist ein kleiner Kronleuchter aufgegangen). Es gefällt mir außerordentlich gut, die Geschichte unter dem Aspekt dieser zweiten Ebene noch einmal Revue passieren zu lassen.
Vor allen dieser Satz ergibt plötzlich einen ganz neuen Sinn:

Meistens nehme ich dazu meine Füllfeder


Hmm, also ich muss zugeben, dass ich erstaunt bin über die Fülle von Implikationen, die sie dadurch herleiten lassen. Es geht um den Mut zu Schreiben, aber auch darum, wie so ein Talent einem „zufliegt“, auch wenn man es nicht haben will, dass man es „retten“ muss und es einen begleitet, wenn auch manchmal unsichtbar. In dem Kontext sagt mir auch dieser Satz sehr zu:

Er hält genügend Abstand zu meinem Alltag,


Es ist nur schade, dass ich da nicht früher drauf gekommen bin. Ich überlege gerade, inwieweit es sinnvoll ist diese zweite Ebene „so gut zu verstecken“ bzw. ob es nur ein Problem meinerseits darstellt - was ich natürlich nicht ausschließe - oder ein allgemeines Problem ist, sie nicht zu entdecken. Ich würde auf jeden Fall für die Wahl des Alternativtitels aussprechen, weil ich das Gefühl, dass sonst die zweite Ebene einfach verloren ginge, „Der Rabe und das Schreiben“ wäre ein wunderbarer Verständnisschlüssel (zumindest für mich).

"das Richtige" sowie die ganze Episode mit dem zweiten Jungen wird wohl eher nur für die zweite Ebene benötigt. allein in der ersten kann es als Ausschweifung empfunden werden


Das wird mir jetzt auch klar und denke es ist in jedem Fall legitim, trotzdem empfinde ich es nach wie vor „formal als unschön“.

Das mit den Doppelpunkten; da könntest du Recht haben. Ich habe das früher in der Schule so gelernt: Nach Doppelpunkt schreibt man groß weiter, nach Semikolon klein. Aber das ist ja schon ein bisschen her und die neue Rechtschreibung könnte diese schöne Regel natürlich sabotiert haben.

wie ich die Syntax bei dem einen Schachtelsatz überarbeiten sollte, ist mir nicht ganz klar. ob es hilft wenn ich "Wiese" wiederhole? also so:
Doch kaum hatte ich die Wiese dahinter betreten, (die) Wiese, die der alte einäugige Schäfer mit seiner Herde regelmässig beweidete, und auf welcher ich so häufig, aus der Deckung des Waldes, den Fuchs beim mausen beobachtet hatte, da erschienen plötzlich die Alten mit rauen Warnlauten ziemlich tief auf mich zuhaltend.


Hmm, besser wird es durch die Wiederholung irgendwie nicht.
Das Problem bei dem Satz ist: Man liest, der Hauptsatz erzählt das Betreten der Weise, dann wird die Wiese beschrieben in zwei Relativsätzen, da könnte vom Gefühl her der ganze Satz schon zu Ende sein, aber dann geht plötzlich der Nebensatz, der an den Hauptsatz anschließt, weiter. Sprich. Du verknüpft etwas ungeschickt: Das Betreten der Wiese und das Erscheinen der Alten, was vom Sinnzusammenhang zusammengehört mit der Beschreibung der Wiese. Mein Vorschlag wäre, zwei Sätze daraus zu machen.
Irgendwie so:

Da hinten sah ich schon die Weise, die der alte einäugige Schäfer mit seiner Herde regelmässig beweidete, und auf welcher ich so häufig, aus der Deckung des Waldes, den Fuchs beim mausen beobachtet hatte. Doch kaum hatte ich sie betreten, da erschienen plötzlich die Alten mit rauen Warnlauten ziemlich tief auf mich zuhaltend.

Na ja, ist jetzt auch nicht mustergültig … außerdem gibt es Leute, die lange, kunstvoll verschachtelte Sätze mögen, insofern ist es ja nicht falsch das zu machen. Für mich ist es nur unpassend (davon abgesehen, das ich kein Freund langer, verschachtelter Sätze bin), weil hier eine Bewegung beschrieben wird, Abruptheit, Schnelligkeit, die du ja auch mit dem „plötzlich“ betonst. In solchen Situation tendiere ich eher zu kürzeren Sätzen.

Liebe Grüße,
von der Traumwächterin
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Re: Der Rabe

Beitragvon Alcedo » Fr 12 Dez, 2008 10:54


hallo Traumwächterin

mhm, deshalb ist Feedback ja so wichtig. ich dachte nämlich, die eingebaute Füllfeder wäre so überdeutlich, dass es keiner weiteren Erläuterung mehr bedarf. mittlerweile habe ich Zweifel ob es überhaupt jemand erkannt hat, so dass ich wohl die Überschrift anpassen werde. wahrscheinlich. #. ach was, ich mache es einfach. dein "Verständnisschlüssel" hat mich aufhorchen lassen. und wahrscheinlich zieht der Text mit der neuen Überschrift mehr Leser an als das schlichte Raben-Hauptwort.

wie du das mit der Syntax gemeint hast, verstehe ich jetzt. danke. den Schachtelsatz werde ich dennoch belassen. dein Vorschlag sagt mir nicht zu. "kaum hatte ich sie betreten" klingt mir ohne Wiese zu hölzern. aber das "plötzlich" werde ich an der Stelle streichen. es ist, in der Tat, unpassend (zumal ich das Wort schon einmal, weiter vorne eingesetzt hatte).
und schon ist der Satz kürzer.

Gruß
Alcedo
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